[rohrpost] n0name newsletter #116

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Mit Jul 11 11:56:34 CEST 2007


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n0name newsletter #116 Mi., 11.07.2007 08:00 CET

ACHTUNG! Umlaute

*Inhalt/Contents*

1. Und die Sterne des neuen deutsch gefuehrten Europas sind wie 
   Schnuppen
2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 20
3. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 76

30 KB, ca. 9 DIN A4-Seiten

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1.

Und die Sterne des neuen deutsch gefuehrten Europas sind wie Schnuppen


"PiratInnen und Piraterie waren extrem beliebt bei Kids und 
Youngsters, waren ein weiteres prägendes farbiges Feature der Proteste 
in Rostock. Während die Piraten der Karibik die Kassen der Kinos 
füllen, treibt die Pirate Bay Hollywood mit ihrem kostenlosen p2p 
Tauschservice in den Bankrott. Piraterie handelt traditionell von der 
Herausforderung staatlicher Souveränität (dazu auch Marcus Redikker 
und Hakim Bey) und dem Aufbau post-souveräner Formen der 
Selbst-Regierung auf Basis von horizontaler Vernetzung und 
Kanaken-Kameraderie: Tortuga als erste moderne autonome Zone. Der 
Form treu wehte die Totenkopffahne auf vielen Zelten und bei allen 
Aktionen, oftmals entweder pink auf schwarz oder schwarz auf pink. 
Und St.Pauli Fußballfans aus Hamburg brachen mit ihren schwarzen 
Totenkopf-Pullies in Massen über Rostock herein, um bei der Schlacht 
dabei zu sein."

(Alex Foti: Nach dem Flaschen schmeißen an den Barrikaden zurück auf 
den Webseiten der ketzerischen Linken

Pink, schwarz, piratisch: Eine Bestandsaufnahme von Rostock

in:

Date: Mon, 09 Jul 2007 20:53:26 +0200
From: Öffentlicher Verteiler der Gipfelsoli-Infogruppe 
<gipfelsoli-l at lists.nadir.org>
Subject: [Gipfelsoli Newsletter] Heiligendamm)

Nach solcherlei Pipi Langstrumpf-Wunschdenken von einaeugigen Gruenen 
(Alex Foti[1], Autor des ganzen Artikels[2], Politologe, kandidierte 
2006 fuer die italienischen Gruenen) mit doppelter Augenklappe, die die 
Ansage von z.B. Pirate Bay an Hollywood, jetzt mal das neue Geschaeft 
endlich anzugehen, nicht verstanden haben, was klar nicht bedeutet, 
dass Hollywood brennt, nach Bezugnahmen auf Hakim Bey und dessen 
Robinsonade-Theoreme, wird einem bei soviel piratischem Seegang ohne 
See beinahe etwas schlecht. Piraterie mag traditionell von der 
Herausforderung des Staates handeln, Piraterie handelt aber 
traditionell ebenso von ihrer eigenen Rekonvertierung zum Apparat 
des Staates und dessen Konsolidierung mittels flexibilsierter 
Methoden, die vom Ex-Gegner instrumentalisiert, oder nie gegen 
dessen Prinzipien - hier dem Privateigentum - eingesetzt werden. 
The Pirate Bay will sein 'eigenes Ding' ohne Begriff seines 
Nichtautonomen Status und toent im personalisierten Interview 
(www.stealthisfilm.com) in guter Hippie-Tradition von trotziger
Unabhaengigkeit inmitten des Ganzen. Der Suprastaat, der hier 
anklingt, gegen den man agiere, dessen Kapital man aber symbolisch 
mit den Konzernen verwechselt, ist u.a. und vor allem Europa, und 
nichts destotrotz muss gerade Angela Merkel das Urheberrecht verbal 
zu schuetzen versuchen: [3]

