[rohrpost] heute_Freitag, den 02. November 2007, um 19h_Projektraum des Deutschen Künstlerbundes, Rosenthaler Str. 11, Berlin-Mitte

bankleer info at bankleer.org
Fre Nov 2 12:18:13 CET 2007


wir möchten Sie herzlich zum *Künstlergespräch* anlässlich der Finissage 
der Ausstellung:

*bankleer (Kasböck/Leitner)*

*Andreas Wegner*

am Freitag, den* 02. November 2007, um 19h* in den Projektraum des 
Deutschen Künstlerbundes, Rosenthaler Str. 11, Berlin-Mitte einladen.


Vom 21. September bis 02. November 2007 präsentiert der Deutsche 
Künstlerbund in seinem Projektraum in Berlin-Mitte die erste gemeinsame 
Ausstellung des Künstlerduos bankleer (Kasböck/Leitner) und Andreas 
Wegner - zwei künstlerische Positionen, die sich mit der kritischen 
Hinterfragung realpolitischer Situationen und ökonomischer Verhältnisse 
auseinandersetzen.

Das Künstlerduo bankleer reflektiert unter dem Titel »Niemand, Nichts, 
Nie« leere Orte der Macht. Was passiert, wenn ehemals politisch 
symbolträchtige Bauten auf Grund politischer Veränderungen ihren Status 
verlieren und plötzlich nicht mehr als Machtzentren dienen, gar 
verlassen werden und nur noch ihre leeren Hüllen von einer anderen Zeit 
berichten? Anhand von zwei Beispielen untersuchen bankleer diese 
Leerstellen: Das sich in Auflösung befindende Lenin Museum in Gorki bei 
Moskau und der verlassene Palast der Republik samt seines Vorplatzes in 
Berlin.

Nachdem das zentrale Lenin Museum in Moskau geschlossen wurde, eröffnete 
man in Gorki, dem Lebensort Lenins in seinen letzten Lebensjahren, 1987 
ein großes Museum. Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems hat 
das Museum massiv an Bedeutung verloren und befindet sich in desolatem 
Zustand. Der 1976 eröffnete Palast der Republik, Symbol der Staatsmacht 
des DDR Regimes als Volkshaus der sozialistischen Arbeiterbewegung, 
wurde nach der Wende 1990 wegen Asbestverseuchung geschlossen. 17 Jahre 
lang stand dieses Gebäude und dessen Vorplatz (meist) ungenutzt in 
Berlins Mitte, bis es nunmehr der Rekonstruktion des Berliner 
Stadtschlosses weicht, an dessen Stelle es ursprünglich erbaut wurde. 
Beide Orte werden heute als /passagère/ Orte von jugendlichen Skatern 
bzw. BMX Fahrern benutzt. Mit dem filmischen Sichtbarmachen dieser 
leeren Orte der Macht versuchen bankleer eine Beschreibung der realen 
sowie symbolischen Leere, die als Platzhalter des politischen Raumes 
fungiert.

Auch Andreas Wegner setzt sich in seiner Arbeit mit etwas auseinander, 
was nicht da ist oder woanders oder besser noch nicht da ist und 
gleichzeitig daran erinnert, dass da etwas gewesen sein muss. Ausgehend 
von den Theorien des französischen Gesellschaftstheoretikers Charles 
Fourier (1772-1837), einem der Erfinder des Genossenschaftsbegriffs, 
untersucht Wegner in seinem Projekt »LE GRAND MAGASIN« das 
Solidaritätsprinzip von Produktivgenossenschaften in Europa und wird 
2008 im Berliner Bezirk Neukölln ein Kaufhaus eröffnen, in dem 
ausschließlich Waren aus produktivgenossenschaftlicher Produktion 
angesehen oder gekauft werden können. Auf Plakaten wird das Projekt 
veranschaulicht und die Organisationsstruktur des größten europäischen 
Dachverbandes »Cooperatives Europe« dargestellt.

Bei der im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes gezeigten Skulptur 
von Andreas Wegner handelt es sich um eine Replik des Sockels eines 
Denkmals Charles Fouriers, das ursprünglich am Pariser Place Clichy 
stand. Nachdem die Skulptur im Jahr 1944 von den Nationalsozialisten 
eingeschmolzen wurde, ergriffen 1966 »les barricadiers de la rue 
Gay-Lussac« und Kunststudenten die Initiative, eine Rekonstruktion des 
Standbildes zu veranlassen. Doch nur kurze Zeit hielt sich Fourier auf 
dem Sockel – wegen angeblicher Erregung öffentlichen Ärgernisses 
entfernte die französische Polizei die Figur kurze Zeit nach ihrer 
Aufstellung. Bis heute steht nur der leere Sockel auf dem bekannten 
Pariser Platz. Ergänzt wird diese Arbeit durch eine Fotografie einer 
realistischen Skulptur Charles Fouriers, die Andreas Wegner 2006 
anfertigte.

<http://www.kuenstlerbund.de/>