[rohrpost] Neu erschienen! springerin 4/09: Wende Wiederkehr
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Die Okt 20 18:40:41 CEST 2009
springerin - Hefte für Gegenwartskunst
Heft 4 / Herbst 2009:
Wende Wiederkehr
Erhältlich im Handel sowie unter http://www.springerin.at
Seit Längerem ist im Kulturbetrieb von diversen
Wenden - Turns - die Rede. Ob Cultural,
Translational, Participatory oder Educational
Turn, in vielerlei Teilbereichen werden heute
vollmundig neue Paradigmen und Betrachtungsweisen
verkündet. Dabei ist oft nicht klar, ob den
ausgerufenen Novitäten tatsächlich auch ein
gedanklicher, ja systemischer Umbruch entspricht,
oder ob hier nur bislang vernachlässigte oder
unterbelichtete Themenbereiche in den Mittelpunkt
gerückt werden. Besitzt die Rede von der Wende
auf realpolitischer Ebene im Rückblick auf die
Jahre nach 1989 ein schier endloses Reservoir,
aus dem sie schöpfen kann, so ist die Verkündung
diverser kultureller Wenden oft nicht mehr als
ein rhetorisches Manöver.
Grund genug, den dieser Tage so häufig im Mund
geführten Turns näher nachzugehen, zumal in
Verbindung mit einem zweiten Stichwort
gegenwärtiger Kultur: die »Wiederkehr«, die auf
oft subtile Weise mit den besagten Wenden
einherzugehen scheint. Als rhetorisches Motiv
hielt der Begriff lange Zeit jene prominente
Stelle besetzt - sei es als Wiederkehr des
Realen, des Politischen oder irgendeines anderen,
vermeintlich Verdrängten -, den in der Folge die
Turns zu okkupieren begannen. Wirft man unter
diesen Vorzeichen einen Blick auf die aktuelle
Kunst, so lässt sich auch hier die Verwobenheit
der beiden Denkfiguren erkennen. Arbeitet sich
diese zum einen stärker denn je an historischen
Vorgaben ab, so werden zum anderen fortwährend
neue Wenden und Refokussierungen proklamiert. Von
Wiederaneignungen und »Re-Enactments« bis hin zu
simplen Retroanleihen und Rekombinationen reicht
die Palette der Rückkehrstrategien, von
Repolitisierung bis hin zu allerlei neu
ersonnenen partizipatorischen Strukturen das
Spektrum der Neuausrichtung.
Durchgehend klingt die Frage nach der möglichen
Verschränktheit der beiden Denkmotive an - der
Wende hin zum Neuen und der Wiederkehr des neu
kontextualisierten Alten. Handelt es sich bei den
beiden vielleicht um unterschiedliche Aspekte ein
und derselben Symptomatik? Oder zeichnen sich in
ihrer aktuellen, weitverbreiteten Streuung
tatsächlich Risse in der Kultur der Gegenwart ab,
die in absehbarer Zeit nicht einfach zu schließen
sein werden?
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