Die linken Linien kann man ziehen bis zu links-buergerlichen Projekten, 
deren Vernetzung bis zur Springerin, den documenta 12-Rebellen und 
dem eipcp - European Institute for Progressive Cultural Policies 
respektive http://republicart.net gefoerdert vom EU Culture 2000 
Programm (http://ec.europa.eu/culture/eac/index_en.html), wo man 
als Kuenstler auf Kunst setzt[4], so wie der Baecker aufs Brot. 
Auf eipcp findet man den Staat als Insignie, nur etwas re-designed: 
http://eipcp.net/header_toplogo
_____
[1] Alex Foti http://static.flickr.com/74/153524512_ab3bbdcb94.jpg
[2] In der englischen Version hier http://transform.eipcp.net/
    correspondence/1182944688
[3] ###didiers merkel###
[4] "... Die "organisierende Funktion" der Kunst (Walter Benjamin) 
    schafft sich neue Räume in den überlappenden Nachbarschaftszonen 
    zu politischem Aktivismus und Theorieproduktion. ... 
    (http://republicart.net/manifesto/manifesto_de.htm)

Susi Meyer

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2.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 20


Auf Seite 72 war vom "Einfluss der Verwertungsindustrie" auf das 
jeweilige nationale oder uebernationale (hier: europaeische) Recht 
die Rede, so als ob Recht, Rechtsentwurf und Rechtssprechung, nach 
kapitalistisch-demokratischer Art in der Gewaltenteilung unabhaengige 
Groessen seien. Dem ist nicht so, steht doch etwa der neue Praesident 
der Franzoeschen Republik Sarkozy unter "direktem Einfluss" der 
deutschen Bertelsmann-Stiftung was den Entwurf zur EU-Verfassung 
angeht. Spricht man nur mit Blick auf den Loybbismus ueber die inneren 
Zusamenhaenge von Verwertung und die Durchsetzung derselben, verbleibt 
man in der Anayse beim Sonnenstaat, wo sich Einflussnehmende hoeflich 
um den Koenig scharten.

"geschützten Werken immer noch nicht verhindert werden könne, so dürfe 
dies nicht zu Lasten der Urheber gehen, die ja bei einem Verbot der 
digitalen Privat-kopie aus der Geräte- und Leerträgervergütung nur 
noch wenig zu erwarten hät-ten: Würde man die Privatkopie verbieten, 
gäbe es keine Rechtfertigung mehr für eine Geräteabgabe. Darüber 
hinaus wäre dem Entwurf zufolge eine Regelung, die nur die analoge 
Privatkopie zuließe, praktisch kaum durchsetzbar und den Ver-brauchern 
nicht zu vermitteln:

„Ein solches Verbot würde die soziale Realität ignorieren und die 
Autorität und Glaub-würdigkeit der Rechtsordnung untergraben. Digitale 
Vervielfältigungsgeräte würden da-mit für überwiegend rechtswidrige 
Zwecke angeboten und genutzt. (...) Im Interesse der Urheber ist daher 
nach wie vor an der bewährten Regelung des Urheberrechtsgesetzes 
festzuhalten, die (nicht zu verhindernde) private Vervielfältigung zu 
gestatten" (Kopien brauchen Originale.de 2005b)."

Andauernde Rede lediglich von den _Interessen_ waere leicht 
'irrefuehrend'. Einerseits steht das stete Interesse seitens der 
Verwerter "kreativer Arbeit" einer Kantischen Interesselosigkeit an 
den Dingen der Kunst entgegen und bringt sie zumindest monetaer auf 
den Boden der Tatsachen, andererseits ist "Interesse" ein zu 
allgemeiner Begriff, der die zwingend notwendige Bewegung der 
Formation, die eben ihre Interessen durchsetzen muss, nicht 
betrachten hilft, sondern zum Teil verdeckt. Interesse des 
einzelnen Kapitals ist zuallererst den Profit moeglichst hoch zu 
schrauben. Dreht einer an der selben Schraube, dann kommt es zum 
sog. Interessenskonflikt.

