[wos] Content Flatrate usw.

rasmus fleischer rasmus.fleischer at post.utfors.se
Fri Jul 23 22:12:47 CEST 2004


[disclaimer: Eigentlich kann ich mich gar nicht schriftlich in deutsch=20=

ausdrucken; also kann meine Formulierungen teilweis unverst=8Andlich =
oder=20
nur pur idiotisch scheinen...]

Das gr=9A=A7te Problem mit der Deklaration war, meiner meinung nach, =
nicht=20
das sie ein System f=9Fr Pauschalverg=9Ftung vorschlug (in gegenteil =
finde=20
ich jedes Erweitern des "Gestaltungsraums" nur gut), sondern dass das=20
ganze Verfahren ist in umgekehreter Reihenfolge passiert.
Statt ein Diskussion erst zu erwachen und das WOS als Arena dazu=20
benutzen, kam nun die Deklaration erst (unmittelbar gefolgt von einer=20
Petition, einem nationalistischen Stellungnahme, einer Kampagne etc.)=20
-- weil WOS tats=8Achlich meistens wurde eine Plattform f=9Fr ein schon=20=

(von einige "copyright experts") festgelegten Text.

Das ist wahrscheinlich das Grund f=9Fr die heutige Verwirrung =9Fber das=20=

Ziel des Flatrate-Vorschlags. Einerseits ist die Deklaration "ein=20
Versuch, dem Argument 'es gibt keine Alternative zu DRM' einen halbwegs=20=

konkreten Vorschlag entegenzusetzen" [Felix Stalder, WOS-list, 30.6]=20
oder "der Reform des europ=8Aischen/deutschen urheberrechts zu=20
verhindern, und das ganz konkret" [Thomas Thaler beschreibt die=20
Stellungnahme von Privatkopie.net].
Andererseits geht es doch um etwas gr=9A=A7eres:  "giving more people=20
control over their down destiny ... being able to make a living from=20
what one likes to do. And the discussion about the flatrate is, in my=20
view, a discussion about how to contribute to that." [auch Felix=20
Stalder, Nettime, 17.7].
Wir haben also mindenstens zwei verschiedene Ziele, eine Deklaration,=20
und fast keine Diskussion. Nicht =9Fberraschend dass einige Dinge "auf=20=

verschiedenen ebenen aneinander vorbei geredet wird", wie Thomas Thaler=20=

ganz richtig notiert.

Unbeachtet alle die praktische Problemen mit "content"-Abgrenzung und=20
-Abwiegung, w=9Frde eine europeische Flatrate-Kampagne eine=20
problematische St=8Arkerung von einige unterliegende Pr=8Amissen=20
mitbringen. Das falsche Formel "Kulturproduzent =3D Urheber" ist ein. =
Ein=20
andere ist wie das Reden =9Fber "Kompensation",  "Entsch=8Adigung" und=20=

"Verg=9Ftung" andeutet, das mann h=8Alt die Reproduktion des Kunsts als =
ein=20
Verlust des K=9Fnstlers. ("Verg=9Ften: j-m Geld zahlen, bes. weil dieser=20=

e-n Schaden od. finanziellen Nachteil gehabt hat =C5 j-d f=9Fr etw.=20
entsch=8Adigen")

Armin Medosch formuliert ein wichtigen Aspekt: "die vorstellung, dass=20
es produzenten gibt, auf der einen seite, und konsumenten auf der=20
anderen, die vor allem 'herunterladen' wollen, sollten nicht das=20
leitbild der diskussion sein ... es geht darum, dieses schema=20
aufzubrechen". Daf=9Fr betont er den freien Zugang zu Rohmaterial und =
das=20
Recht zu umbearbeitung als wichtiger f=9Fr KulturproduzentInnen. Wie man=20=

dann Geld verdienen kann ist laut Medosch ein andere frage.
Denkw=9Frdig ist doch auch was Felix Stalder schreibt in seinem Einwand;=20=

es ist "wichtig, dass wir uns nicht die (verengte) Sichtweise der=20
Lawyers zu eigen machen" durch eine =86berbetonung der juridische=20
Hindernisse. Weiter: "Ich sehe nicht wirklich ein, wieso=20
Kulturproduktion irgendwie ausserhalb des =85konomischen stattfinden=20
soll."
Ich stimme v=9Allig zu, and daraus besteht auch meine Kritik von vielen=20=

