[rohrpost] »MuseumShop« – Wie aus Kunst Content wird

cornelia sollfrank cornelia at snafu.de
Fre Okt 12 13:25:25 CEST 2007


Cornelia Sollfrank im Märkischen Museum Witten
»MuseumShop« – Wie aus Kunst Content wird

Im Märkischen Museum wurde am Mittwoch, 12.September 2007 eine  
ungewöhnliche Ausstellung eröffnet. Sie trägt den Titel »MuseumShop«  
und führt vor, wie aus Kunst »Content« wird. Aber es ist nicht das  
Museum selbst, das seine Ressourcen in Form von Bildrechten  
gewinnbringend verwerten will. Vielmehr nutzt die Hamburger  
Künstlerin Cornelia Sollfrank ihre Einladung zu einer  
Einzelausstellung dazu, die Sammlung des Museums für sich nutzbar zu  
machen: Sie wählte Kunstwerke aus dem Bestand, beauftragte einen  
Museumsfotografen diese hochqualitativ zu reproduzieren und bietet  
diese Bilder nun in ihrer Agentur im Netz an.

Nach den »Netzkunstgeneratoren« [1] und ihren »geklauten Warhol  
flowers« führt uns die als Hackerin und Cyberfeministin bekannte  
Künstlerin ein weiteres Mal vor, wie man sich als »schlaue  
Künstlerin« [2] die Arbeit von anderen aneignet. In den vier Räumen  
der Ausstellung werden die ausgewählten Werke der Kollegen ganz  
museal als Originale ausgestellt, man kann den Museumsfotografen in  
einer Videodokumentation bei seiner nicht unaufwändigen Arbeit  
beobachten und nicht zuletzt gibt es Zugang zu der Website [http:// 
art-content24.de], auf der die Abbildungen in allen üblichen  
Qualitäten und zu den üblichen Preisen erworben werden können.

Nachdem Sollfrank sich bei vorangegangenen künstlerischen Aneignungen  
immer wieder mit juristischen Problemen konfron-tiert sah, hat sie  
diesmal vorgesorgt. In Absprache mit ihren Anwälten kamen ca. ein  
Dutzend ausgefeilte Verträge zustande, in denen sie sich gegen alle  
denkbaren Angriffe absichert. Zusammen mit umfangreichen  
Nutzungsbedingungen und Lizenzvereinbarungen füllen diese einen  
ganzen Raum der Aus-stellung. »Anstatt mich wegen  
Urheberrechtsverletzung und Piraterie im Rahmen meiner Kunst weiter  
kriminalisieren zu las-sen, nehme ich zur Abwechslung mal die Rolle  
derjenigen ein, deren Geschäftsmodell es ist, durch die Ausbeutung  
kreativer Arbeit Gewinne zu machen. Dazu gehört auch, das unethische  
Handeln juristisch abzusichern.« erklärt die Künstlerin ihre  
aufwändigen Vertragswerke.

Die grundsätzliche Frage, ob es sich bei »MuseumShop« um ein  
typisches Beispiel für die um sich greifende Ökonomisierung von  
Museums- und Kunstbetrieb handelt oder um ein künstlerisches  
Statement zum Copyright, wird nur durch einen Besuch der Ausstellung  
zu beantworten sein. Eine gute Gelegenheit dazu bietet sich am  
kommenden Samstag:



Führung durch die Künstlerin, Samstag, 13.Oktober 2007, 14:00 Uhr

Einzelausstellung Cornelia Sollfrank im Märkischen Museum Witten,  
Husemannstr. 12, 58452 Witten

Teil des Kooperationsprojektes »Knotenpunkte 2007«, www.knotenpunkte.net

Ausstellungsdauer: 16. September bis 11. November 2007



[1] http://net.art-generator.com

[2] »A smart artist makes the machine do the work« ist das Motto des  
Netzkunstgenerators, einem Computerprogramm, das aus vorhandenen  
Bildern auf Knopfdruck automatisch Collagen herstellt. (http:// 
nag.iap.de)

Homepage Cornelia Sollfrank: http://artwarez.org

Kontakt: copyright at art-content24.de