[rohrpost] Re: kunst
mercedes bunz
mrs.bunz at de-bug.de
Die Feb 15 08:38:11 CET 2005
>>diegegenwärtige rot-grün subventionierte Gespensterdebatte über eine
>>"Repolitisierung der Kunst".
das finde ich einen sehr guten punkt. das ist mir
auch schon aufgefallen. es wird eine
repolitisierung der kunst ausgerufen, obwohl im
grunde keine depolitisierung stattgefunden hat.
tatsächlich hat man nur genau dann, als die
politisierung zur strategie der
großausstellungsereignis geworden ist, als
gegenreaktion die poetischen qualitäten von kunst
hochgehalten. was jawohl richtig gewesen. malerei
2000. wobei ich kein stück gegen
großausstellungen bin, auch kein stück gegen
ereignisse. und im übrigen auch nicht gegen
malerei. und auch nicht gegen politische kunst.
nur eben: per se war kunst nie politisch,
zumindest nicht mehr als alle anderen felder
auch. nicht mehr als alle möglichen strukturen,
in denen sich hierarchische verhältnisse
festschreiben können. nicht mehr als das private
zum beispiel. allerdings konnte in der kunst
politisches verhandelt werden. dieses moment ist
jedoch nie abgesprochen worden. das heißt also,
dass man kunst nicht wieder ins unpolitische
zurückgetrieben hat. was also war los? wer
brauchte eigentlich diesen ruf nach
repolitisierung? cui bono?
denn tatsächlich hat der politische moment der
kunst ja hervorragend an der stelle geklappt, an
der nicht inhaltsleer nach dem politischen
gegriffen wurde - heil dich doch selbst, die
flickausstellung wird geschlossen ist hier ein
prominentes beispiel, dass die kunst ebenso wie
die gegenkultur politisch ist. hochpolitisch. und
kickt.
repolitisierung wird einfach am falschen ort
gesucht: das polititsche moment der kunst besteht
nicht mehr in ihrer autonomie. nicht mehr in
irgendeinem spiegelhaften verhältnis. sondern in
ihrer involvierung. das interessante ist damit,
dass heutzutage eine autonomie der kunst keiner
mehr braucht. außer einige politiker, die denken,
indem man den verlust der politik in der kunst
anprangert, etwas relevantes und
bedeutungsschwangeres gesagt zu haben. vielleicht
muss man also die kunst gegen diese politiker
verteidigen.