[wos] Fwd: <nettime> "Content Flatrate" and the Social Democracy of the Digital Commons

Armin Medosch armin at easynet.co.uk
Mon Jul 26 13:30:19 CEST 2004


> > a) recht/moeglichkeit auf zugang (zu texten, zu bildern, etc)
> > b) recht/moeglichkeit zur umbearbeitung, zitat, auszugsweise etc.
> > c) recht/moeglichkeit in umlauf zu bringen
> 
> Die drei Punkte sind alles rechtliche Fragen und eigentlich mit der GPL, oder 
> mit CreativeCommons ShareAlike Lizenzen gut abgedeckt.

ich muss da widersprechen. mein fehler war vielleicht, 
'recht/moeglichkeit' zu schreiben. ich meinte das aber nicht im 
juristischen sinn. vielleicht ist dieser beitrag insofern etwas off-topic 
und fuer einen laengerfristigen ansatz gedacht, grundsaetzlich 
nocheinmal dem ansatz 'was ist die verbindung zwischen copyright 
und kultureller produktion?'  nachzugehen. 

wenn ich das noch etwas erlaeutern darf (aus aktuellem anlass):
punkt a) zugang: als autor geht es mir hauptsaechlich um text. habe 
ich zugang zu texten? derzeit ja, und ich bin mir nicht sicher, ob drm 
da so einen unterschied machen wird, in dem bereich indem ich 
arbeite (ich schlage nicht vor, einen egozentrischen ausgangspunkt 
zum angelpunkt aller diskussionen zu machen; meine aber, es sollte 
ine art sammel studie ueber diese themen geben: wo liegen die 
beschwerden/hindernisse in verschiedenen feldern?) ich kann 
buehcer relativ guenstrig kaufen, kann bibliotheken benutzen und im 
internet finde ich auczh viele dinge.
punkt b) bearbeitung: ich habe ein zitierrecht, das glaube ich, ist 
nicht in gefahr, oder? 
punkt c) verbreitung: well, da hakt es sich dann wohl. ich kann 
sachen irgendwoi auf eine homepage stellen, wenn ich eine haette. 
wenn ich mit verlagen arbeite, dann wollen die ueblicherweise das 
copyright. gerade aktuell: ein kleines institut, das an einer grossen 
deutschen uni dranhaengt, will einen text von mir, dafuer soll ich 300 
euro bekommen. den text habe ich inzwischen geschrieben, er ist 
ziemlich lang, so um die 60.000 zeichen. nun erfahre ich, dass der 
verlag selbstverstaendlich davon ausgeht, die deutschen 
exklusivrechte zu erhalten, plus uebersetzungsrechte fuer ein jahr. 
da bin ich aber nun ziemlich dagegen. wenn ich jetzt aerger mache, 
gefaehrde ich die veroeffentlichung des textes in dem band, fuer den 
er vorgesehen war. wenn ich keinen aerger mache, gefaehrde ich 
zukuneftige nutzungen. 

erstmal wuerde es mich freuen, in dieser heiklen frage ratschlag zu 
erhalten. zweitens, und deshalb erwaehne ich das hier: ich bin nicht 
absolut gegen diesen content-flatrate vorschlag, vielleicht ist das 
wirklich, wie die sozialdemokratie (obwohl, die gibts ja nicht mehr) 
das geringere uebel. aber neben diesem kurzfristigen ansatz, der 
irgendwie dafuer gedacht scheint, drm aussen vor zu halten, wuerde 
ich es fuer notwendig halten, da doch etwas laengerfristiger und 
grundsaetzlicher nachzudenken. 

diese diskussion scheint mir, spielt sich bereits auf hohem 
abstraktionsniveau ab, wobei ganz viele annahmen quasi 
axiomatisch vroausgesetzt werden. ungeachtet dessen, dass man 
so einen vorschlag vorbringen kann (ist auch die frage wo? bei wem? 
wer sol darauf reagieren? EU? DE?) waere es doch vielleicht  der 
muehe wert, die realitaet der kulturellen produktion zu untersuchen. 
hier in dieser erlauchten wos community, wo soviele teilnehmerinnen 
uni-stellen haben, koenntet ihr da nicht ein forschungsprojekt 
zusammenschustern? wer schreibt, macht musik, bilder, bekommt 
dafuer was, wie, von wem, auf welcher basis? wie realisiert sich das, 
mit welchen erwartungen welcher teilnehmer? solche studien braucht 
man ja auch, um eine gewisse gravitas zu gewinnen. denn genause 
wie die buergerInnen eigentlich nie zu wort kommen, ist auch die 
masse der produzentinnen selten gefragt. das, nur so am rande, hat 
wohl auch was mit demokratie zu tun ...
gruss
armin



 Ich denke, es ist aber 
> wichtig, dass wir uns nicht die (verengte) Sichtweise der Lawyers zu eigen 
> machen, sondern uns durchaus auch noch ein paar Gedanken machen, wie das 
> ganze -- aus der Sicht der 'unabhaengigen Produzenten' -- denn auch 
> oekonomisch oder sozial aussehen koennte. 
> 
> Ich sehe nicht wirklich ein, wieso Kulturproduktion irgendwie ausserhalb des 
> Oekonomischen stattfinden soll. 
> 
> Freie Software, als Entwicklungsmodel, ist nicht wirklich auf andere Bereiche 
> uebertragbar.
> 
> Natuerlich koennte man argumentieren, dass das soziale/oekonomische Modell 
> emergent herausbilden wuerde, auf Grundlage der obengenannten Freoiheiten. 
> Ich glaube aber dass, wir im Moment nicht die Zeit haben, im Freiraum ewig 
> herumzuexperimentieren, denn im Moment gibt es nicht zu unterschaetzende 
> Versuche, diesen Freiraum wieder zu schliessen und mit Zuckerbrot und Peitsch 
> Apple iTunes (und aehnliches) als das Model des digitalen Vertriebs zu 
> etablieren.
> 
> Ich sage damit nicht, dass die Flatrate das perfekte Model ist, aber sie 
> versucht immerhin, die oekonomische Relevanz von Kulturproduktion 
> anzusprechen und so zu organisieren, dass ein freier Zugang zu Kultur 
> moeglich sein kann.
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