"Die Gesetzesvorlage zum neuen Urheberrecht sieht damit auch vor, dass 
die Pauschalvergütungen als Kompensation für die Privatkopie erhalten 
bleiben. Nach Ansicht des Justizministeriums soll das System der 
Einzellizenzierung und der Pauschalvergütung parallel bestehen 
bleiben, da es sowieso noch Jahre dauern würde, bis sich 
Kopierschutztechnologien durchsetzen.53
  Auch speziell bezüglich der Praxis der Tauschbörsen wurde das 
Urheberrecht verdeutlicht: Wenn sich jemand eine zulässige Privatkopie 
seiner nicht kopier-geschützten Musik-CD macht und diese anschließend 
unzulässigerweise im Internet zum Download anbietet, handelt es sich 
um eine rechtswidrig genutzte bzw. unerlaubt veröffentlichte Vorlage. 
Wenn aber für den Nutzer der Tauschbörse offensichtlich ist, dass es 
sich um ein rechtswidriges Angebot im Internet handelt, darf er keine 
Privatkopie davon herstellen. Auch hier wurde man zunächst den 
Interessen der Industrie und Rechteverwerter nicht gerecht (Forum der 
Rechte-inhaber 2004), denn Urheberrechtsverletzungen privater 
Endnutzer sollten in einem bestimmten Rahmen explizit straffrei 
bleiben. Sie sollten dann nicht kriminali-siert werden, wenn sie sich 
im „Bagatellbereich" bewegen und nur dem privaten
_______________
53 Bei der Vorstellung des Gesetzesentwurfs verwies Zypries zum 
   Beweis auf den zweit-größten Musikkonzern der Welt, Universal 
   Music. Dieser habe seinen Kopierschutz kürzlich sogar wieder 
   abgeschafft, um den Kunden entgegenzukommen (Frankfurter 
   Allgemeine Zeitung 2004: 11). Frank Briegmann, Deutschland-
   Präsident von Universal Music sieht das allerdings nicht so sehr 
   als Entgegenkommen. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen 
   Zeitung antwortet er auf die Frage, ob Universal auf den 
   umstrittenen CD-Kopierschutz weiterhin verzichten will: „Nein, wir 
   machen das nur vorübergehend wegen der Funktionsmängel der zur 
   Zeit verfügbaren Systeme. Sobald es einen zuverlässigen 
   Kopierschutz gibt, werden wir ihn auf breiter Front einsetzen"
   (Briegmann in Theurer 2004b: 21).

73

Gebrauch dienen. Mittlerweile ist diese Bagatellklausel allerdings 
gestrichen wor-den.54
  Die Kämpfe um die Sicherung geistigen Eigentums bei Musikdateien 
dauern zwar noch an, die hier dargestellte Entwicklung zeigt aber 
die Richtung an, in die es geht. Auf ideologischem, rechtlichem und 
technologischem Gebiet werden die Verwertungsschwierigkeiten bei 
digitalen Gütern minimiert, die Technologie wird mit allen Mitteln 
„eingehegt", so dass sich ein Markt für digitale Güter etablieren 
kann. Bei proprietärer Software nun existiert zwar ein ganz ähnliches 
Problem, wenn es als digitales Gut verkauft werden soll, auch hier 
wird über Raubkopien geklagt und entsprechende Maßnahmen werden 
ergriffen. Im Folgenden ist aber ausschließlich die sogenannte 
Freie Software/Open Source Software von Interes-se, da diese immer 
wieder als Beispiel für alternative und insofern subversive 
Eigentumsformen zitiert wird.


