[rohrpost] n0name nachrichten #133

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Mon Jan 12 16:15:38 CET 2009


n0name nachrichten #133 Mo., 12.01.2008 14:38 CET

*Inhalt/Contents*

1. Die Linke Haeschen nochmal
2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 37
3. verteidigt das Portal der Fantasie
   aus: _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien 
   der Technokultur 3.2_

31 KB, ca. 10 DIN A4-Seiten

ACHTUNG! Umlaute, Unicode-Zeichen

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1.

Die Linke Haeschen nochmal

Im n0name newsletter #88 brachten wir den Link, leider sind die 
gekauften Nagerinnen im engen Trikot nicht mehr im offiziellen Netz 
(Hellnetz), damals genannte alte Internetadresse 
http://fr-aktuell.de/_img/_cnt/_hermes/nacnac_4_unten.jpg ist nicht 
mehr aktiv. Wir haben sie! Hier im Dunkelnetz (darknet):

http://n0name.de/news/attachm/nacnac_4_unten.jpg

Yelena Simc

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2.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 37


Was kann man aus einer Kunstlandschaft lesen? Die Fuelle der Natur, 
die Ausbeutung derselben? Oder: "Als Mitglied, Foerderer oder 
tragendes Mitglied kann man zudem seinen Beitrag (Energie, Ideen, 
Geld) in die nicht-kommerzielle internationale Berliner 
Kunstlandschaft zurueckflieszen lassen."

Man fragt sich nur: welches Geld, welche Ideen und wie? Schreibt man 
den Satz etwas um, dann wird es klarer: "Als Mitglied, Foerderer oder 
tragendes Mitglied der Gesellschaft kann man seinen Beitrag (Energie, 
Ideen, Geld) in die kommerzielle internationale Berliner Landschaft 
zurueckflieszen lassen." Denn Nicht-Kommerzielles gibt es nicht, 
letztlich geht es ums sog. kulturelle Kapital das auch noch 
regionationalistisch gebunden wird, obwohl man durch die 
Weltgeschichte reist. Das nennt man dann Migration, die aber 
eigentlich eigentlich blosz Bewegung ist. Die Regierungen Europas 
planen jetzt in der Krise genau das, den Rueckfluss von Energie, 
Ideen, Geld, also Arbeit, Ideologie, Lohn ans echte Kapital, von dem 
das kulturelle vollstaendig abhaengt.

Eigentum ist aber nicht nur ein Begriff, es ist auch ein 
Herrschaftsverhaeltnis, zudem wir von PRIVATeigentum schreiben. Also 
bleibt die Wahl braver Soldat zu werden oder braver Pirat. Welchen 
Rock man dabei traegt und wie und was man rockt ist dann lediglich 
eine Formfrage. Die gegenwaertige wird geschichtlich sein, wie alle 
zuvor. Und jetzt kann man sehen, dass Recht (am Eigentum) nicht 
neutral, nicht ungeschichtlich sind und seine eigene Politik hat 
und eben nicht hat, weil nicht die Politik -- wie etwa Uwe Wesel in 
_Juristische Weltkunde_ auf S. 198 behauptet -- bestimmt, sondern 
(sondern, sondern, sondern) das Kapital-Verhaeltnis die Politik 
bestimmt und Recht ihr Instrument, Medium, Environment ist.
Wie kommt es also zum kapitalistischen Eigentum, oder anders, wie 
ist das Andere des kapitalistischen Eigentums, wenn es etwas anderes 
geben konnte?

"6 Nicht-kapitalistisches Eigentum und 
historische Produktionsweisen

6.1 Zuordnungsverhältnisse in archaischen Gesellschaften

Sich im Rahmen der Untersuchung moderner Eigentumsbeziehungen mit der 
Frühgeschichte der Menschheit zu befassen, scheint auf den ersten 
Blick unver-ständlich, der Anlauf zu gewaltig. Es soll daher jene 
Begründung für die Analyse archaischer Eigentumsbeziehungen angeführt 
werden, die auch der Rechtsanthro-pologe Uwe Wesel für die 
Untersuchung des Rechts in vorstaatlichen Gesellschaf-ten konstatierte:

„Weil man sich hier (in der Zeit vor der Antike, d. Verf.) sogar noch 
darüber streiten kann, ob überhaupt schon Recht ist, was uns da 
begegnet. Und weil man dann besser erkennt, was das eigentlich ist, 
unser Recht" (Wesel 1997b: 13).

