[wos] (Fwd) [edri-ip] Nice Berlin Declaration coverage

[Matthias Spielkamp]

Hallo zusammen,

viel ist ja schon gesagt worden zu Florians Kritik; vieles davon teile
ich (aber auch die Kiritk ist berechtigt).

> Was Lessig in seiner Rhetorik unterschlägt, ist, daß mit einer
> Filesharing-Flatrate mitnichten der von ihm gefeierten freien
> Kreativität geholfen wäre, sondern im Gegenteil nur klassischer
> Couchpotato-Konsum und Dateisauger-Mentalität gefördert würde. Denn am
> urheberrechtlichen Status der im Netz getauschten Werke würde sich ja
> auch bei der Flatrate nichts ändern. Der Remix des White Album und des
> Black Album zu einem Grey Album bliebe illegal.

Man sollte nicht den Fehler machen, Lessig auf das zu beschränken, was
er in seinen Vorträgen sagt. Die meisten von Euch wissen, wie schwierig
es ist, komplexe Zusamenhänge pointiert einer heterogenen Gruppe von
Menschen nahe zu bringen. Meiner Ansicht nach macht Lessig da einen
fantastischen Job - indem er sehr erfolgreich den Wutlevel steigert.

Darüber hinaus hat er schon einige Ideen im Angebot, die tatsächlich
dazu beitragen können, einen "freieren" Umgang mit Werken zu ermöglichen
- Copyright Dollar und Founders' Copyright etwa. Dass er sich öffentlich
als "Lefty" bezeichnet, ist nun mal schon das höchste der Gefühle, das
drin ist im US-Diskurs. Das Copyright rundheraus abzulehnen, wäre für
ihn ein schwerer strategischer Fehler - und es ist zwar Spekulation,
aber mein Eindruck ist eben genau, dass er sich in der Hinischt
strategisch verhält. Das ist natürlich am Reformismus näher dran als an
der Revolution, aber noch nicht gleich mit affirmativer Kritk
gleichzusetzen.

Mich stört es ja auch, dass auf den Panels keine angeregtere Diskussion
auf höherem Niveau zustande kommt, aber: Das liegt nicht an Lessig. Bin
mal gespannt, was Herr Gorz in seinem neuen Werk "Das Immaterielle" zu
sagen hat, das im Spätsommer rauskommen soll (mein Französisch reicht
leider nicht fürs Original, das schon mindestens ein Jahr auf dem Markt
ist).

Gruß,
Matthias