[rohrpost] Niedergang von "Telepolis"
vali djordjevic
invalid at valid.de
Don Aug 28 20:22:59 CEST 2003
At 14:28 28.08.03 +0200, Alvar Freude wrote:
>-- vali djordjevic <invalid at valid.de> wrote:
> > http://www.jungle-world.com/seiten/2003/02/56.php
> > Nix gegen eine nette Verschwörungstheorie, aber ein bisschen
> > phantasievoller als bei Bröckers darf's schon sein.
>
>na, da hast Du die "etablierte" Medienlandschaft aber nicht wahrgenommen.
>
>Im Spiegel war schon vor Monaten ein Artikel, ein dicker Verriss. Und bei
>Panorama oder was das war am vergangenen Donnerstag kams auch in der ARD.
>Nicht nur zu Bröckers sondern zu allen Verschwörungstheretikern rund um
>WTC.
Mir gings eigentlich nicht um die "etablierte" Medienlandschaft, sondern um
zum Beispiel diese Liste hier. Um Leute, die sich als kritisch und
aufgeklärt bezeichnen würden, die ich unter den Begriff "Netzlinke"
zusammengefassen würde (auch wenn sie sich selbst nicht so bezeichneten).
Die Debatte um Telepolis im Allgemeinen und seltsamen politischen Tendenzen
im Besonderen, die sich in dem Magazin breitmachten (oder schon immer da
waren, nur früher vielleicht leichter zu übersehen, weil es auch andere
Texte gab) fängt auf dieser Liste sehr, sehr spät an.
Ich bin da voll Sebastians Meinung (und Florians, der ja in seinem
Eingangsstatement auch davon ausging), was seine exemplarischen
Beobachtungen der zwei letzten Tage auf Telepolis betrifft. Die
Argumentation vieler Telepolistexte zum WTC, Irak-Konflikt, amerikanischer
Innenpolitik bedient sich der bekannten Klischees und
Rechtfertigungslinien, die von rechter Seite benutzt werden. Von daher
finde ich es nicht so abwegig, Herrn Bröckers mit Herrn Mahler
zusammenzutun, was die Telepolis-Autorin ja als so verwerflich verurteilt.
Ich will gar nicht mit dem Tp-Forum anfangen, dessen Nutzer in der Mehrzahl
dumpfbackiger, sexistischer und voller stammtischhafter Resentiments nicht
voller sein könnten. Wenigstens war das so vor etwa einem Jahr, als ich
aufgehört habe Telepolis zu lesen, weil ich es zu nervig fand. Von daher
betrachtet hat sich die Entwicklung des redaktionellen Teils einfach nur
der Leserschaft angepasst - jedenfalls der Leserschaft, die lautstark sich
im Forum äußert.
Von einigen Leuten hier auf der Liste wurde zur Verteidigung von Telepolis
gesagt, dass dort Nachrichten veröffentlicht werden, die in
Mainstream-Medien untergehen würden. Welche sollen das denn sein? Alles was
ich dort lese, sind Polemiken und Kommentare, schlecht umgeschriebene
Artikel aus Wired und obskure Wissenschaftmeldungen, und um wenigstens ein
wenig mit Netzkultur zu tun zu haben nicht zu vergessen die obligatorische
Copyright-Debatte ("Brennen ist ein Menschenrecht"). Ich kann auf die
"Querdenkerei" von TP gut verzichten.
-vali