AW: [rohrpost] (fwd) call 2. Medienwiss. Symposion SOZIALE MEDIEN -
NEUE MASSEN
Sophia Nabokov
sophia_nabokov at yahoo.de
Fre Mai 27 07:34:25 CEST 2011
Dear Dr. Broeckmann:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,762837,00.html
--- Andreas Broeckmann <ab at dortmunder-u.de> schrieb am Do, 26.5.2011:
> Von: Andreas Broeckmann <ab at dortmunder-u.de>
> Betreff: [rohrpost] (fwd) call 2. Medienwiss. Symposion SOZIALE MEDIEN - NEUE MASSEN
> An: rohrpost at mikrolisten.de
> Datum: Donnerstag, 26. Mai, 2011 18:12 Uhr
> call for papers
>
> 2. Medienwissenschaftliches Symposion der DFG
>
>
> SOZIALE MEDIEN - NEUE MASSEN
>
>
>
> Lüneburg, 2. - 4. Februar 2012
>
>
>
> 2012 wird zum zweiten Mal das »Medienwissenschaftliche
> Symposium« der DFG statt finden. Seine Aufgabe ist es, die
> Entwicklung der Medienwissenschaft in Deutschland durch die
> Diskussion zentraler, gemeinsam interessierender Themen
> voranzubringen. Unter dem Titel »Soziale Medien - Neue
> Massen« widmet sich das Symposion daher dem Zusammenhang
> von Medien und Öffentlichkeiten.
>
> Mit dem Motiv einer brüchig werdenden Beschreibungsmacht
> hergebrachter Konzeptualisierungen von Massen und
> Massenmedien, mit den schon länger kursierenden Diagnosen
> zerstreuter Öffentlichkeiten, den kaum mehr vorhersagbaren
> Dynamiken und Effekten digitaler Technologien, dem Entstehen
> neuer Massenvorstellungen (Schwärme, flashmobs, Netzwerke,
> etc.) und ihren gesellschaftlichen und politischen
> Implikationen ist ein Forschungsfeld aufgerufen, auf dem die
> Medienwissenschaft zwar prominent angesprochen ist, aber
> nicht alleine steht. Sie ist vielmehr umgeben von anderen
> Beobachtern wie Soziologie, Geschichte, Informatik,
> Philosophie oder Publizistik, die sich ebenfalls mit solchen
> Phänomenen beschäftigen und ebenso von ihnen heraus
> gefordert sind. Umso mehr gilt es daher, im Dialog mit
> anderen Disziplinen die originäre Leistung einer
> medienwissenschaftlichen Episteme hervorzutreiben und ihren
> spezifischen Beitrag zur Deutung einer medialisierten
> Lebenswelt zu konturieren.
>
> Die Vielfalt dieses Themas soll durch vier Schwerpunkte
> gebündelt werden:
>
> Welche Massen? (Inge Baxmann, Stefan Rieger)
>
> Massen sind offensichtlich nicht mehr das, was sie einmal
> waren. Massen als reale Massierungen von Körpern auf
> öffentlichen Plätzen wurden bereits ebenso emphatisch
> verabschiedet wie die Konsumenten der gleichnamigen Medien
> und deren Theoretisierungen als unmündig und
> aufklärungsresistent, als gelenkt, manipulierbar und im
> Uneigentlichen verfangen. Bereits seit Autoren wie Riesman,
> Bell, Toffler oder Tourraine wird das Verschwinden der
> Massen zelebriert. Doch die Lage scheint komplizierter:
> Einerseits erleben ganz materielle Massen mit all ihren
> Dynamiken (von Paraden, Staus und Public Viewings bis hin zu
> Massenpaniken im religiös-rituellen Raum) allerorts ein
> comeback, andereseits ist nicht ausgemacht, ob sich die
> durch das Netz formierenden »Neuen Massen« angesichts der
> Vielfalt ihrer Ausprägungen überhaupt noch sinnvoll als
> Massen beschreiben lassen. Denn von Jeti-Fans über World of
> Warcraft-Spieler bis zu Bildungsreformgegnern zeigt sich,
> dass prinzipiell kein Gegenstand und keine Wissensform
> dieser Welt nicht dazu taugte, neue Sozialformen im
> Virtuellen zu stiften - digitale Biotope, deren Artenschutz
> schon allein deswegen einen schweren Stand aufweist, weil
> man sie ob ihrer schieren Masse nicht kennen kann. Inwiefern
> ist dabei die Wahrnehmung von Massen selbst immer schon ein
> Effekt von (Massen-)Medientechnologien gewesen? Und wo
> fängt eine Masse an, sich von einer Gruppe oder Menge zu
> unterscheiden? Zu diskutieren wäre daher, von welchen
> Massen wir über haupt als je »alten« und »neuen« Massen
> sprechen, welche (Dis)Kontinuitäten von Massen- und
> Massenmedien-Konzepten (LeBon, Canetti, y Gasset, Freud,
> Broch, »New Masses«; kritische Theorie, Birmingham School
> etc.) dabei vorausgesetzt werden, und welche historischen
> und systematischen Differenzierungen zu machen wären.