2.4.2 Freie Software & Open Source

In den Anfängen der Computerindustrie in den späten 40er und frühen 
50er Jahren war der Handel auf den Verkauf von Hardware und 
technischem Support be-schränkt. Software wurde in dieser Frühphase 
nicht in maschinenunabhängigen, sondern in relativ maschinennahen 
Programmiersprachen geschrieben. Dadurch war sie nicht zwischen den 
vielen, nicht standardisierten Plattformen austausch-bar. Erst Ende 
der 60er Jahre, als die Plattformen stärker standardisiert wurden, 
entstand langsam ein einheitlicher Markt für „packaged software".55 
Von da an wurde auch Software zu einer eigenständigen Ware und damit 
veränderte sich die Praxis der Weitergabe. Es war nun nicht nur 
gängig, dass Software lizenziert wur-de, sondern es wurde bei der 
Weitergabe einer Software auch der Quellcode56
_______________
54 Sietmann schiebt dies auf den Regierungswechsel, so treibe in der 
   zweiten Stufe zur Reform des Urheberrechts die schwarz-rote 
   Regierungskoalition im Urheberrecht noch stärker auf einen 
   industriefreundlichen Kurs als ihre rot-grüne Vorgängerin (vgl. 
   c't 2006: 48 ff.). Die geltende Rechtslage sieht nach Paragraf 153 
   der Strafprozessordnung allerdings sowieso vor, dass bei geringer 
   Schuld des „Täters" von der Verfolgung abgesehen werden könne, 
   wenn kein öffentliches Interesse bestehe. Die Bagatellausnahme im 
   Urheberrecht hätte nach Zypries nur der Klarstellung der 
   staatsanwaltlichen Praxis gedient (ebd.).
55 Für diese Differenzierung und weitere Hinweise in diesem 
   Themenbereich danke ich Robert Gehring.
56 Der Quellcode ist in einer für den Menschen lesbaren 
   Programmiersprache geschrieben, während der Binärcode aus Nullen 
   und Einsen besteht und letztlich nur für die Maschi-ne lesbar 
   ist. Ein sogenannter Compiler übersetzt die menschenlesbare 
   Sprache in die maschinenlesbare. Damit die Maschine läuft, bedarf 
   es dessen Quellcodes letztlich nicht."

?, Warum sollte hier kein Bedarf an Quellcode vorliegen? Computer 
machen - ganz entgegen den Apokalyptischen Nachhumanen Entwuerfen 
Kittlers etwa - ohne die "Kopplung" an den Menschen kein Sinn, sie 
waeren, im Diskurs des selbstmaechtigen Techno, rein auf an und fuer 
sich bezogene Dinge/Wesen. Ein _fuer sich_ beim Menschen mittels des 
Computers ist dann nicht mehr denkbar, was nicht heiszt, das die 
rationale Erfassung der Black-Box-Vorgaenge im Rechner nicht begrenzt 
sei, im Gegenteil.

"74

zurückgehalten, so dass Programmierer und andere Nutzer nicht oder 
nur sehr schwer Einblick in die Funktionsweise der Software erhalten 
konnten, geschweige denn, dass sie daran Veränderungen vornehmen 
konnten. Am Softwaremarkt Ende der 70er Jahre herrschte schließlich 
eine „nachgerade paranoide Haltung. Jeder Käufer erschien den Firmen 
als potenzieller `Pirat"` (Grassmuck 2002b: 281). Ende der 80er Jahre 
war fast alle Software proprietär und schon seit 1981 kann man in 
den USA Software patentieren (Grassmuck 2002b: 221). Kunden, die 
den Quell-code erhielten, mussten sogenannte 
Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeich-nen, eine kooperierende 
Community über Unternehmen hinweg und quer durch alle Institutionen 
war damit unmöglich gemacht."

Das Klischee ist eindeutig: mit GNU tritt in der Aera der fruehen 
Blue Chips die Liberale auf den Plan und rettet...

  "Richard Stallman, ein Programmierer, der in den siebziger Jahren 
am MIT beschäftigt war, wollte sich mit dieser Praxis nicht abfinden, 
seiner Ansicht nach ist es „unmoralisch", den Quellcode als 
Geschäftsgeheimnis einzubehalten, weil damit Verbesserungen und 
Weiterentwicklungen nicht mehr geteilt werden kön-nen (Moody 2001: 
35, 45). Er beklagte das Ende der offenen Kooperation in der 
Software-Entwicklung und begann daher konsequent ein neues, eigenes 
und „frei-es" Betriebssystem unter dem Name GNU (rekursives Akronym 
für „GNU is not Unix") zu entwickeln, bei welchem der Quellcode offen 
und Kooperation aus-drücklich erwünscht war. 1985 gründete Stallman 
schließlich die Free Software Foundation mit dem Ziel, die Rechte der 
Software-Nutzer und -Entwickler zu stärken. Die nach Grassmuck 
folgenreichste Erfindung Stallmans war jedoch das „Copyleft", eine 
Umkehrung der Wendung „Copyright - all rights reserved" zu „Copyleft 
- all rights reversed" (Grassmuck 2002b: 282, FN 29). Unter diesem 
Label schuf Stallman gemeinsam mit juristischen Beratern der Freien 
Software Foundation die GNU General Public License (GPL). Bereits 
aus der Präambel geht das Hauptziel dieser Lizenz hervor:

„The licenses for most software are designed to take away your 
freedom to share and change it. By contrast, the GNU General Public 
License is intended to guarantee your freedom to share and change 
free software - to make sure the software is free for all its users" 
(Free Software Foundation 1991a).

