[rohrpost] Medienkunst gibt es nicht
Stefan Heidenreich
stefan.heidenreich at rz.hu-berlin.de
Mit Jan 30 12:24:53 CET 2008
um auf ein paar Punkte, die aufkamen, zu antworten - ich versuchs
möglichst knapp zu halten:
Mierau: "Hier wird fernab jeglicher Benjaminscher Aura"
Benjamins Vorstellung von Kunst und Reproduktion hat sich eben nur in
der populären und kommerziellen Kultur verwirklicht, wo reproduzierte
Dinge mit Inhalt verkauft werden. Kunst hat als Standard das Einzelstück
bzw. die limitierte Auflage behalten. Damit ist sie technisch und auch
ökonomisch von Reproduktionsmedien und deren Distributionsofmren
unabhägig geblieben. (nicht nur zum Vorteil)
Ursula Damm: "Die Netzkunst ist passé, weil sie nicht mehr auf die
spannenden Fragen des Internets und seiner Entwicklung antworten kann."
Vollkommen d'accord - was nicht zuletzt daran liegt, dass sie - wie
vergeblich auch immer - das Subsystem Kunst adressiert und damit eben
nicht die Gesellschaft als Ganzes.
Christoph Theiler: "sie bauen ihr argumantationsgebäude auf der
behauptung auf, medienkunst und kunst seien sich gegenseitig
ausschließende begriffe"
Nein. Ich behaupte, der Begriff Medienkunst hat versucht, eine kleine
Distinktion oder Exklusivität einzuführen, und das Vorhaben ist daran
gescheitert, dass siese Distinktion sich für niemanden mehr lohnt.
Andreas broeckmann: "uebersichtliche wiedergabe der diskussionen, die
auf der transmediale (und auf der rohrpost) schon seit jahren gefuehrt
werden;"
Sicher, die Diskussion ist nicht neu. Ich habe nur versucht, meine
Ansicht dazu zu formuoieren und in einen historischen Kontext zu stellen
(der einiger kleiner Jahreszahlfehler zum Trotz gilt). Es interessiert
sich ganz offensichtlich eine größeres Publikum dafür, als nur die
Zirkel der unmittelbar Betroffenen.
Armin Medosch: "und es gibt sie doch"
Aber die Chancen stehen gut, dass es sie eben nur gegeben haben wird -
als eine Episode der 80er und 90er Jahre.
Tilman: "Wenn es so wäre, dass die "richtigen" Künstler ... gelegentlich
tolle Arbeiten mit Internet, Computer, Handy, Second Life etc schaffen
würden, könnte man die Transmedialen, Ars Electronicas,
Medienkunstschulen etc. vielleicht wirklich abschaffen. Leider kenne ich
solche Beispiele nicht."
Abschaffen ist nicht meine Idee. Im Gegenteil - nur sollten sich deren
Absolventen nicht darauf fixieren, unbedingt den Kunstbetrieb entern zu
wollen, sondern evtl sinnvollere Dinge mit Medien anstellen.
"dass die Netzkunst nicht das Netz geprägt hat"
Kein Vorwurf, sondern eine Festetellung. Wäre es nicht viel lohnender,
anstatt sich vom Netz in die Kunst zu quälen, im Netz selbst zu operieren?
Michael Schweiger: "dass der, diese diskussion startende, zitierte
artikel, seicht und jenseitig daherkommt"
LOL ... thx
Stefan