Um die Konturen des zeitgenössischen Eigentumsrechts deutlicher hervor 
treten lassen zu können, möchte ich die Skizze vormoderner 
Eigentumsbeziehungen mit einem kurzen Rekurs auf die Urgesellschaften 
beginnen.
   Bei der Auseinandersetzung mit Gesellschaften, deren Existenz noch 
in die Zeit vor der Antike datiert, ist es weithin akzeptiert, dass 
zeitgenössische ethnolo-gische Studien zur Analyse ihrer Rechtsformen 
herangezogen werden, da es schrift-liche Zeugnisse nicht gibt und 
schriftliche Überlieferungen aus der Antike oder archäologische Funde 
nicht ausreichen (Wesel 1985: 15). Es handelt sich hierbei um die 
„komparative Methode", die davon ausgeht, dass Gesellschaften 
der Früh-geschichte gewisse Ähnlichkeiten haben mit 
Stammesgesellschaften, die in unse-rer Zeit von Ethnologen beschrieben 
worden sind. Gerade anhand von vor-staatlichen Gesellschaften oder 
eben zeitgenössischen Stammesgesellschaften lässt sich darlegen, wie 
und worin die vormodernen Eigentumsverhältnisse sich von denen der 
Industriegesellschaften unterscheiden.
   In einem Aufsatz über die Entwicklung des Eigentums in frühen 
Gesellschaf-ten (Jägergesellschaften, segmentäre1 und kephale 
Gesellschaften) stellt Wesel gleich in den ersten Sätzen fest, dass 
sowohl Form als auch Funktion ebenso wie die Begrifflichkeit von 
Eigentum in den frühen Gesellschaften grundsätzlich unter-schieden 
sind von der modernen Gesellschaft und dass daher das Problem bereits 
bei der Wahl der richtigen Sprache liegen würde, mit der diese uns 
fremden Ver-hältnisse beschrieben werden sollen (vgl. Wesel 1982). 
Schon 1917 habe Wilhelm Wundt vorgeschlagen, die einfachen Gegenstände 
der persönlichen Ausrüstung
_______________
1 Segmentäre Gesellschaften sind „akephale (d.h. politisch nicht 
  durch eine Zentralinstanz organisierte) Gesellschaft, deren politische 
  Organisation durch politisch gleichrangige und gleichartig 
  unterteilte mehr- oder vielstufige Gruppen vermittelt ist" (Sigrist 
  1979: 30).

134

wie Kleider, Waffen, Geräte, als „Habe" zu bezeichnen. Diese würden in 
frühen Gesellschaften so selbstverständlich zur Person gehören, dass 
sie in der Vorstel-lung dieser Menschen ebenso wenig als Eigentum 
angesehen werden könnten wie der eigene Körper (Wundt 1917: 67, aus: 
Wesel 1982). Bereits an dieser Aussage wird deutlich, dass dem 
modernen Eigentumsbegriff offensichtlich eine Voraus-setzung zukommt, 
die für frühere Gesellschaften nicht oder nur eingeschränkt gilt: Die 
Dinge müssen als getrennt, trennbar oder verkehrsfähig von den Men-
schen wahrgenommen werden, was nicht damit verwechselt werden darf, ob 
sie auch physisch „getrennt" sind oder nicht. Das persönliche Hab und 
Gut eines Jägers der Urgesellschaft existiert ja sehr wohl ihm 
äußerlich, es ist ihm nicht angewachsen, wie etwa seine Ohren oder 
andere Körperteile, und dennoch scheint er es so ähnlich zu 
betrachten, als sei es Teil seines Körpers. Es scheint kein - oder 
vorsichtiger: ein anderes von uns schwer nachzuempfindendes - 
„Rabenbewusst-sein" zu geben, ein Bewusstsein von absoluter, 
ausschließlicher Verfügungsgewalt, wie es das moderne Eigentum 
kennzeichnet, kann wahrscheinlich ausgeschlossen werden.
   Marx formulierte für die vorkapitalistischen Gesellschaften, dass 
der Mensch sich dort eigentlich nicht zu seinen Produktionsbedingungen 
verhält (ich „ver-halte mich zu" setzt die Trennung von Subjekt und 
Objekt voraus), sondern der Mensch ist doppelt da, sowohl subjektiv 
als er selbst wie objektiv in diesen natür-lichen anorganischen 
Bedingungen seiner Existenz" (Marx 1857/58, 1953: 391). Das heißt 
nicht, dass es keine Vermittlungsweise geben würde zwischen dem 
frühzeitlichen Menschen und der Art und Weise, wie er an 
Gebrauchsgegenstän-de gelangt. Der Zugang zu Boden beispielsweise ist 
vermittelt durch die Mitglied-schaft in einem Clan, einer Lineage oder 
welcher sozialen Einheit auch immer und bezüglich der 
Gebrauchsgegenstände ist gerade bei Jägergesellschaften die von Marcel 
Mauss analysierte „Reziprozität" von vormodernen Austauschverhält-
nissen (Mauss 1990) besonders ausgeprägt. Das heißt, bewegliches Gut 
ist zwar in der Nutzung Einzelner, diese Zuordnung aber ist mit 
Verpflichtungen belegt, so dass - wenn überhaupt - von 
(individuellem) Eigentum, so von einem absoluten Eigentum nicht die 
Rede sein kann. Charakteristisch für die moderne Form des Eigentums, 
des Privateigentums, ist ja, dass der Privateigentümer weitgehend da-
mit machen darf, was ihm beliebt.2 Bei Gesellschaften, deren 
Tauschformen - also deren Formen der „Eigentumsübertragungen" - auf 
Reziprozität beruhen, kann von einer solchen Verkehrsfreiheit, die 
die Freiheit des Eigentums voraus-
_______________
2 Die Bestimmung im bundesdeutschen Grundgesetz „Eigentum 
  verpflichtet" schränkt die Verfügung des Eigentümers in der Regel 
  nicht ein. Sie verpflichtet den Eigentümer nicht auf eine bestimmte 
  Verwendungsweise seines Gutes, sondern bezieht sich auf 
  Ausnahmetatbestände. Auf diesen Punkt wird später noch eingegangen.