Die GPL wurde eine wichtige Antriebskraft in der Freien 
Software-Entwicklung, „it is used by most GNU programs, and by more 
than half of all Free Software packages" (Free Software Foundation 
1991b). Software, die der GPL unterliegt, darf mit Quellcode 
verbreitet werden, sofern der Copyright Vermerk und die Lizenz 
mit verbreitet wird. Dienstleistungen, die mit dem Code zusammenhängen 
(für Datenträger, Handbücher, Support etc.) dürfen verkauft werden."

Zu ergaenzen waere: "Dienstleistungen, die mit dem Code 
zusammenhaengen, bzw. der Kode selbst *muss* verkauft werden, sonst 
waere die Finanzierbarkeit der Bewegung unmoeglich.
 
"Das Programm darf verändert werden und die veränderte Version darf 
weiter verbreitet werden, solange Angaben über die Änderungen mit 
weitergegeben werden und das Pro-gramm unter denselben 
Lizenzbedingungen veröffentlicht wird, wie die ursprüng-

75

liche Freie Software, derer man sich bedient hat. Bei der Freien 
Software wird nicht auf das Urheberrecht verzichtet, im Gegenteil: 
Das Urheberrecht wird ge-nutzt, um im Sinne der GPL das Recht zu 
erteilen, Software zu vervielfältigen, zu verbreiten und/oder zu 
verändern (vgl. Free Software Foundation 1991a; Deut-sche 
Übersetzung der GPL siehe Lachmann/Gerwinski 2000).57 Die General 
Public License ist nicht die einzige Lizenz unter dem Label Copyleft 
(siehe dazu weiter unten) und Programme unter die GPL zu stellen ist 
auch nicht die einzige Me-thode ein Programm „frei" zu machen. Man 
kann eine Software auch einfach in die Public Domain stellen ohne 
Copyright: „This allows people to share the program and their 
improvements, if they are so minded" (Free Software Foundation 
1991b). Allerdings - und dies ist der wesentliche Unterschied zur GPL:

„But it also allows uncooperative people to convert the program into 
proprietary software. They can make changes, many or few, and 
distribute the result as a proprietary product. People who receive 
the program in that modified form do not have the freedom that the 
original author gave them; the middleman has stripped it away" 
(Free Software Foundation 1991 b).

Aus diesem Grund wird der GPL auch mitunter vorgeworfen, einen 
Virus-Effekt58 zu haben, da die Programme, die GPL-Software 
integrieren, ebenfalls unter GPL gestellt werden müssen und daher 
nicht mehr geschlossen bzw. proprietär sein können. Zu Beginn der 
90er Jahre, als fast alle Komponenten des GNU-Betriebs-systems bis 
auf den Kernel (das „Herz" eines Betriebssystems) geschrieben waren, 
entwickelte ein Informatikstudent aus Helsinki, Linus Torvalds, im 
Rahmen einer stetig wachsenden weltweit vernetzten Kooperation mit 
anderen Programmierern und unabhängig von Stallman einen freien 
Kernel (ausführlich vgl. Moody 2001). Im Januar 1992 lag ein bereits 
stabiler Kern vor, welcher von der Community mit den GNU-Komponenten 
kombiniert wurde, das so entstehende Betriebssystem wurde unter die 
GPL gestellt, im März 1994 erschien schließlich GNU/Linux Version 1.0:

„Ob nun GNU/Linux als letzter Baustein in das GNU-System eingefügt 
wurde oder die GNU-Systemkomponenten um Torvald's Kernel - wie man 
es auch sehen mag, auf jeden
_______________
57 In diesem Sinne entschied das Landgericht München in seinem Urteil 
   vom 19. Mai 2004 (Az. 21 0 6123/03) für eine 
   Programmierergemeinschaft und gegen einen Hard-ware-Hersteller, 
   der GPL-lizensierte Software zum Betrieb seiner kommerziellen Hard-
   ware benutzen und damit verkaufen wollte. Wörtlich heißt es: „Die 
   Kammer teilt die Auffassung, dass in den Bedingungen der GPL 
   keinesfalls ein Verzicht auf Urheber-rechte und urheberrechtliche 
   Rechtspositionen gesehen werden kann."
58 „Ziel dieser von ihren Gegnern häufig als `infektiös', richtiger 
   als `impfend' bezeichneten Klausel ist es, eine Privatisierung 
   von kollektiv erzeugtem Wissen zu verhindern und den Gesamtbestand 
   an freier Software beständig zu erweitern" (Grassmuck 20026: 284 
   f.).

76

Fall gibt es seither ein vollständiges, leistungsfähiges, freies 
System mit dem Namen GNU/Linux" (Grassmuck 20026: 226).

Das Betriebssystem GNU/Linux mit einem Pinguin" der einen Zylinder 
traegt und Havanna raucht "als Maskottchen ist mittlerweile sicherlich 
das berühmteste Freie Software-Projekt. Bis zum Jahr 2002 wurden 30 
Millionen GNU/Linux-Installationen weltweit gezählt (Grassmuck 2002b: 
229), vor allem im Serverbereich konkurriert GNU/Linux längst mit 
Microsoft. Es entstanden Firmen, die mit Distribution und Support 
für GNU/Linux Geld ver-dienen, GNU/Linux-Unternehmen, die vom New 
Economy Boom mitgerissen wurden (und die wieder fielen), es gründeten 
sich überall GNU/Linux Nutzer-gemeinschaften (GNU/Linux User Groups), 
GNU/Linux-Zeitschriften, GNU/Linux-Standardisierungs-Konsortien und 
GNU/Linux-Konferenzen schossen wie Pilze aus dem Boden, kommunale 
Verwaltungen beschäftigen sich mit dem Ein-satz von GNU/Linux (ZDNet 
2003) und/oder benutzen mittlerweile dieses Be-triebssystem, ebenso 
wie Großunternehmen, so beispielsweise Edeka, Sixt, Debis und Ikea 
(Grassmuck 2002b: 229). GNU/Linux, so könnte man sagen, hat es 
geschafft, eine ganz eigene, weltweit verstreute riesige 
Anhängerschar zu kreieren und dies über alle Grenzen hinweg und stellt 
darüber hinaus für verschiedene Geschäftsmodelle den Rohstoff und die 
Grundlage dar. Manche Autoren gehen davon aus, dass das Besondere an 
GNU/Linux gar nicht unbedingt der Kernel selbst war, sondern die 
Erfindung des Entwickler-Modells, GNU/Linux wird heu-te als 
Paradebeispiel einer Organisationsform betrachtet, bei der Tausende 
von Menschen in der ganzen Welt in einer selbst organisierten 
Zusammenarbeit ein komplexes Softwareprojekt entwickeln.

Die Kommerzialisierung von Freier Software: 
Open Source Software

Auch wenn Torvalds und Stallman beide gleichermaßen mit GNU/Linux 
assozi-iert werden, da sie beide zu den ursprünglichen Initiatoren 
gehören, so stehen sie bezüglich der „Philosophie" doch für 
verschiedene Strömungen. Die Ablehnung einer ausschließenden Aneignung 
von Software-Code war und ist für Stallman und seine Anhänger nicht 
nur eine Frage der größeren Effizienz von Software-Entwicklung, 
vielmehr steht der soziale Aspekt der Freiheit im Vordergrund, den 
es ganz allgemein zu schützen gilt:"

Und bei der man utopistisch vorgibt in einem Teilbereich schon jetzt 
in dieser Epoche in GNU/Linux eine real Entsprechung zur Utopie 
gefunden zu haben.

"„There are more important issues of freedom - the issues of freedom 
that everybody's heard of are much more important than this: freedom 
of speech, freedom of the press, free assembly" (Moody 2002: 29)."

