[rohrpost] Bikini-Komplex, heute 22 Uhr

Krystian Woznicki kw at berlinergazette.de
Fre Mai 2 10:11:10 CEST 2008


Bikini-Komplex
Eine Reise in die Untiefen der Strandkultur

Reproducts-Fernsehmuseum / Z-Bar
Bergstrasse 2, Berlin
02.05.2008 - 22 Uhr
Freier Eintritt

Die Erfindung der Atombombe stellte nicht nur das vorherrschende Weltbild auf den
Kopf, sondern auch das Bild der anderen Welt. Aufnahmen von US-amerikanischen
Kernwaffenversuchen, die zwischen 1946 und 1958 auf dem noerdlichsten Atoll der
Marshall-Inseln durchgefuehrt wurden, brannten sich in das kollektive Gedaechtnis
ein. Der Zufall wollte es, dass diese Fotos auf einer Insel entstanden, nach der
ein Zweiteiler der Bademode benannt werden sollte: Bikini. Ihre visuellen Signale
flossen in der Folge in die Sinnraster der Massenkultur ein ­ bis heute beeinflusst
das >Palmen, Suedsee und Atompilz<-Motiv Paradiesdarstellungen in der Popkultur.

Aesthetisierte Aufnahmen von Flammenmeeren ueber Palmenwaeldern zaehlen zu diesem
Repertoire [>Apocalypse Now<] genauso wie Kriegsschauplaetze in der Suedsee, die
als ambivalente Sehnsuchtsorte dargestellt werden [>Thin Red Line<]. Auch jenseits
des Kriegsfilms zeichnet sich dieses spezifische Harmonieverstaendnis in der
Populaerkultur ab: Von Jim Jarmuschs Kinofilm >Stranger Than Paradise< ueber die
ambivalenten Palmenmuster in Oliver Stones Event-Serie >Wild Palms< bis hin zu den
brennenden Palmen in Ushers Musikclip >Burn< und der von Aussteigern mit
militaerischen Systemen kontrollierten Pazifik-Insel in J.J. Abrams’ ueberaus
beliebter TV-Serie >Lost<: Ein Paradies, das mit den Worten Vladimir Nabokovs >in
den Farben des Fegefeuers erglimmt<, ist zu einer massentauglichen Sehnsuchtsoption
geworden.

Krystian Woznicki, Autor des Buches >Abschalten. Paradiesproduktion,
Massentourismus und Globalisierung<, haelt einen Dia-Vortrag ueber den
Bikini-Komplex und stellt im Dialog mit Stefan Eckel, dem Leiter des
Reproducts-Fernsehmuseums, zwei historische Folgen der TV-Serien >Fantasy Island<
und >Lost< vor. Der in Berlin lebende Kulturkritiker arbeitete in den Neunzigern
als Kolumnist der Japan Times und als Korrespondent der Spex in Tokio. In den
letzten Jahren hat er einige Sammelbaende [mit-]herausgegeben und ist heute
Chefredakteur der Berliner Gazette [berlinergazette.de]. >Abschalten< ist seine
Debuet-Publikation als Autor.

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