[rohrpost] (fwd) heute/morgen: archXchange Konf. Moskau/Berlin, DAZ Berlin

Andreas Broeckmann abroeck at transmediale.de
Sam Mar 11 14:08:37 CET 2006


Date: Sat, 11 Mar 2006 00:15:44 +0100
From: Lisa Schmitz <lisa.schmitz at snafu.de>
Subject: archXchange Konferenz DAZ Berlin


arch(X)change Berlin and Moscow - cultural identity through architecture

Symposium in the Deutsches Architektur Zentrum DAZ (German Architecture Centre)
Köpenicker Str. 48/49, 10179 Berlin


The symposium presents well-known architectural experts from both 
countries – architects, city theorists and critics discussing the 
topic of cultural identity through architecture. Different trends and 
perspectives of urban changes are introduced within three sections.

Symposium programme

Saturday, 11 March 2006

2 p.m.
Greeting and introduction
(Kristien Ring, Director of the DAZ / team05)

2.30 – 4.30 p.m.
Current situation and strategies of urban planning and architecture 
in Moscow and Berlin
Which changes have taken place in the design and building process 
within the last 15 years? Which influence have had international 
competitions and exchange programmes?
Lectures of Sergei Tchoban (architect, Berlin), Jan Störmer 
(architect, Hamburg), Bart Goldhoorn (architectural journalist, 
Amsterdam / Moscow)

5 – 7 p.m.
Cultural identity through architecture
Architecture sets signs within the urban space - how is the 
architectural heritage treatened in Moscow and Berlin? Which presence 
does architecture have in the media? Which role does architecture 
play to gain national and international reputation?
Lectures of Eugene Asse (architect and architectural critic, Moscow), 
James McAdam (architect,
London /Moscow), Vladislav und Liudmila Kirpichev (architects, Moscow)

Sunday, 12 March 2006

2  – 4.30 p.m.
Presence of architecture in the public space
Architecture is influenced by social changes – does architecture 
influence society? How does this interplay change when political, 
social and economic transformations happen? How is the public space 
affected?
Lectures of Ivan Czeczot (art historian, St. Petersburg), Boris 
Levyant (architect, Moscow), Lisa Schmitz (artist, Berlin), Werner 
Sewing (architectural sociologist, Berlin)

The conference is moderated by Werner Sewing and team05.

The admission is free. Please register in order to keep track of the 
number of participants and to get additional information on the 
archXchange project. Please use the online registration form. 
<http://www.archxchange.net/registration.php>http://www.archxchange.net/registration.php

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The Berlin part of the arch(X)change project is  kindly  supported by:

HauptstadtKulturFonds
Daimler Chrysler Fonds im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft  e.V.
Marion Dönhoff Stiftung
Schüco Russland
Zumtobel Staff
Raab Karcher
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For further questions or information about the project please contact 
us via <mailto:info at archxchange.net>info at archxchange.net

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a project initiated by team05 <http://www.team05.de>www.team05.de


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PROBKA
- einige privat-öffentliche Notizen von Lisa Schmitz

Moskauer sind energiegeladene Erfinder. Nichts kann ihren genialen 
Erfindungsgeist stoppen. Pure Hoppyisten. Sie werfen nichts weg, weil 
sie alles gebrauchen können. Und wenn sie etwas wegwerfen, dann ist 
es selbstverständlich und geschieht mit grosser Geste.

kak by
Eines der meist gebrauchten Worte vor 1989 im Moskauer Sprachalltag 
war kak by, zu deutsch als ob/als wenn/fast/quasi. Es war in jedem 
dritten Satz zu hören, egal wo ich mich aufhielt, und es weckte meine 
Neugier. Also habe ich das Wort kak by in grossen Buchstaben an die 
Wand gehängt. Da hing als ob/fast, und je häufiger ich das Wort in 
verschiedenen privaten und öffentlichen Zusammenhängen wahrnahm, 
desto intensiver tauchte ich in den spezifischen pulsierenden 
Moskauer Lebensrhythmus ein. Erst allmählich begriff ich, dass kak by 
ein Lebensprinzip meinte, eine Möglichkeit, sich Raum zu schaffen und 
sich täglich neu zu erfinden in dem beschwerlichen Alltag, was sich 
bisweilen auf erstaunlich erfrischende Weise artikulierte. Als ob war 
ein Scheinraum, der es vermochte, sich fast zu materialisieren. Aber 
nur fast. Alles in der Sowietunion war kak by - fast.
Im August 1991 wurde diese Lebenspraxis einem politischen Härtetest 
unterzogen. Seitdem entwickelten sich die privaten und 
gesellschaftlichen Tanzschritte in verschiedene Richtungen. Standen 
Anfang der 90er die Menschen noch in der durchnummerierten Schlange, 
um sich, wie Vladimir Sorokin in den 80er Jahren in seinem Roman "Die 
Schlange" mit tiefgründigem Humor eindringlich formulierte, für eine 
Jeans tagelang über die Nachbarn zu ärgern und sich kak by 
durchzuschlängeln bis zur körperlichen Vereinigung, so wurde das als 
ob Verhalten langsam abgelöst durch eine andere Lebensweise, die sich 
als kollektiver gesellschaftlicher Körperstau artikulierte. Eine 
Performance im Stau.

probka
Probka ist das russische Wort für Stau. Eigentlich meint das Wort 
einen Korken, der die Flasche verschliesst, und gemeint ist hier der 
Pfropfen, den es zu regulieren und zu entfernen gilt, um die Sache im 
Fluss zu halten. Das betrifft den Denkstau, den Handelsstau, den 
Kommunikationsstau. Das sind wie Thromben, Blutpfropfen, die die 
Blutzirkulation behindern. Autostau. Heute schieben sich die grossen 
Menschenmassen zentimeterweise durch die Metroschächte der Stadt, 
oder sie sitzen in Blechkästen auf Rädern, die häufig ins Stocken 
geraten. Radiosender moderieren permanent das Geschehen. Wir erleben 
den Zustand der Verstopfung. Das ist autokratisiertes 
Strassentheater. Das ist auch ein fast Zustand, allerdings einer, der 
sich konkretisiert. Es scheint, dass dieses Phänomen der Verstopfung 
sich nicht nur auf den Strassen und öffentlichen Plätzen in der 
Megapolis abspielt, spiegelt es doch in bekannter kak by-Weise 
Farbnuancen eines neuen gesellschaftlich-kulturellen Wandels wider. 
Was geschieht hier? Wie agiert der kollektive Körper? Wie verhält 
sich das Individuum? Langsam löst sich der Stau, wir können weiter 
fahren. Bis zur nächsten probka. Der Moskauer kommentiert die 
Prozedur mit den Worten: Solange wir nicht endgültig stehen, sind wir 
in Bewegung.