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setzt, nicht die Rede sein. Hier existieren vielmehr immanente 
Bindungen des Eigentums (vgl. Wesel 1982), wenn beispielsweise eine 
Gabe angeboten wird und sie gar nicht zurückgewiesen werden darf 
und/oder mitunter auch wieder erwidert werden muss. Die reziproken 
Tauschbeziehungen sind nicht mit dem modernen Äquivalententausch zu 
vergleichen und unterliegen einer völlig anderen Rationa-lität, die in 
sozialen, geistigen (religiösen) Bindungen ihre Ursache haben: „Rezi-
prozität erfordert die Angemessenheit der Gegengabe, nicht aber eine 
mathema-tische Gleichwertigkeit" (Polanyi 1979: 159, Herv. i.O.).
   Die amerikanische Historikerin Stephanie Coontz benutzt in ihren 
Untersu-chungen sozialer Beziehungen bei indianischen Gesellschaften 
den Begriff des Eigentums ebenfalls eher distanziert und verweist auf 
den engen Zusammenhang von Verfügungsrecht und Bedarf:

„Anders als die europäischen Gesellschaften waren die indianischen 
nicht um das Privat-eigentum an Grund und Boden oder an Ressourcen 
organisiert. Zwar verfügten viele Gruppen, Individuen oder Familien 
über bestimmte Ressourcen oder Territorien, doch ging diese 
Verfügungsgewalt nicht notwendig mit Exklusivrechten einher. So 
bestand zwar eine Verpflichtung, `Eigentümer' um Erlaubnis für die 
Nutzung ihrer Ressourcen zu bit-ten, doch war es gänzlich 
unvorstellbar, daß Nutzungsrechte, die der Bedürfnisbefriedigung 
dienten, verweigert wurden" (Coontz 1994: 53, Herv. d. Verf.).

Häufig wird in der Rechtsanthropologie betont, wie vielfältig 
diversifiziert die Eigentumsrechte in Urgesellschaften allgemein - das 
heißt auch in sesshaften Gesellschaften - seien und dass sie 
begrifflich mit unseren Worten eigentlich nicht zu fassen wären. Wesel 
gibt dafür ein instruktives Beispiel:

„Eine sehr genaue Schilderung gibt es für Tikopia in Polynesien (Firth 
1936, 1957: 373-407). Dort lebten etwa 1300 Menschen zur Hauptsache 
von Kokosnüssen und Brotfrüchten, Yams und Taro, in vier Klans mit je 
einem Häuptling und mehreren patrilineages,3 die paito, Haus genannt 
werden. Auch bei ihnen findet sich Verwandtschaftseigentum am Land. Es 
gehört sowohl dem Klan, seinem Häuptling, einem paito und einem 
einzelnen Angehörigen dieses paito. Alles ist richtig, mit unserer 
Terminologie schwer zu fassen. Es kommt immer darauf an, in welchem 
Zusammenhang man es sieht. Das Eigentum des Häuptlings am Klan-Land 
ist nicht sehr stark, in seiner Intensität abhängig von der allge-
meinen Situation. Jedenfalls kann er in Notzeiten nicht verhindern, 
daß Angehörige sei-nes Klans gegen seinen Willen auf Feldern pflanzen, 
die er sich selbst oder für andere reservieren wollte. Er hat einen 
Anspruch auf kleine Gaben aus der Ernte. Innerhalb des paito sind 
Gärten und Felder weitgehend individuell aufgeteilt. Dabei ist die 
Zuordnung von Gärten fester, denn die Bäume bringen sichere Erträge 
ohne größeren Arbeitsaufwand.
_______________
3 Eine Lineage ist eine soziale Einheit, deren Angehörige alle von 
  einem gemeinsamen Ahnen abstammen und meist an einem Ort wohnen, 
  patrilinear bedeutet, dass die Abstammung durch die väterliche Linie 
  bestimmt wird und mitunter alle Kinder den Namen des Vaters tragen 
  oder zu seinem Clan gehören. Oft werden auch materielle Güter und 
  soziale Privilegien über die männliche Linie weitervererbt.

136"

und

"Anders die Felder. Der Anbau von Yams und Taro ist mit viel Arbeit 
verbunden, weil das Unterholz sehr stark ist. Die Zuordnung ist nicht 
so fest. Auf ihnen kann auch ein ande-rer pflanzen, sogar ohne vorher 
zu fragen, wenn der eigentlich Berechtigte noch nicht begonnen hat. 
Man revanchiert sich mit einem Korb Taro. Es gibt auch die 
Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, indem man sich das Land vorher 
mit einem Zeichen reserviert. Zu oft kann man aber weder das eine noch 
das andere machen, gute fremde Felder bebau-en oder gute eigene Felder 
sich auf diese Weise vorbehalten. Auch ein Häuptling nicht. Sonst 
setzt man sich der allgemeinen Verachtung aus. 
Verwandtschaftseigentum ist eben nicht exklusiv, sondern vielfältig 
in kollektiven Bindungen verschränkt" (Wesel 1982: 24 ff., Herv. d. 
Verf.).4

Frühe Gesellschaften können nicht über einen Kamm geschert werden,5 
allein schon zwischen nomadisierenden und sesshaften Gesellschaften 
existieren grund-sätzliche Unterschiede, beispielsweise ist die 
Verwandschaftsstruktur bei Jäger-gesellschaften nicht so fest und 
unterscheidet sich grundsätzlich von sesshaften Gesellschaften, in 
welchen eindeutige patrilineare oder matrilineare Erbfolgen die 
Zusammensetzung der Gruppe bestimmen, während Jägergesellschaften nach 
beiden Seiten offen sind. Selbst innerhalb dieser beiden Kategorien 
gibt es sehr unterschiedliche Formen der Vergesellschaftungsweisen. 
Eine der immer wieder kehrenden Charakteristika des vormodernen 
individuellen Eigentums ist jedoch die schon oben erwähnte 
Verquickung von Bedürfnis und Verfügung. Bezüglich der Inuits 
schreibt Wesel:

„Eigentum ist begrenzt durch die Notwendigkeit des Gebrauchs. Wer eine 
Sache nicht braucht, muß der Bitte eines anderen entsprechen, sie ihm 
zu leihen. Damit verliert er nach der Vorstellung der Eskimo auch 
schon einiges von seinem Eigentum. Denn wenn der andere die Sache 
beschädigt oder verliert, gibt es keinen Anspruch auf Ersatz" (Wesel 
1985: 123).

Brachliegende Äcker oder die Vernichtung von Nahrungsmitteln, welche 
den Zweck hat, Preise zu halten, oder leer stehende Häuser mit dem 
Zweck der Spe-kulation - selbstverständliche Phänomene der sogenannten 
zivilisierten, moder-
_______________
4 „Berechtigungen innerhalb des Verwandtschaftseigentums sind nie 
  absolut und ewig wie europäische subjektive Rechte. Daraus ergeben 
  sich schwerwiegende Differenzen mit europäischen Siedlern, denen die 
  Indianer im 18. Jahrhundert Teile des Landes in Verträgen überlassen 
  hatten. Sie meinten: vorläufig. Das Land, das der Schöpfer ihren 
  Ahnen überlassen hatte, mußte ihren Kindern erhalten bleiben und 
  konnte gar nicht endgültig weggegeben werden, schrieb Häuptling 
  Cornplanter 1790 in einem Brief an Präsident Washington" (Snyderman 
  1951: 18, nach Wesel 1983: 24).
5 Das wusste auch schon Marx, so schrieb er in einem Brief an Vera 
  Sassulitsch: „Die Geschichte des Verfalls der Urgemeinschaften (man 
  würde einen Fehler begehen, wenn man sie alle über einen Leisten 
  schlagen wollte; ebenso wie in den geologischen Forma-tionen gibt es 
  auch in den historischen Formationen eine ganze Reihe von primären, 
  sekundären, tertiären etc. Typen) ist noch zu schreiben" (Marx 1881, 
  1973: 386).