"free culture"-Ideologien. Modellen gebaut an einem Versuch, ein=20
deutlicher Unterschied zwichen das =85konomische und das=20
Politische/Kulturelle zu machen, ist nat=9Frlich nichts neues (Wurzeln=20=

bei Hegel et cetera). Historisch sind eine mehrheit von Linksideologien=20=

schwer davon gepr=8Agelt: von Sozialdemokratie, Leninismus und=20
Surrealismus, via Habermas, bis zu viele "creative commies" und=20
=8Ahnliche Copyright-Kritiker. Der Flatrate-Vorschlag versucht zwar =
diese=20
Zweiteilung der Zivilisation zu verlassen -- aber nur mit dem=20
Voraussetzen einer anderen Trennung zwichen Kulturproduzenten und=20
-konsumenten. Das ganze scheint mir tats=8Achlich ziemlich gleich.

Wie man die =9Akonomische Voraussetzungen f=9Fr freien Kulturproduktion=20=

verbessern kann, das finde ich auch das Zentrale punkt dieser=20
Diskussion. Ich habe doch meine Zweifel, ob alle Formen von=20
KulturproducentInnen wirklich so =8Ahnlichen =9Akonomischen Interessen=20=

haben, dass ein monolitisches System f=9Fr "Verg=9Ftung" =9Fberhaupt =
f=9Ardernd=20
werken kann.
Ein flatrate w=9Frde eine Erh=9Aherung der Monatsgeb=9Fhren bedeuten -- =
auch=20
f=9Fr uns Kulturproduzenten -- weil das "Verg=9Ftung" nicht nur sehr=20
ungleich verteilt w=9Frde, aber auch sehr versp=8Atet. Nichts zeigt =
dazu,=20
dass es w=9Frde sich ver=8Andern mit dem online-Flatrate. Also beruht es=20=

auf der Definition von "Kulturproduzent" ob es die =9Akonomische=20
Voraussetzungen f=9Fr Kulturproduktion verbessern oder verschlimmern=20
w=9Frde.
F=9Fr K=9Fnstler die mit "Un-copyrightable art" (street art, net art,=20
performance art, tanz usw.) arbeiten, und f=9Fr alle Arten von=20
Live-Artisten (Musiker, Schauspieler, Tanzer...) w=8Are das Flatrate=20
zweifellos Kontraproduktiv. Auch f=9Fr Schriftsteller und traditionelle=20=

K=9Fnstler (z.B. Maler) w=9Frde es wahrscheinlich nicht mehr als ein=20
bi=A7chen h=9Ahere Lebenskosten und weniger Geld bedeuten.
Selbst w=9Frde ich wahrscheinlich von eineim Online-Flatrate profitieren=20=

(ich arbeite zum Teil als Musiker und kriege schon j=8Ahrlich ein nicht=20=

unbedeutende Summe Geld vom schwedischen Gegenteil zum GEMA). Meine=20
Musikerfreunden die haupts=8Achlich klassiches oder traditionelles musik=20=

spielen, h=8Atte doch nichts mehr als teurere Internet-Geb=9Fhre zu=20
erwarten. Andere Bekannten von mir machen elektronische Musik auf=20
semi-beruflichen Basis. F=9Fr sie sind funktionerende cracks zum Cubase=20=

und anderen propriet=8Aren Musik-Software ein sehr, sehr gr=9A=A7er=20
=9Akonomische Frage als "Verg=9Ftung".

Leider glaube ich dass die kommende Kampagne von=20
Attac/CCC/Privatkopie.net wird den popul=8Aren Mythos von Urheberrecht=20=

als ein Art von (bisher) funktionierende "K=9Fnstler-Lohn" st=8Arken. =
Und=20
indirekt auch zum Demonisieren der Tauschb=9Arsen beitragen=20
("Entsch=8Adigung" impliziert ja ein Schaden).
Das bedeutet nicht dass Flatrate nicht diskutiert werden sollte, es ist=20=

n=8Amlich ein ausgezeichneter Anfang f=9Fr ein gr=9A=A7ere Diskussion. =
Ein=20
WOS-Veranstaltung =9Fber das Thema, wie Thomas und Stefan schl=8Agt vor,=20=

w=8Are echt gut. Hoffentlich wird das Gestaltungsraum nachher nicht so=20=

eng wie z.B. in der Juni-Ausgabe von De:Bug, wo es nur zwei=20
Alternativen  gab: DRM oder Pauschalverg=9Ftung.


gruss
Rasmus Fleischer,
Institut f=9Fr Alternativen Verschw=9Arungssysteme (Piratbyran.org)

PS
War mein deutsch =9Fberhaubt verst=8Andlich?  ;)



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