>
> Welche Medien? (Ute Holl, Claus Pias)
>
> Medien bringen ihre geschichtlich je eigentümlichen Massen
> und Massen(medien)theorien hervor. Während beispielsweise
> die öffentliche Rede ein physisch-akustisches Hier und
> Jetzt evozierte, brachten Radio und Fernsehen ein räumlich
> verstreutes, aber zeitlich vereintes Massenpublikum hervor.
> Dem Internet mit seiner Möglichkeit, sich zu unter
> schiedlichen Zeiten einzuklinken und auf Inhalte
> zuzugreifen, eignet eine zeitliche »Verstreutheit«, die
> dem (Massenmedium?) Buch zwar näher ist, dabei jedoch von
> einer Speicher- zu einer Produktionslogik übergeht, die
> vielfach als »participatory turn« oder »user generated
> content« diskutiert wurde. Spekulieren mag man, ob Massen
> möglicherweise dort auftreten, wo ein angemessener Speicher
> fehlt und wo entsprechende Speicherdispositive
> Massenauftritte und -auftriebe ersetzen. Offensichtlich
> scheint dagegen, daß historisch jeweils neue Massen den
> Plan immer zugleich mit neuen medientechnischen
> Gegebenheiten betreten haben, weil auch die Forschung ihrer
> Mediengeschichte nicht entkommt, sobald sie Massen erforscht
> und konzeptualisiert. Eine vordringliche Aufgabe ist daher
> die Diskussion der Rolle, die Apparate, Formate, Protokolle
> und Standards für das einnehmen, was durch Massen und was
> von Massen gedacht, gewusst, gesagt und getan werden kann.
>
> Welche Forschung? (Wolfgang Hagen, Timon Beyes)
>
> Massenmedienforschung will etwas über massenmediale
> Nutzungen erfahren. Solange diese Nutzung noch auf
> Geräteexklusivität basierte, konnte dabei einfach
> Gerätenutzung mit Inhaltsnutzung gleichgesetzt werden. Dies
> hat sich grundlegend verändert, denn gleichwohl z.B. das
> angeblich ausgediente Massenmedium Fernsehen so viel genutzt
> wird wie noch nie, sind Faktoren wie Plattformindifferenz
> (austauschbare Screens wie TV, PC, Laptop, Smartphone etc.),
> Contentorientierung (Inhalte werden auf verschiedensten
> Wegen geliefert), Nichtlinearität (zeitsouveräne Nutzung
> durch Recording, On Demand, Time-Shift, Download etc.) oder
> Crossmedialität (gleichzeitige Nutzung anderer Medien wie
> Internet, Handy etc.) wirksam geworden. Medienforschung als
> empirische Sozialforschung, die eine Zufallswahl aus einer
> gleichverteilten Erreichbarkeit voraussetzen und treffen
> muß, um daraus »repräsentative« Aussagen abzuleiten, ist
> unter solchen Umständen an ihre Grenzen gestoßen. Wo
> Massenmedienforschung haupt sächlich Werbeforschung im
> Markt der elektronisch linearen Medien war, wurde sie durch
> die algorithmische Auswertung von Massendaten aus Social
> Networks, Suchmaschinen oder Onlinekäufen ersetzt. Diese
> Algorithmik erzeugt jedoch ihre ganz eigenen Artefakte von
> Hits und Stars, Ballungs räumen und Unsichtbarkeiten,
> Feedbacks und Inszenierungs strategien (z.B. astro turfing).
