[rohrpost] re.act feminism: Ausstellung – Videoarchiv – Live Performances –Tagung
Cornelia Sollfrank
cornelia at snafu.de
Mit Dez 10 12:27:48 CET 2008
Liebe Freunde, Kollegen und Kunstinteressierte,
am Freitag, den 12.12.2008 wird im Rahmen der Eröffnung des Projektes
're.act feminism' in der Akademie der Künste Berlin meine Performance
'TroubleShooting' stattfinden. Ich würde mich sehr freuen, euch dazu
begrüßen zu dürfen!
Beginn ca. 19 Uhr, die ersten Schüsse fallen frühestens ab 20:30 Uhr.
Herzliche Grüße, Cornelia
Weitere Informationen zu 're.act feminism' unter: http://www.adk.de/de/aktuell/veranstaltungen/index.htm?we_objectID=24280
Trouble Shooting, Performance und sechs Schießbilder (80x80cm), 2008
In den Jahren 1961/62 erregte die 30jährige Niki de Saint Phalle mit
ihren Schieß-Performances weltweites Aufsehen. Sie präparierte
Holzplatten mit Gips und Farbbeuteln und verteilte die Farben über das
‚Bild’, indem sie mit einem Gewehr darauf schoß. Neben den
entstandenen ‚blutenden’ Gemälden (und später Assemblagen)
beschäftigte die Kritiker und die Öffentlichkeit vorallem das Bild der
Frau mit Waffe sowie die von der Künstlerin zum Ausdruck gebrachte
Aggressivität und Lust beim Schießen: „I had become addicted to
shooting, like one becomes addicted to a drug“. Eine der vielfältigen
Interpretationsmöglichkeiten der Schieß-Performances lieferte die
Künstlerin selbst: „I was shooting at myself, society with its
injustices, I was shooting at my own violence, and the violences of
the time.“
In ihrer Aktion TroubleShooting greift Cornelia Sollfrank diese fast
vergessene Arbeit der heute hauptsächlich für ihre Nanas bekannten
Künstlerin auf und wiederholt sie. Cornelia Sollfrank, die sich seit
vielen Jahren für Schusswaffen interessiert und eine reichhaltige
Sammlung von Bildern von Frauen mit Waffen zusammentrug, nahm die
Wiederholung der Performance zum Anlass, selbst schießen zu lernen und
sich der Frage auszusetzen, auf wen oder was sie ihre Waffe richtet.
Nichtzuletzt geht es Sollfrank darum, mit Hilfe dieses Experiments
eine Aussage darüber treffen zu können, ob heutige
Weiblichkeitskonzepte -- anders als vor 50 Jahren -- offen ausgelebte
Aggressivität beinhalten.
Trouble Shooting ist ein Projekt aus der Reihe: Re-visiting feminist art
Seit 2006 arbeite ich an einer Reihe, in der ich mich auf
künstlerische Arbeiten beziehe, die als „feministisch“ verstanden
werden können. Es handelt sich um ein Experiment, das darin besteht,
mich diesen Arbeiten durch Wiederholung zu nähern. Die Auswahl der
Arbeiten erfolgt rein intuitiv; es sind Arbeiten, denen ich mich
verbunden fühle, die ich wertschätze, und die für mich selbst als
Künstlerin und Feministin einflussreich waren.
Der Prozess der Wiederholung beschränkt sich auf die zentrale Idee der
Werke, die Wahl der Medien sowie die Ausgestaltung ist frei. Durch die
zeitliche Verschiebung der Arbeiten von mehreren Jahrzehnten nehme ich
eine Überprüfung des Wahrheitsanspruchs der Werke vor: In welcher
Beziehung steht der Erkenntnisgehalt der ursprünglichen Werke zur
heutigen Zeit? Zusätzlich zu den Aussagen über die historisch
differente Situation interessiert es mich, die angewandten
ästhetischen Verfahren im Hinblick auf ihre Tauglichkeit als
zeitgenössische Methoden des Erkenntisgewinns zu untersuchen.
Zu der Reihe gehören bisher: „Aus der Mappe der Hundigkeit“ von VALIE
EXPORT, „Mes Approches“, von Annette Messager, „Schießbilder“ von Niki
de Saint Phalle, „SCUM Manifesto“, von Valerie Solanas.
Cornelia Sollfrank, November 2008