[rohrpost] »Casino« im Weimar
Felix Sattler
felixsattler at web.de
Son Jan 8 13:27:43 CET 2006
Auch 2006 wird die erfolgreiche Veranstaltungsreihe »Tischgesellschaft:
Gesellschaftsspiele« der ACC-Galerie Weimar fortgesetzt, die sich zum
Ziel gesetzt hat, „sich außerhalb des gewohnten Rituals einer
(akademisch) philosophischen Diskussion mit aktuellen Themen aus
Philosophie, Politik und Wissenschaft auseinander zu setzen.“
Die ersten beiden »Tischgesellschaften« im Januar und Februar verheißen
einen spannenden Start, befassen sie sich doch interdisziplinär mit dem
Casino als einem ästhetischen, juristischen, ökonomischen und sozialen
Faszinosum unserer Kultur.
14. Januar 2006
20.00Uhr
ACC-Galerie, Burgplatz 1+2, 99423 Weimar
»Spielraum Casino: Zur Möglichkeit einer gesellschaftlichen Erfahrung
des Verlierens und ihres Dispositivs«
Zur Diskussion steht die Frage nach der gesellschaftlichen Funktion des
Casinos und seines Dispositivs: Bietet das Casino als Ausnahme und
Umkehrung sozialer und ökonomischer Spielregeln, trotz des ihm
scheinbar zugrunde liegenden Reizes des Gewinnens, vielleicht gar ein
letztes Refugium für den Verlierer?
In diesem Kontext sind Fragen nach der Transformation bestimmter
Rituale und (symbolischer) Tauschvorgänge genauso zentral, wie die nach
technisch inszenierter Spielfreiheit, und der Zusammenhang von
individuellem und kollektivem Risiko. Leistet das Casino eine
erfolgreiche Profanierung, oder ist es zuletzt doch nur ein Fetisch
kapitalistischer Ökonomie und ein Spiegelbild der Spektakelgesellschaft
(Debord)? Nicht zuletzt geht es um die mythologisierenden Kräfte, die
im Casino am Werk sind, und gleichermaßen zu strategischer Aufklärung
wie subversiver Affirmation einladen.
Faites alors vos jeux!
Diskussionsleitung: Harry Nutt (Journalist und Redakteur, Frankfurter
Rundschau), Andreas Ziemann (Bauhaus-Universität Weimar)
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4. Februar 2006
20.00Uhr
ACC-Galerie, Burgplatz 1+2, 99423 Weimar
»Gold Cube - Casino als Kontext zeitgenössischer Kunst- und
Raumkonzepte« (Diskussion in englischer Sprache!)
Das Casino steht in seiner Funktion als „Imaginationsmaschine” - als
„Wunschmaschine” eventuell - in einer engen Beziehung zur
zeitgenössischen Kunst und deren Repräsentations-Kontexten. Sein
einzigartiges visuelles Potential stellt sowohl für künstlerische, als
auch für architektonische Entwürfe eine (raum-) ästhetische
Herausforderung dar. In diesem Zusammenhang lassen sich folgende Fragen
stellen: Worauf gründet sich die visuelle Beschaffenheit und räumliche
Spezifität des Casinos, beziehungsweise auf welche Weise sind
„Casinoide” Strukturen von KünstlerInnen bereits bearbeitet, und in
welchem Kontext sichtbar gemacht worden? Darüber hinaus, und das ist
interessant, erscheint das Casino sogar als ein strukturelles
Bindeglied zwischen Kunst und Ausstellungskontext selbst: das Casino
ist ein einmaliger Raum, dessen heterotopische Qualität u.a. die Frage
nach der Authentizität in ihm befindlicher Artefakte nicht nur in Frage
stellt, sondern vielleicht gänzlich überflüssig macht. Kann eine
Neukonzeption des White Cube (ähnlich wie die Architekturtheorie) „vom
Casino lernen”?
In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage nach den
Zugangsvoraussetzungen und dem sozialen und kommunikativen „Spielraum“
des Betrachters/Besuchers. Welche „Wiedergeburt” muss schließlich der
Besucher eines solchen Raums erfahren?
Diskussionsleitung: Alex Farquharson (Kurator, London), Karin Jaschke
(Architekturtheoretikerin, London/Brighton), Silke Ötsch
(Architekturtheoretikerin, Innsbruck)
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Konzipiert und präsentiert von Kathrin Böer & Felix Sattler in
Zusammenarbeit mit der ACC-Galerie Weimar und dem Lehrstuhl „Moden und
Öffentliche Erscheinungsbilder“ der Fakultät Medien der Bauhaus
-Universität Weimar.
Weitere ausführliche Infos unter
http://www.acc-weimar.de/veranstaltungen/special/gesellschaftsspiele/
index.html
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Felix Sattler
felix at querformarte.de
Ernst-Kohl-Str. 2
D-99423 Weimar
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