137

nen Welt - wären in dieser gebrauchswertorientierten 
Eigentumskonzeption un-denkbar."

Das ist ein wichtiger Punkt, implizit festzustellen, dass wir momentan 
in der Umgebung einer mehrwertorientierten Eigentumskonzeption leben.

   "Die bei frühen Gesellschaften zu beobachtende individuelle 
Zuordnung von Land und die kollektive Bearbeitung und vor allem 
Nutzung dieses Landes führt natürlich zu einem Widerspruch, wenn man 
dieses individuelle Eigentum „Privat-eigentum" nennt, wie das manche 
Autoren tun, wobei dann dadurch mitunter belegt werden soll, dass es 
Eigentum schon immer gegeben habe und zur Natur des Menschen gehöre 
(zur Kritik dieser Sichtweise vgl. auch Wesel 1982; Künzli 1986: 17). 
Auf eine solche Begriffsverwässerung oder -verwirrung stößt man in der 
Literatur über vormoderne Eigentumsbeziehungen häufiger. Auch von der 
aristo-telischen Konzeption des Eigentums hat man „etwas verwirrend 
von 'gemein-schaftlichem Privateigentum' (so Bürgin 1993: 35)" 
gesprochen (siehe nächster Abschnitt). Karl Polanyi rät vor diesem 
Hintergrund auf den Begriff Eigentum ganz zu verzichten.6


6.2 Eigentum und Eigentumsverständnis in der Antike

Bei der griechischen und römischen Antike können wir auf schriftliche 
Überlie-ferungen zurückgreifen, sowohl zu tatsächlichen Verhältnissen, 
als auch zu ihrer kategorialen Reflexion vor allem bei Aristoteles und 
Platon. Allein - die Proble-matik ist geblieben: die altgriechischen 
Begriffe „was einem ist" oder das „Eigene" oder „was man erworben hat" 
(Maissen 1998: 70) werden in den modernen Über-setzungen in der Regel 
mit „Privateigentum", „Eigentum" oder „Besitz" übersetzt. Allerdings 
würde auch eine wortgetreuere Übersetzung, so sie denn überhaupt 
möglich wäre, nicht wirklich weiterhelfen, denn die Wendung „was einem 
ist" würde ein moderner Leser sehr wahrscheinlich dennoch angesichts 
des zeitgenös-sischen Privateigentums mit den Merkmalen der 
Ausschließlichkeit und Absolutheit versehen. In diesem Kontext steht 
auch das vorkapitalistische Eigentum: in seiner Abstraktheit ist es 
kein Gegenstand der antiken Reflexion: „Auch im attischen Recht findet 
sich, soweit es bekannt ist, keine klare juristische Definition von 
`Besitz' oder `Eigentum'." (Maissen 1998: 70, Herv. i.O.). Aristoteles 
oder Platon fragen nicht „was ist Eigentum?", sondern sie erörtern, 
welche Art der Nutzungs-und Zuordnungsmodalitäten in einer Polis die 
beste Gesellschaftsordnung gene-
_______________
6 „Ein weiterer unter primitiven Verhältnissen nicht anwendbarer 
  Begriff ist der des Ei-gentums als Verfügungsrecht über bestimmte 
  Objekte. Infolgedessen ist eine klare Bestandsaufnahme von Besitz 
  praktisch unmöglich. Wir finden hier verschiedenartige Rechte 
  verschiedener Personen hinsichtlich desselben Gegenstands. Durch 
  diese Zer-teilung wird die Ganzheit des Objekts im Sinne von 
  Eigentum zerstört" (Polanyi 1979: 161).

