[rohrpost] TELEPOLIS präsentiert Nils Röllers SMS-Roman "SMS ma cht Liebe"

geert lovink geert@xs4all.nl
Thu, 23 May 2002 10:19:59 +1000


"SMS macht Liebe"
TELEPOLIS präsentiert SMS-Roman

Hannover, 29. April 2002 - Literatur auf dem Handy muss kein Widerspruch
sein: Wie winzige Textbrocken sich zu einem Roman verdichten, zeigt Nils
Röller in TELEPOLIS, dem Magazin der Netzkultur. Der Medientheoretiker und
Autor beschreibt in seinem vierteiligen Kurzroman, wie Liebe mit
SMS-Botschaften wachsen kann, und gibt zugleich einen Ausblick auf das
Überleben von Katastrophen. "Man nehme das Klischee einer Abschiedsszene
zwischen zwei Liebenden, eine geheimnisvolle Botschaft, ein Handy sowie ein
Computer mit Internetanschluss", so beschreibt Nils Röller die
Ausgangssituation für sein Experiment mit den poetischen Möglichkeiten von
SMS.  Herausgekommen ist die Geschichte von Paula und Tan, die sich am
Frankfurter Flughafen trennen. Paula fliegt nach  London, Tan nach São
Paulo. Wichtige SMS treffen ein. Im ersten Kapitel richtet sich Tan im
Flugzeug ein, spekuliert über einen Mailerdämon und versucht sich mit seinen
Sitznachbarn, einem Johnny-Cash-Typ und einem Seemann, zu arrangieren. Im
folgenden Kapitel wird die Wärmezeitmaschine vorgestellt, eine Aktie zur
Verbesserung der Welt. Das dritte Kapitel trägt den Titel "Logbuch der
Liebe" und ist eine Art Meditation. Mit dem vierten Kapitel, das TELEPOLIS
jetzt veröffentlicht, endet der Flug, und die Gedanken müssen sich der
Realität stellen.

"Die technische Vorgabe von 160 Zeichen führt zu einer Anordnung des Textes,
die an die Versform von Gedichten und Epen erinnert", erklärt Nils Röller.
"Die dadurch entstehenden ungewöhnlichen Umbrüche stören zwar den Lesefluss,
aber verbinden auch die einzelnen Kurznachrichten untereinander. Die
unterbrochene Komposition ist also Prinzip und muss auch als solches präsent
sein", so Röller weiter. Als Inspirationsquelle nennt er August Stramm, der
als einer der Hauptvertreter des Frühexpressionismus gilt. Der ausgebildete
Telegraph Stramm arbeitete nach dem Minimax-Prinzip, das heißt, er
versuchte, bei
einem Minimum an verwendeten Zeichen ein Maximum an Aussage zu übermitteln.
Genauso drückt Röller komplexe Ideen wie den Aufbau des Medienzentrums in
Cusco oder die Wärmezeitmaschine von Josep Beuys mit nur sehr wenigen
Zeichen aus.

Zu lesen ist der SMS-Roman, mediengerecht dargestellt im Handy-Display,
unter www.heise.de/tp/deutsch/kunst/lit/3654/1.html

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