[rohrpost] Neu erschienen! springerin 1/10: Globalismus

springerin springerin at springerin.at
Mon Feb 1 13:03:17 CET 2010


springerin - Hefte für Gegenwartskunst
Heft 1 / Winter 2010

Globalismus

Erhältlich im Handel sowie unter http://www.springerin.at


Going global. Seit geraumer Zeit ist diese 
Dimension des Denkens, egal auf welche 
künstlerischen oder kulturellen Szenarien 
bezogen, ein fixer Bestandteil des 
Gegenwartsdiskurses. Dabei bilden Globalität, 
Globalisierung und Globalismus ein vages Cluster 
einander überschneidender Ideen, deren 
tatsächliche Trennschärfe nur selten in den Blick 
gerät.
Unverzüglich stellt sich, sobald das Wort 
»global« im Mund geführt wird, eine Reihe von 
Fragen: Lässt sich in Bezug auf die weltweit 
vernetzte Kunstszene tatsächlich von so etwas wie 
einer »globalistischen« Ausrichtung reden? Also 
nicht bloß von einer der Ausdehnung nach immer 
mehr Schauplätze erfassenden Kontroll- und 
Überblicksfunktion, sondern von einer aktiven 
Förderung, was Austausch, Wechselseitigkeit und 
Vielfalt betrifft? Oder stellt diese Art der 
Betrachtung nur eine weitere, vom Westen 
ausgehende Perspektive dar, der die disparaten 
lokalen Realitäten nur begrenzt entsprechen? Sind 
die Import-Export-Szenarien, wie sie in den 
Kunstszenen unterschiedlicher Kontinente und 
Regionen vorherrschen, tatsächlich einer 
ansatzweisen Gleichberechtigung verpflichtet? 
Oder setzt sich die historisch verankerte 
Schieflage weiter fort, die selbst bei global 
ausgerichteten Institutionen wie Biennalen und 
Kunstgroßausstellungen nur schwer zu überwinden 
ist?
Fragen wie diese sind nicht aus der Welt zu 
schaffen, indem man das eigene Denken als immer 
schon »globalistisch« orientiert ausweist. 
Vielmehr bilden sie den kontinuierlichen Anstoß, 
sich mit den Voraussetzungen und Blindheiten des 
eigenen Vorgehens zu befassen. Die beständige 
Aufforderung, der vermeintlichen Weltgewandtheit 
des eigenen Kunst- und Denkanspruches profund zu 
misstrauen.
Ein weiterer Aspekt der Globalismusdebatte 
betrifft schließlich die aktuelle Kunstproduktion 
selbst: Wie weit ist heutigen Praktiken an einer 
globalistischen Ausrichtung gelegen - im 
Unterschied etwa zu ortsbezogenen Verfahren (was 
keinesfalls im Widerspruch zueinander stehen 
muss)? Inwiefern ist dies eine von außen, mithin 
von hierarchisch höher stehenden Playern an die 
Kunstpraxis herangetragene Forderung, der sich 
individuelle Ansätze nur bedingt fügen? Fragen 
dieser Art werden auch weiterhin virulent 
bleiben. Auf einem dem Thema Globalismus 
gewidmeten Kongress, am 19. und 20. Februar im 
Wiener Mumok, wird ihnen näher nachgegangen 
werden. AutorInnen dieser Ausgabe werden dabei 
mit ausgewählten KünstlerInnen und 
TheoretikerInnen in Dialog treten. Gleichsam als 
Motto soll die Aussicht bzw. Realisierbarkeit 
einer »vereinigten« kritischen Kraft, die sich 
aus weltweit verbreiteten Knotenpunkten speist, 
über der Veranstaltung stehen.


Netzteil

Rahma Khazam: Geister und Gespenster - Für eine 
erweiterte Herangehensweise der Sound Art
Franz Thalmair: Der Schein trügt, immer - Das 
Künstlerduo Ubermorgen.com feiert sein 
zehnjähriges Bestehen
Nat Muller: Engel der Geschichte im digitalen 
Zeitalter  - Zur Ausstellung "Feedforward - The 
Angel of History" im spanischen Gijón
Nicole Brenez: Good Vibrations - Das französische 
DVD-Label Lowave nimmt sich der Ränder Filmkultur 
an
Naoko Kaltschmidt: "Extra Trouble" - Über Jack 
Smith und die Schwierigkeiten seiner Rezeption
Christian Höller: Zur Aktualtität des Komponisten und Musikers Cornelius Cardew
Rachel Mader: Vom Versuch, Netzkunst zu 
vermarkten - Das Projekt "Digital Art 
Collection/Store"


Netzteil

Brian Holmes: Was steht in den Sternen? Globale Finanzen, prekäre Schicksale
Bildstrecke: Zoe Leonard, Analogue, (2009).
Nancy Adajania: Zeit für eine Neuinszenierung der 
Welt - Globalismus als Reflexion und Gegenmittel 
zur Globalisierung
Keiko Sei: Entzugserscheinungen in der 
künstlerischen Psyche - eine Standortbestimmung 
der thailändischen Kunstszene
Bildstrecke: Hans Nevidal, Eva Ursprung, Blind Spot Niger Delta, (2009).
Toni Maraini: Kunst in einer globalen Welt - der Fall Marokko
Erden Kosova: Tot oder lebendig? - Türkische 
Kunst zwischen nationalistischen, 
anti-kapitalistischen und globalistischen 
Ansprüchen
Anna Schneider: Die maritime Wende - Die Abkehr 
von territorialen Perspektiven als Chance für die 
Globalisierung
Jochen Becker: Killy Billy - Horror im Volksheim Schweden


Artscribe  

Reviews von Neuerscheinungen sowie Ausstellungen 
in Berlin, Bristol, Graz, Klagenfurt, Lausanne, 
Ljubljana, New York, Westjordanland/Palästine, 
Vilnius, Wien, Utrecht


-- 


redaktion springerin
museumsplatz 1, A-1070 wien / vienna, t +43 1 
5229124, f +43 1 5229125, isdn (Leonardo) +43 1 
5229124-1959,  http://www.springerin.at
For the English version of the magazine see:  http://www.springerin.at/en/