Wobei die Deutung hier eine evolutionistische ist:

"Freie Software ist damit ein Schritt in Richtung einer freieren 
Gesellschaft: „This is why we say that free software is a matter of 
freedom, not price" (Stallman 1994), das GNU-Projekt ist für Stallman 
eine ethische, soziale, politische Frage, es geht

77

letztlich um die Frage, wie die Gesellschaft beschaffen sein soll, in 
der wir leben wollen (so Stallman, zitiert in Grassmuck 2002b: 226). 
Im Zuge der Verbreitung von Freier Software haben sich allerorten die 
verschiedensten, zumeist bürger-rechtlich am Ideal der 
Informationsfreiheit orientierten Initiativen zur Unterstüt-
zung dieser Software herausgebildet, so dass man durchaus von einer 
„Freie Soft-ware-Bewegung" sprechen kann. In Abgrenzung dazu formierte 
sich allerdings in den späten neunziger Jahren die 
„Open-Source-Bewegung", welcher Linus Torvalds nahe steht. Zu deren 
Auftaktveranstaltung im April 1998 im californischen Palo 
Alto ist Richard Stallman ganz bewusst nicht eingeladen worden 
(Moody 2001: 233). Die Open Source Bewegung favorisiert zwar ebenfalls 
quelloffenen Code im Gegensatz zu proprietärem Code, lehnt aber 
jegliche Politisierung dieser For-derung ab. Stallman wird als zu 
ideologisch kritisiert und das eigene Plädoyer für offenen Code mit 
rein pragmatischen Gründen legitimiert, die Nützlichkeit, die 
Effizienz und die Zuverlässigkeit der Software rücken bei der Open 
Source Philo-sophie in den Vordergrund. Das „irgendwie kommunistisch" 
(Grassmuck 2002b: 230) und für den Mainstream „bedrohlich" (Raymond 
zitiert nach Moody 2001) klingende „free" soll vermieden werden, 
damit auch die Geschäftswelt von dem Produktionsmodell der Freien 
Software überzeugt werden kann. Die Verwendung von „Open" statt 
„Free" sollte signalisieren, dass man keineswegs gegen eine 
Kommerzialisierung von auf diesem Weg entwickelter Software sei, 
sondern viel-mehr „offen für alles". (O'Reilly & Associates 1999). 
Stallman dazu: „Please avoid using the word 'open' as a substitute 
for 'free software'. A different group, whose values are less 
idealistic than ours, uses 'open source' as its slogan" (Stallman 
o. J.: o. S.)."

Es geht also um einen neuen feinen feinen Unterschied von Software, 
die zum Selbskostenprreis oder mit Gewinn fuer das Ideal 'freier 
Software' kommerziell vertrieben wird, und Software, die kommerziell 
vertrieben, um Gewinne einzufahren.

"Rein technisch oder lizenzrechtlich ist es allerdings 
schwierig, Freie Software und Open Source Software auseinander zu 
halten, daher werden die Begriffe auch häufig synonym verwendet.
  Die spezifische Herstellungsweise von Freier Software und ihre 
Merkmale als Produkt sind nach Ansicht ihrer Befürworter durchaus auch 
für die kommerzielle Welt von großem Vorteil gegenüber geschlossener 
bzw. proprietärer Software, dazu gehören wesentlich: Hohe Sicherheit: 
Aufgrund des verfügbaren Codes können Programmierer oder Nutzer mit 
dem entsprechenden Know-how einsehen, wie das Programm funktioniert. 
D.h. die Kontrolle über den eigenen Computer ist gewährleistet.59 
Flexibilität: Da der Code offen ist, kann er auf individuelle Zwe-
_______________
59 Einer Umfrage der Evans Data Corporation unter ca. 500 Entwicklern 
   in Nordamerika zufolge halten diese das offene Betriebssystem Linux 
   im Vergleich zu Windows XP für weitaus sicherer. Fast ein Viertel 
   (23%) von ihnen hielt Linux für „das sicherste System", nur 8% 
   hielten Windows XP für sicherer. Auch allgemein seien „Open Source 
   Produkte beliebter geworden", so die Umfrage. 2001 nutzten nur 
   380/0 der befragten Entwickler Open Source Software, nun sind es 
   bereits 620/0 (Evans Data Corporation 2003).