138"

Die Ideen und das Geld, welche man aus der Energie (siehe oben) holt 
und nun in die nationale Landschaft schuettet -- ob Neil Young nun 
nicht fuer Coke oder Pepsi, ob Chicks on Speed nun fuer H&M spielen -- 
und dort hinein-verausgabt, sie sind offenbar nicht fuer den eigenen 
Bedarf gemacht. Dennoch suggerieren die Share- und Mitmachprojekte 
das. "This note's for you" (Neil Young) ist schoen und ein Geschenk, 
aber sein auf Oekomotor umgestellter schwerer groszer Autoschlitten 
rettet nicht die Zahnbuersten-Industrie, die geile patentierte Schall- 
und UV-Strahl-technologie einsetzt. Stehen die Kauefer nicht sogar 
nachts vor den Maerkten fuer World of Warcraft in der Schlange an und 
spielen eine Welt mit veschiedenen Voelkern und Klassen? 

Ali Emas/Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches
Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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   O
  /|\
  /\ radi0.tv

Wieder "Wohnzimmerkonzerts"

mit
Miss le Bomb (Berlin)
Superstolk (Offenbach)
Didier Dupuis (Berlin)
und
38317 (Berlin)
am Sa., 24.01.2009 um 21 h
in der Manteuffelstr. 70 4. Etage
10999 Berlin-Kreuzberg (Naehe Paul-Lincke-Ufer)
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Der EINTRITT kostet Dich eine Spende oder ist frei. Billige Getraenke
der Du bringst sie mit.

Die dunkelste Jahreszeit ist vorbei, aber die Tageslichtlampe rennt. Wir
haben kaputte DSLs, gebrochene Skifahrerbeine (fuer die, die sich das
leisten koennen) und kalte Tage am Beginn der sichtbar gewordenen Krise,
aber dennoch wieder echte lebende Konzerte im Wohnzimmer. Wir freuen uns
auf das Radioshow Reading unloaded "A satirical journey through the
daily routine" or "The chains we like so much" or "Beat me hardly I love
it" mit Didier Dupuis, eine experimentelle Akkordeon Bonanza mit Miss le
Bomb (http://www.misslebomb.net) und den ueberkomplexen Beat von
Superstolk nach 6 Stunden Autofahrt (www.myspace.com/superstolk). Die
Vorvorgruppe ist wieder 38317 (www.38317.tk).

Eingeladen ist jede/r, der ein wenig Magnitisdat/MP3isdat verspuert.
Wieder, wieder und wieder! :-), :-) & :-)

Dank an XPECT MEDIA und top e.V.

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3.

verteidigt das Portal der Fantasie

Einen Text zu veraktualisieren faellt nicht schwer, neuere 
Entwicklungen und Sichtweisen setzen 'sich' auch neu in einem alten 
Schriftzusammenhang -- zumal wenn es ein geklauter, kommentierter 
ist. Zum Beispiel Migration und Datenmigration, sind nicht dasselbe 
und ein Anschluss an Datennetze in Singapur ist ein anderer als in 
Mecklenburg-Vorpommern. Die Osterweiterung der EU, das Kosovo, die 
genetische Ueberwachung von 'Auslaendern' aus dem bald einverleibten 
Ausland, der Halbkolonie, die migrierenden Daten der Torrent-Server, 
die mitgebrachten Archive am neuen, besseren Standort; die 
assoziative Liste wird lang, wenn es um die 'Kulturen' geht.
Siegfried Zielinski brachte das Flusser-Archiv von Koeln mit nach 
Berlin -- war es nicht so? -- und das Vergnuegen und die Kunst, und 
die Oekonomie der Freundschaft von der er 2002 schrieb, sind 
ploetzlich ganz andere als seine schleichende Kritik an der Macht, 
der er selbst unterliegt.

Mit dem untenstehenden kompletten Text einer Datumseintragung aus 
der Arbeit _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle Fantasien 
der Technokultur_ (http://www.n0name.de/3000) von 2003 wird dieser 
Schub grob deutlich, von der Kritik der Macht vom Chefsessel aus 
zur Macht in der Hauptstadt.

Matze Schmidt

PS: Die aneignende nicht-verschwenderische, also antiauktoriale 
Geste (Aneignen setzt d. Autor voraus, aber der verschwendet nicht 
mehr heroisch, ist 'nur' noch Produzent), seinen Text ins Netz 
gestellt zu haben, fand der Originalautor damals uebrigens gar nicht 
gut.



http://www.n0name.de/3000/mo2605.html

Mo., 26. Mai 3000

Die Institution der Medien-Archeologie graebt fossile 
Ueberraschungseier aus ur-utopischen Territorien aus, und sieht 
infantil dort Portale, wo es sein Refugium als modernen Mythos 
verortet.

