P2P-Steuer fuer's Internet? (was: Re: [wos] Nice Berlin Declaration coverage)

Felix Stalder felix at openflows.org
Tue Jul 6 00:03:37 CEST 2004


> > Heute ist es doch so, dass wenn man solche Werknutzungen zulassen
> > will, dann muss man auf Kompensation verzichten, wenn man nicht um
> > traditionellen Schema verbleiben will.
>
> Woran sich aber auch bei der Filesharing-Flatrate nichts ändert. Werke,
> die unter offenen Lizenzen stehen, können immer kostenlos und damit ohne
> "Flatrate"-Vorbehalt getauscht und ins Internet gestellt werden.

Klar, nur verzichtet man dann eben vollkommen auf Kompensation. Was OK ist, 
wenn man will, aber doch nicht wirklich die einizige Moeglichkeit sein 
sollte, wie man den freien Wissensaustausch ermoeglichen kann. Sonst kommen 
wir genau in das Problem, das du unten ansprichst.


> > Aber das ist eh die falsche Diskussion. Die Produktionsmethode der Freien
> > Software ist auf expressive Werke nicht anzuwenden.
>
> Ich habe die Unterscheidung von "funktionalen" und "expressiven"
> Werken, wie sie auch Stallman macht, schon immer unhaltbar gefunden.
> Sie ist nichts anderes als eine Fortschreibung der überkommenen
> Dichotomie von angewandten und freien Künsten.

Die Unterscheidung ist sicherlich theoretisch komplex, aber in der Praxis 
scheint sie durchaus relevant. Ist es wirklich ein Zufall, dass die grossen 
Erfolgsgeschichten, auch jenseits von Softwareentwicklung, (etwas diejenigen, 
die Erik Moeller aufgezaehlt hat) alle einen wohl doch relativ eindeutigen 
funktionalen Character haben?


> Die Produktionsmethoden und Lizenzen der Freien Software funktionieren
> nur deshalb nicht gut für andere Wissensgebiete, weil Autoren und
> Künstler schlechter bezahlt werden als Programmierer und daher nicht
> genügend freie Zeit haben, Werke für die Allgemeinheit zu schreiben, an
> denen sie nichts verdienen.

Hm, was bedeutet dass, im Hinblick auf die Notwendigkeit von 
Kompensationsleistungen? Wenn nur die oekonomische/intellektuelle Elite an 
der Wissenallemde teilnehmen kann, dann ist das Konzept doch ehr beschraenkt.


> > Ist gibt sehr gute Gruende
> > weshlab Wissenschafliche Artikel nicht unter der GPL publiziert werden.
>
> Das liegt vor allem daran, daß die GPL ein unter ihr lizenziertes Werk
> "program" und nicht "work" nennt. Die ursprüngliche Open Content-Lizenz
> von opencontent.org war gleichlautend mit der GPL, nur daß in ihr alle
> Vorkommnisse von "program" durch "content" ersetzt waren. Die heutigen
> Creative Commons Sharealike-Lizenzen beschreiben im Effekt die gleichen
> Nutzungsregeln wie die GPL.

Nein. Keine der Open Access Journals steht under einer ShareAlike Lizenz. [1] 
Aber im diesem Falle ist die Frage von derivativen Werken eh nicht so 
relevant, weil das schon sehr gut von der akademischen Koventionen geregelt 
wird.

[1] http://www.biomedcentral.com/info/authors/license

> > > Und ich glaube, dass mit einer Flatrate die Freie Software niemals
> > > abgehoben wäre.
> >
> > Das kann wohl sein, aber niemand schlaegt eine Flatrate fuer Software
> > vor.
>
> Was ist das harte Kriterium, mit dem man Texte, Musikstücke oder Filme
> von "Software" unterscheidet? Daß sie nicht algorithmisch ausführbar
> sind? Leider stimmt auch das nicht mehr, abgesehen davon, daß digitale
> Bitströme alles mögliche sein können und, wie z.B. Sebastian Lütgerts
> neuere Arbeiten zeigen, man jedes digitale Medium als jedes andere
> digitale Medium verpacken kann.

Nur weil es Leute gibt, die an dieser Unterscheidung kuensterlisch 
experimentiern heisst es nicht, dass sie bereits gesellschaftlich obsolet 
geworden ist, oder, im Sinne eines Avant-Garde Models, bald obsolet wird.

> -F
Felix


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