[rohrpost] Radiokolleg zu Commons
Armin Medosch
armin at easynet.co.uk
Mon Jul 15 09:21:43 CEST 2013
Liebe Alle,
gerade jetzt im Radio, auf ORF, OE1, Der Reiz des Commons
http://oe1.orf.at/programm/343108
Wer sich nicht im Einstrahlungsbereich des ORF befindet, kann die
Sendung mittels des LIve buttons hoeren, bzw 7 Tage aus dem Archiv
nachhoeren http://oe1.orf.at/
greets
Armin
Radiokolleg - Der Reiz der Commons *
Montag
15. Juli 2013
09:30
Gemeingüter als neue wirtschaftspolitische Leitidee?
(1). Gestaltung: Armin Medosch
Das Informationszeitalter hat der Welt eine unerwartete Innovation
beschert, die Emergenz des digitalen Commons. Menschen produzieren
freiwillig und gemeinsam so komplexe Dinge wie Computerbetriebssysteme
und Online-Enzyklopädien.
Die natürlichen Commons - wie z. B. gemeinschaftlich genutzte Wiesen,
Wälder oder Fischteiche - wirkten bis vor kurzem als Relikte der
Vergangenheit. Nun aber greifen immer mehr Menschen die Idee des Commons
auf und rücken diese ins Zentrum eines neuen Gesellschaftsentwurfs.
Die Commons-Bewegung glaubt, dass die politische Ökonomie der
Gemeingüter die Lösung für die drängenden Probleme der Gegenwart
beinhaltet. Anstatt auf Privateigentum und Wachstumsideologie setzen sie
auf gemeinsame, kollaborative Arbeitsweisen, flache Hierarchien und
Gemeineigentum.
Wenn es nach ihnen geht, eignen sich Wirtschafts- und
Organisationsformen des Commons nicht nur für Software, sondern auch für
ökologische Landwirtschaft, soziale und ethische Banken, Bildung und
Forschung.
Handelt es sich dabei um Wunschdenken oder um eine tatsächliche,
pragmatische Alternative zum kapitalistischen Wettbewerb? Können Commons
mehr sein als eine Nische im Neoliberalismus? Selbst das erfolgreichste
Modell, die Open-Source-Software, floriert in enger symbiotischer
Beziehung mit multinationalen Informationskonzernen.
In den armen Ländern des Südens, wo Milliarden von Kleinbauern und
-bäuerinnen auf die Nutzung natürlicher Commons angewiesen sind,
schreitet deren Zerstörung voran. Zu naiven Höhenflügen über die
Commons-Utopie gibt es also nur wenig Anlass.
Armin Medosch wirft einen nüchternen Blick auf die Ausbreitung der
Commons-Idee. Kann die Commons-basierte Ökonomie zum neuen
wirtschaftspolitischen Leitgedanken werden? Welche Infrastrukturen wären
dazu nötig? Was müsste auf regionaler, nationaler und internationaler
Ebene getan werden, um die Entstehung neuer Gemeingüter zu fördern? Sind
Bildung und Wissen nicht so etwas wie natürliche Commons? Wie aber lässt
sich dieser Status in der Realität verankern, die nach wie vor von
steigender Ungleichheit geprägt ist?