[rohrpost] Künste im Dialog: TextTanz auf dem poesiefestival berlin

Boris Nitzsche Nitzsche at literaturwerkstatt.org
Mit Mai 23 12:09:05 CEST 2007


Ein Dialog zwischen Poesie in Tanz in zwei Premieren am Fr, 29.6.2007 im Ballhaus Ost, Berlin

 

In den Tanzperformancen "brinnen" von Hans-Werner Klohe nach Texten von Anja Utler und "KONJUNKTIVIEN" von Jenny Atwood nach Texten von Andreas H. Drescher zeigt das poesiefestival berlin am 29.6.2007 was passiert, wenn sich zwei Künste inspirieren. Der Dialog zwischen Tanz und Lyrik steht bei beiden Stücken im Vordergrund. Bei "brinnen" besitzt dieser Dialog bereits eine bestimmte Form, bei "KONJUNKTIVIEN" entsteht die Bewegung im Moment, ín dem das Gedicht gelesen wird: Sie wird improvisiert.

 

Rhythmus, Klang, Bewegung - das alles macht Tanz aus. Rhythmus, Klang, Sprache - das alles macht Poesie aus. Grund genug, dass der Tanz auf die Lyrik zugeht. Poesie tut, was sie schon zu Beginn ihrer Geschichte tat, als Dichtung, Tanz und Musik untrennbar waren: Sie löst Bewegung aus, sie nimmt poetische Texte beim Wort, bewegt sich entlang am Klang, am Rhythmus, und das Ergebnis ist ein TanzText.

 

Bei "brinnen" trifft die strenge Form auf Improvisation, die Struktur wird in Frage gestellt. Es kommt zu Verschiebung, Überschneidung, Verschachtelung. Im Spannungsfeld zwischen Tanz und Sprache entsteht eine Art Textkörper. Die Tänzer knüpfen in die Klangstruktur ihre Bewegungsstränge und schließen im körperlich-lautlichen Zusammentreffen mit der Dichterin Anja Utler dem Gedicht eine neue Dimension auf. Während der Text' ein vielsinniges und fein gefächertes Geflecht ist, erprobt der Tanz seine körperlich-sinnliche Realität - aus den Reibungen zwischen Körper und Sprache blitzen die Bewegungen eines aufflackernden und wieder verlöschenden Textkörpers hervor. 

Der Titel "KONJUNKTIVIEN" wurde vom gleichnamigen Gedicht von Andreas H. Drescher abgeleitet. Er wird das Gedicht lesen und die Tänzerin Jenny Atwood, nur mit der Übersetzung des Titels ausgestattet, dazu tanzen. Auf der Basis der Rhythmen Dreschers wird sie den Text improvisieren und interpretieren. Proben sind nicht vorgesehen. Gerade die Tatsache, dass Jenny kein Deutsch versteht, wirft die Frage nach der Lesbarkeit und Bedeutung von Text auf. Der Kameramann Jens Jensen wird dieses Experiment filmisch festhalten, der australische Videokünstler Jason Lam wird daraus einen Poesiefilm produzieren. 

 

Fr, 29.06.2007, 20.00 Uhr

TextTanz

Ballhaus Ost
Deutschlandpremiere: brinnen 
Tanz und Lyrik - Ein Dialog

Tanzperformance mit Hans-Werner Klohe und Sumi Jang nach Texten von Anja Utler 

Mit Anja Utler (Dichterin, Wien), Hans-Werner Klohe (Choreograph/Tänzer, Berlin), Sumi Jang (Tänzerin, Freiburg) 

Uraufführung: KONJUNKTIVIEN
Tanzperformance mit Jenny Atwood nach einem Text von Andreas H. Drescher

Andreas H. Drescher (Autor, Saarlouis)
Jenny Atwood (Tänzerin, Australien/UK)

 
 
Boris Nitzsche
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