> Mit solchen Stichworten ist die grundlegende Frage
> aufgerufen, mit welchen Methoden das historisch wechselnde
> Verhältnis von Massen und Medien beobachtet wurde und
> beobachtet werden kann. Damit sind zugleich notorische
> Differenzen verschiedener Medien-Wissenschaften adressiert
> (quantitativ, qualitativ, kulturwissenschaftlich), die es -
> in ihrer historischen Genese und systematischen Differenz -
> zu diskutieren gilt.
>
> Welche Öffentlichkeiten? (Wolfgang Coy, Geert Lovink)
>
> Es ist offensichtlich, daß Revolutionen nicht mehr (wie
> einst noch in Rumänien) mit der Video kamera gemacht
> werden, und daß Ministerämter nicht mehr durch
> Untersuchungskommissionen ins Wanken gebracht werden.
> Klassische Interessenvertretungen wie Vereine, Verbände
> oder auch akademische Fächer mit ihren tradierten Formen
> der Jahres treffen, ihren Haupt- und
> Mitgliederversammlungen, ihren Kassenwarten und
> Rechenschaftsberichten weichen zunehmend anderen
> Organisationsweisen. Ob »Weisheit der Massen«,
> crowdsourcing oder crowd funding, ob »Blogospähre« oder
> WikiLeaks: Das Netz generiert nicht nur seine eigenen
> technischen Standards, sondern mit diesen auch solche der
> Gesellschaft. Wenn »die« Öffentlichkeit bislang in der
> selbstreflexiven Diskussion der sogenannten Leitmedien
> entstanden ist, stellt sich die Frage, wie und welche neuen
> Öffentlichkeiten aus den disparaten Strängen der
> Internetmedien entstehen. Wie formieren sie diese
> Öffentlichkeiten, welche Formen der Kritik sind in und an
> ihnen möglich und wo liegen ihre Grenzen (»net
> delusion«)? Zugleich haben jene »Neuen Massen«, die mit
> dem Selbstverständnis einer egalitären und selbst
> bestimmten Unverbindlichkeit auftreten (»organizing without
> organi zations«), durchaus auch einen historischen Index:
> Phantasmen von kollektiver oder distribuierter Intelligenz
> und nichthierarchischer Selbstorganisation haben (zum Guten
> oder Schlechten) ihren Vorlauf über das gesamte 20. Jahr
> hundert hinweg. Vorrangig zu diskutieren gilt es jedoch ein
> gegenwärtiges »technological unconscious« (Nigel Thrift)
> das nicht auf technische Neuerungen reduzierbar ist, sondern
> einen Knoten aus technischen, ästhetischen und sozialen
> Entwicklungen bezeichnet, die in den Überbegriff der
> Sozialen Medien eingehen und dabei neue politische Subjekte
> und neue Regulierungsformen menschlichen Erlebens und
> Handelns hervorbringen.
>
>
> Teilnahmebedingungen:
>
> Die Teilnahme am Symposium setzt voraus:
>
>
> - die
> Zusendung eines ausführlichen Abstracts (1-2 Seiten)
> - die
> vorherige schriftliche Einreichung des Beitrags (nicht mehr
> als 12 Seiten)
> - die
> Bereitschaft, ein kurzes Korreferat zu einem der anderen
> vorgelegten Beiträge zu übernehmen
> - die
> Bereitschaft, während der gesamten Zeit des Symposiums an
> den Diskussionen teilzunehmen
>
>
> Termine:
>
> -
> Einsendeschluß für Titelvorschläge: 1.
> August 2011 (bitte mit Angabe der bevorzugten Sektion)
> -
> Einsendeschluß für Abstracts (1-2
> Seiten): 31. August 2011
> -
> Benachrichtigung über die Annahme:
> September 2011
> -
> Einsendeschluß für ausformulierte
> Papers: 1. Dezember 2011
>
>
>
> Programmkomitee:
>
> Inge Baxmann (Universität Leipzig)
> Timon Beyes (Leuphana Universität Lüneburg)
> Wolfgang Coy (HU Berlin)
> Wolfgang Hagen (Deutschlandradio Kultur / HU Berlin)
> Ute Holl (Universität Basel)
> Geert Lovink (Amsterdam)
> Claus Pias (Leuphana Universität Lüneburg)
> Stefan Rieger (Ruhr-Universität Bochum)
>
>
> Kontakt:
>
>
> neuemassen at googlemail.com
>
> --
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