[spectre] ZKM/exhibition P h o n o r a m a
Andrea Buddensieg
buddensieg at zkm.de
Wed Sep 15 08:59:58 CEST 2004
Exhibition Opening
P h o n o r a m a –
A Cultural History of the Voice as a Medium
(September 19, 2004 to January 30, 2005)
Opening: September 18, 2004
Time: 6 p.m.
Location: ZKM | Museum for Contemporary Art, Lorenzstr. 9, D-76135
Karlsruhe
An exhibition on the human voice may appear to be a paradoxical
undertaking. What can be rendered visible in terms of voice and hearing
are symbols, phonetics, anatomical models, speech engines, technical
machines from rare phonographs to voice-activated navigation systems
etc. - But what factually constitutes the experienced and heard voice is
the space of our sensory world. The »heard space« is at least as
constitutive as that which is perceived visually.
In the exhibition, among other things, one can hear recordings from
sound archives in Berlin and Vienna, which have compiled »vocal
portraits« of important figures since the beginning of the 20th century.
Vocal experiments by sound poets, actors and performance artists will be
presented as they expand and distinguish the meaning of a spoken text
beyond its mere semantic content - through their vocal performance. One
can hear also the first attempts of artificially created voices, such as
the voice of a speaking machine engineered by Wolfgang von Kempelen
(1734-1804), a high appointee at the court of Maria Theresia. With the
aid of his machine, he wanted to enable deaf people to articulate
themselves acoustically.
Ingeborg Bachmann, in her Frankfurt lectures, describes the »writing
self« as a »placeholder of the voice«. The singing voice conveys how far
the constantly changing possibilities of recording and studio technology
determine aesthetic perceptions of the voice. Rare examples from the
early record industry up to the most current machinery illustrate the
manifold ways of manipulating the human voice. Various experiments
capture and make audible voices of the dead. Examples of European chants
- from the fascination of the high-pitched male voice of Vatican
castratos to the bass voice of Maxim Mikhailov - as well as examples
from almost 100 years of radio history illustrate the astounding
possibilities of vocal renditions.
The design of the exhibition is unconventional. An acoustic film
accompanies the visitor through the exhibition via a timing control,
which places in space the featured voices. Thereby the audience´s
spatial perception deviates from the discernible surroundings.
Early speaking machines from the 18th and 19th century are exhibited for
the first time; valuable phonographs; the first speaking objects;
instruments and gauges that analyze and reconstruct human articulation
and vocal development; documents of early expeditions, voyeuristically
describing the first contacts with European speaking machines.
Demonstrated is the legendary ventriloquist Edgar Bergen, who, with the
voice he lent to his famous dummy, Charlie McCarthy, managed to
skillfully undermine conservative morals of his times. Rare books
document the history of the education of the deaf. Worth mentioning is
the spectrum of efforts to transcribe vocal expressions: medieval
banners, political caricatures, current comic strips or the notation
systems of contemporary music.
The exhibited voices and objects frame innovative projects and
prototypes in a historical context of technical fascination, dealing
with voice synthesis and vocal navigation as well as systems of
orientation and interaction. Presented in the exhibition will be
artistic works and installations by Judith Barry, Joseph Beuys,
Christian Boltanski, Marcel Broodthaers, Carlfriedrich Claus, Jonah
Brucker-Cohen, Gustav Deutsch, VALIE EXPORT, Asta Gröting, Pierre
Huyghe, Golan Levin, Katarina Matiasek / Scanner, Tony Oursler,
Guillaume Paris, Dieter Roth, Gerhard Rühm and others.
Brigitte Felderer is the curator of the exhibition.
Wolfgang Dorninger, musician, sound expert, developed the score for the
exhibition.
Scientific team: Charlotte Martinz-Turek, Katharina Sacken.
Exhibition design: Markus Pillhofer.
The exhibition catalogue in German is published by Matthes & Seitz
Berlin. During the exhibition, it will be available in the museum shop
at a price of € 28,40. In book stores and after the exhibition, the
price is € 34,80, ISBN 3-88221-844-4.
Contact:
ZKM | Center for Art and Media Karlsruhe
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
Fon: +49(0)721-8100 – 1200
e-mail: info at zkm.de
www.zkm.de
Einladung zur Ausstellungseröffnung
P h o n o r a m a
Eine Kulturgeschichte der Stimme als Medium
(19. September bis 30. Januar 2005)
Eröffnung: Samstag, den 18. September 2004, 18 Uhr
Ort: ZKM | Museum für Neue Kunst, Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe
Die menschliche Stimme auszustellen, scheint ein paradoxes Unterfangen.
Was an Stimme und Hören sichtbar gemacht werden kann, sind zunächst
Symbole, Lautschriften, anatomische Modelle, Sprechmaschinen, technische
Geräte vom seltenen Phonographen bis zum stimmgesteuerten
Navigationssystem. Was aber die erlebte und gehörte Stimme faktisch
erzeugt, ist der Raum unserer Wahrnehmungswelt. Für das unmittelbare
Raumerleben ist der »gehörte Raum« zumindest so konstitutiv wie der
durch das Auge wahrgenommene Visuelle. Die akustische Kultur wird
gegenüber der visuellen Kultur im öffentlichen Bewusstsein
vernachlässigt, obwohl sie beinahe ebenso bestimmend für unsere
Erfahrung der Wirklichkeit ist wie diese. Die Ausstellung »Phonorama«
ist die erste große Ausstellung zu diesem Thema. In der Ausstellung zu
hören sind u. a. Bestände aus Stimmarchiven in Berlin oder Wien, die
seit Beginn des 20. Jahrhunderts »Stimmporträts« bedeutender
Persönlichkeiten angelegt haben. Stimmliche Experimente werden
vorgestellt, die Lautdichter, Schauspieler bzw. Performance-Künstler
umgesetzt haben, um die Bedeutung eines gesprochenen Textes über seinen
bloßen sprachlichen Gehalt hinaus vokal zu erweitern und zu profilieren.