"CYBERTOP verteidigt das Portal der Fantasie. Cybertop ist die 
mutigste Cybermaus im Internet. Gemeinsam mit seinen Cyberfreunden 
verteidigt er DAS PORTAL DER FANTASIE gegen die boesen Cattiviren. 
[...]" Werbe- und Anleitungsprospekt Ferrero Kinder Ueberraschung 
(Ueberraschungs-Ei), Maerz 2003.

#Portale sind die Metapher fuer 'oeffentlich rechtliche 
Internetseiten' mit Sammelinformation und allgemeiner 
Zugangsberechtigung fuer Nutzer, Ports, sind Dateninputzugaenge der 
PCs ---#

#Zielinski's These: "offene Laboratorien" (Zielinski S. 321) / 
»Differenz-Refugium« Kunst, das "souveraene Gebiet der Poesie" 
(294) ... als Zuflucht.#

Siegfried Zielinski (Z) 'verteidigt' in seinen Schlussthesen (-> siehe 
unten auf dieser Webpage) der _Archaeologie der Medien_ den 
kuenstlerischen Standpunkt, die kuenstlerische Haltung, die 
kuenstlerische Praxis - ein Amalgam aus Diskurs, Weltanschauung und 
Methode, das eine bestimmte gesellschaftliche Ausnahmestellung 
kodieren soll.

Wie verteidigt er kuenstlerische Praxis, und vor was verteidigt er 
sie? Er spricht von "magischer Phantasie" (294) und einer magischen, 
"alchemistischen" (324) Haltung Technik gegenueber (292). Magie und 
Mythos, so die erste Vermutung, wird als Strategie der 
Komplexitaetsreduktion der "Neuen Unuebersichtlichkeit" (Habermas 
1985) entgegengestellt. Aber was ist unuebersichtlich, was soll durch 
Strategie 'bewaeltigt' werden und was hat Kino damit zu tun? Magie der 
Animation.

~ Seine mehrmalige Bezugnahme zum Kino, der "Phantasiemaschine", wie 
er sie nennt, ist unuebersehbar. Er verwendet Kino, das 
Konvergenzmedium des 20. Jahrhunderts, das Bild, Ton und Theater 
zu einer Gesamtdynamik verbindet, als Referenz fuer eine seit 
den 1980er-90er Jahren anstehende Uebersteigung der 
Moeglichkeitsbedingungen der Perzeptionstechniken; Kino wird mit 
digitalen Medien zu "_expanded cinema_", an dessen Maszstab sogar 
die Immersions-Qualitaeten des World Wide Web gemessen werden - eine 
nahezu reduktionistisch visualistische analytische Position, die er 
spaeter zugunsten auszeninstitutionalisierter Vernetzungsmodelle 
abschwaecht bzw. darin ein weiteres kritisches kuenstlerisches 
Potenzial erkennt - denn Virtumedien gelten ihm als Laboratorien. 
(314) Diese Sandkastenlogik (sandbox, testbed) wird spaeter zum 
zentralen Moment.

Fuer seine Dialektik einer Oekonomie der Praxis der technischen Medien 
von Konkurrenz und Kooperation, stellt Z die Entwicklung dieser 
industriellen (alten) und post-industriellen (neuen) Medien und die in 
die genetische Linie der jeweils avanciertesten bildegebenden 
Verfahren (Kino, TV, Internet), und nicht, wie das Kittler tut, in die 
genetische Linie der textgebenden Verfahren (Aufschreibesysteme): 
"Einer dem Paradigma der Produktivitaet verpflichteten Oekonomie der 
Zurichtung, die zunaechst im Projekt des industriellen Kinos und 
Fernsehens und vorlaeufig im post-industriellen Phaenomen des 
_Internets_ muendete, steht eine Oekonomie der Freundschaft 
gegenueber. Die erste dient der Effektivierung von Systemen, ihrem 
Schutz oder auch dem Angriff gegen andere konkurrierende Systeme. Die 
zweite verhaelt sich gegenueber der ersten subversiv und ist 
luxurioes. Sie bedarf keiner Legitimation, wie das Vergnuegen und die 
Kunst keine solche benoetigen. Sie entfaltet sich, oder es gibt 
sie nicht. Sie existiert in und neben der hegemonialen Oekonomie." 
(312) Damit hat er die "Oekonomie der Freundschaft" als Das Andere, 
oder Das Auszen einer allumfassenden kapitalistischen Oekonomie 
definiert. Zu fragen waere, was er mit einer dem "Paradigma der 
Produktivitaet verpflichteten Oekonomie" meint und was seine These 
der a-produktiven, luxurioesen "Oekonomie der Freundschaft" fuer die 
Medien und strategisch fuer die Szene der Medienkunstproduzenten 
bedeutet.

