[rohrpost] DEEP SEARCH: "Die Politik des Suchens und Findens"
Martin Wassermair
wassermair at t0.or.at
Die Nov 11 09:28:56 CET 2008
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-- MEDIENINFORMATION
-- World-Information Institute
-- Institut für Neue Kulturtechnologien/t0
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-- DEEP SEARCH: "Die Politik des Suchens und Findens"
-- Internationale Konferenz in Wien diskutierte Risiken und Strategien
-- angesichts neuer Suchmaschinen-Monokulturen
"Die Bewertung von Technologien wurde bisher instrumentalisiert, um
Politik zu Gunsten von Unternehmensentscheidungen zu verschleiern. Es
ist höchste Zeit, zu einem Verständnis von Technologien als politische
Skripten zurück zu finden!" Ein eindringlicher Appell von Claire
Lobet-Maris, Professorin für Computer-Wissenschaften an der Universität
Namur, eröffnete den diskursiven Rahmen der Konferenz DEEP SEARCH, die
vom World-Information Institute am Samstag, 8. November 2008, in Wien
veranstaltet wurde.
Vor großem Publikum standen zentrale Fragen der Funktion und Bedeutung
von Suchmaschinen in der Informationsgesellschaft zur Debatte.
Keynote-Speaker Paul Duguid, Professor an der Universität von Berkeley,
skizzierte gleich zu Beginn einen historischen Bogen, der die bereits
Jahrtausende alte Beschäftigung mit Techniken des Suchens und Findens
aufzeigte.
Das besondere Augenmerk galt in Folge vor allem den Risiken der
Gegenwart, deren sich insbesondere Nutzerinnen und Nutzer von Google
kaum bewusst sind. Der Medien- und Kommunikationsexperte Theo Röhle
warnte, dass die allseits bekannte Suchmaschine "maßgeblich zur
Herausbildung einer Disziplinargesellschaft" beitrage. Der Buchautor und
Publizist Gerald Reischl setzte nach: "Google besitzt heute dutzende
Patente, die der Überwachungsindustrie entstammen könnten. Die
angebliche freie Nutzung zahlen wir vor allem mit unserer Privatsphäre!"
Strategische Überlegungen sind somit unausweichlich. "Es bedarf mehr
demokratischer Einbeziehung, um die Regulationsmechanismen und
Filterungsregime einzudämmen", forderte Joris van Hoboken, Mitarbeiter
am "Institute for Information Law" an der Universität Amsterdam. Sein
Kollege Richard Rogers rief konkret dazu auf, "den Code eigenmächtig zu
formen und zu verändern", als eine neue Praxis des "Kreativen Hackings".
Schließlich, so seine These, "sind wir bereits in einer Gesellschaft
angelangt, deren soziale Wirklichkeit anhand digitaler Verhaltensmuster
beurteilt wird".
Neue Perspektiven und Herangehensweisen müssen auch bei der Entwicklung
von Alternativen zur Monokultur der Suchmaschinen den Ausschlag geben.
Von deren Notwendigkeit zeigte sich abschließend auch Konferenz-Editor
Konrad Becker überzeugt: "Vervielfältigung und Diversifizierung sind
Voraussetzung für differente Betrachtungsweisen, um Pseudo-Communities
mit tatsächlicher Multipolarität zu ersetzen!"
Hinweis: Die Dokumentation der Konferenz erscheint im Frühjahr 2009 als
Buch im Studienverlag. Eine Videoaufzeichnung der vollständigen
Konferenz gibt es in Kürze als Download unter:
http://world-information.org/deepsearch.
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