Außerdem hört man die ersten Versuche, Stimmen künstlich herzustellen,
so zum Beispiel die Stimme aus der Sprechmaschine Wolfgang von Kempelens
(1734–1804), eines hohen Beamten am Hofe Maria Theresias. Mit seiner
Maschine wollte er gehörlosen Menschen zu einem Instrument verhelfen,
Lautsprache zu erzeugen.
Vernehmen wird man auch die eindringliche Stimme von Ingeborg Bachmann,
die in den Frankfurter Vorlesungen das »schreibende Ich« als
»Platzhalter der Stimme« beschreibt. Die singende Stimme vermittelt, wie
sehr die sich laufend ändernden Möglichkeiten von Aufzeichnungs- und
Studiotechnik auch die ästhetische Stimmwahrnehmung prägen. Seltene
Beispiele aus der beginnenden Schallplattenindustrie bis zu aktuellsten
Technologien veranschaulichen die Manipulationsmöglichkeiten
menschlicher Stimmen. Neben dem Einfangen und Hörbarmachen der Stimmen
Verstorbener, illustrieren Beispiele aus dem europäischen Kirchengesang
– von der Faszination für die hohe Männerstimme vatikanischer Kastraten
bis zur Bassstimme Maxim Mikhailovs sowie Ausschnitte aus bald 100
Jahren Radiogeschichte die erstaunlichen Möglichkeiten stimmlicher
Darbietungen. Die Gestaltung der Ausstellung ist unkonventionell. Ein
gleichsam akustischer Film wird erzeugt, der die dargebotenen Stimmen
verräumlicht, die Besucher durch die Ausstellungsräume begleitet und so
eine Raumwahrnehmung ermöglicht, die von der Umgebung, die sonst
hauptsächlich über das Auge wahrnehmbar wird, überraschend abweicht.
Zu sehen sein werden frühe Sprechmaschinen aus dem 18. und 19.
Jahrhundert, die hier erstmals ausgestellt werden; kostbare
Phonographen; die ersten sprechenden Puppen und Gegenstände; Instrumente
und Meßgeräte, die menschliche Artikulation und Stimmbildung beschreiben
und rekonstruieren; künstlerische Arbeiten; Dokumente aus frühen
Expeditionen, die den ersten Kontakt isoliert lebender Menschen mit
europäischen Sprechmaschinen voyeuristisch verfolgen. Dargestellt wird
auch die geheimnisvolle Bedeutung der Bauchrednerei, so zum Beispiel der
legendäre Edgar Bergen, der Vater von Hollywood-Star Candice Bergen, der
mit der Stimme, die er seiner berühmten Puppe lieh, konservative
Moralvorstellungen geschickt zu unterlaufen wusste. Eine Auswahl
kostbarer Druckwerke dokumentiert die Geschichte der Gehörlosenerziehung.
Nicht zuletzt sind die Versuche erwähnenswert, stimmliche
Ausdrucksmöglichkeiten zu notieren: das Spektrum reicht von
mittelalterlichen Spruchbändern über die politische Karikatur bis zu
aktuellen Beispielen aus der Comicliteratur oder den Notationssystemen
zeitgenössischer Musik. Der Bogen der ausgestellten Stimmen und Objekte
reicht bis zu innovativen Projekten und Prototypen, die sich mit
Synästhesie, Stimmsynthese und stimmlichen Steuerungen auseinandersetzen
und stellt diese in einen Kontext technischer Faszinationsgeschichte. In
der Ausstellung vertreten sind künstlerische Arbeiten und Installationen
u.a. von Judith Barry, Joseph Beuys, Christian Boltanski, Marcel
Broodthaers, Carlfriedrich Claus, Jonah Brucker-Cohen, Gustav Deutsch,
VALIE EXPORT, Asta Gröting, Pierre Huyghe, Golan Levin, Katarina
Matiasek / Scanner, Tony Oursler, Guillaume Paris, Dieter Roth und
Gerhard Rühm.
Kuratiert wird die Ausstellung von der Kunstdozentin und Kuratorin
Brigitte Felderer. Im Rahmen eines langjährigen Forschungsprojekts hat
sie sich mit der Geschichte, Erzeugung und Darstellbarkeit von Stimme
auseinandergesetzt. Wolfgang Dorninger, Musiker, Elektroniker,
Soundexperte, entwickelt die Partitur zur Ausstellung.
Wissenschaftliches Team: Charlotte Martinz- Turek, Katharina Sacken.
Ausstellungsgestaltung: Markus Pillhofer.
Der Katalog zur Ausstellung erscheint in deutscher Sprache bei Matthes &
Seitz Berlin. Er ist während der Ausstellung im Museumsshop für 28,40 €
erhältlich, im Buchhandel und nach Beendigung der Ausstellung kostet er
34,80 €, ISBN 3-88221-844-4.
Kontakt:
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
Tel: +49(0)721-8100-1200
www.zkm.de
info at zkm.de
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