Habermas diagnostiziert 1984 katastrophisch eine allgemeine Abkehr 
utopisch-historischen Denkens, die Verbindung aus 
Geschichtsbewusztsein und utopischer Perspektive sei in der Krise. Die 
globalgesellschaftliche Unuebersichtlichkeit entstamme einer 
ueberkomplexen Entwicklung sozialer Problemlagen, denen zum 
historischen Zeitpunkt blosze Reaktion folge, nicht aber 
zukunftsgewandte Reflexion und geschichtlich geschulte Vorstellung. 
(Habermas S. 143)

Wenn Z dem "Kulturproduzenten" einen magischen Bezug zu technischen 
Medien nahelegt, dann ruft er damit ein Klischees auf, die die 
"Van-Gogh-Rolle" und Ausnahmestellung des Kuenstlers in der 
buergerlichen Gesellschaft nur zu genau bestimmen: den Schamanen, 
den Irren, den Leidenden, den Zauberer. Der Kuenstler, die solitaere 
Figur, ergreift die Initiative in Medienwelten, deren "untergruendige 

Energiestraenge" (Zielinski 294) nur von diesem schamanistisch 
leidenden irren Zauberer, der als hybride Figur auch Techniker ist, 
er-gruendet werden koennen, um sie fuer die "Umgestaltung der 
Wirklichkeit" (295) nutzbar zu machen. Im Rueckgriff auf Cassirer's 
Technikphilosophie (295) sieht Z die Magie der Kunst als Moeglichkeit 
der Heterogenisierung von experimentellen, zunaechst zweckfreien 
Produktionsbedingungen, ihren Zustaenden, kurz den 
Produktionsverhaeltnissen. Der *Bedarf* strategischer Auslotung von 
Heterogenisierung setzt *bestehende Verhaeltnisse* voraus, *die 
ueberschritten werden sollen*: homogene Zusammenhaenge. Z geht 
offenbar von homogenisierten Produktionsverhaeltnissen aus, welches 
sich zum "Paradigma der Produktivitaet verpflichteten Oekonomie der 
Zurichtung" der Rentabilitaet verdichten laesst, und dem 
kuenstlerische Praxis etwas entgegenzusetzen habe. (vgl. S. 312 und 
326)

Sein Favorit bei der Entwicklung kuenstlerischer Programme, als 
Alternative zur von homogenisierender Technopolitik (298) 
hergestellten Rentabilitaet, ist die Differenz, die sich in 
programmierten Fehlermeldungen und "satirische[n] Verschiebungen" 
(299) ablesen lasse. Diese "Stoerung des Systems" bei seiner 
gleichzeitigen Erhaltung ist ein Motiv des klassischen Techno. 
Stoergerausche werden im Training veraenderter Hoergewohnheiten zu 
aesthetisierbaren Artefakten bis sie sich innerhalb eines neuen 
Genre-Standards als "Sound" etabliert haben.
Die Funktion des programmierten Fehlers besteht darin, Korrekturen 
als Fehler auszugeben, bzw. umgekehrt, die Fehler, die sich gegen eine 
linare Nutzung des Mediums stellen, werden zur Korrektur der 
bestehenden wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen Paradigmas 
der Kenntnis von Technik als der einer funktionsgebundenen, 
instrumentalen Technik. Dysfunktion bringt Technik als Funktion 
ins Bewusztsein, was dann fuer "Innovationen" sorgt. (296) 
Innovation liegt letztlich wieder in der Linie mit dem 
»Industriell-Kuenstlerischen Komplex«: "Kunst faengt da an, 
[...] wo die Industrie aufhoert. [...] Personalunion [...] Kuenstler 
und Software-Erneuerer [...]". (Juergen Claus. "Nach dem Kino: 
Karslruhe: 'Future Cinema' im ZKM". in: Kunstzeitung Januar 2003) 
> Do., 29. Mai 3000 http://www.n0name.de/3000/do2905.html

Zusaetzlich geografiert Z die alternative oekonomische Praxis und 
plaediert dafuer, Stellen in szenischen Peripherien an die Diskurse 
anzuschlieszen (-> Kasten S. 299 und 302), die er im Osten geografisch 
verortet. Dort liegt nach Z ein dezentalistisches Potential zur 
Entwicklung zentrumkritischer Kunstproduktion.

aus: Matze Schmidt. _3000/futuristische Phantasmen und aktuelle 
Fantasien der Technokultur 3.2_. Kassel/Berlin: n0name, 2003.

Weiter im n0name newsletter #132

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