78"

Aber kam Linux nicht passgenau, um die Balance der Quasi-Monopole 
auf dem Software-Markt zu stabilsieren?

"cke und Bedürfnisse hin verändert werden.60 Hohes Entwicklungstempo 
bei hoher Qualität: Offener Code ist immer work in progress. 
Kontinuierliche Verbesserun-gen, Erweiterungen und Fehlerbereinigungen 
erfordern dabei kontinuierliche Veröffentlichungen („release early, 
release often"). Freie Software/Open Source-Entwickler veröffentlichen 
verbesserten, fehlerbereinigten Code zumeist in neuen 
Programmversionen, die sie eher nach Gesichtspunkten der Qualität 
freigeben und nicht nach Gesichtspunkten kommerzieller 
Verwertungszwänge (vgl. Mockus, et al. 2002). Geringe Kosten: Jeder 
kann den Quellcode von Freier Software aus dem Netz laden. Nutzer, die 
nicht so vertraut mit dem Computer und dem Umgang mit seinen 
Anwendungsprogrammen sind, können Support, Dokumentationen und 
Handbücher für das entsprechende Freie Software/Open Source Programm 
erhalten. Sie bezahlen nur dafür, nicht aber für den Code.61 Schnelle 
und güns-tige Hilfe: Es gibt eine umfangreiche Gemeinde von Freie 
Software/Open Source Entwicklern (die „Community"), welche in 
Newsgroups und Mailinglisten orga-nisiert sind und jedem, der Hilfe 
braucht oder Fragen hat, zu helfen versuchen. Kommerzieller 
proprietärer Software hingegen sagt man nach, dass der Support 
meist von schlechter Qualität und teuer ist (vgl. Levinson 2001). 
Kooperation: Da die Teilnahme an einem Open-Source-Projekt in der 
Regel für jeden offen ist, können solche Projekte weltweit Talente 
anziehen, die andernfalls niemals hätten zusammengebracht werden 
können. Nutzer und Entwickler von Software ver-schmelzen in 
Personalunion und erhöhen damit die Feedback-Frequenzen.62
________________________________________________________________________
60 „Open-source represents one of the most interesting and influential 
   trends in the software industry over the past decade. Today, many 
   organizations are looking toward open-source as a way to provide 
   greater flexibility in their development practices, jump-start 
   their development efforts by reusing existing code, and provide 
   access to a much broader market of users" (Brown/Booch 2002: 123).
61 DB-Research nennt in ihrer Studie explizit die „hohen 
   Kosteneinsparpotenziale" bzw. „nachweisliche Kosten- und vermutete 
   Stabilitäts- und Sicherheitsvorteile” als Gründe für die künftig 
   zu erwartenden hohen Wachstumsraten speziell von Linux im Markt für 
   Server-Software sowie für das erwartete wachsende Interesse an 
   Officepaketen, Datenbank-programmen und Wissensmanagement-Software 
   auf OS-Basis (vgl. Heise 2002).
62 Zur Frage des Zusammenhangs zwischen Feedback bei der 
   Software-Entwicklung und Softwarequalität siehe z.B. McCormack 
   (2001): „The most striking result to emerge from the research 
   concerned the importance of getting a low-functionality version of 
   the product into customers' hands at the earliest opportunity. 
   (...) Plotting the functio-nality against the quality of the final 
   product demonstrated that projects in which most of the 
   functionality was developed and tested prior to releasing a beta 
   version performed uniformly poorly. In contrast, the projects that 
   performed best were those in which a low-functionality version of 
   the product was distributed to customers at an early stage" 
   (McCormack 2001: 79).

79"

Genau an dieser Stelle taucht die Prosumer-Debatte auf, in der Bedarf 
und Produkt eine funktionale sich sinnvoll ergaenzende dynamische 
Einheit bilden.

Ali Emas/Matze Schmidt


Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges 
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches 
Dampboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

Volltext-Archiv aller im Buch verwendeten elektronischen Quellen (ca. 
20 MB)
http://wbk.in-berlin.de/wp_nuss/wp-content/uploads/2007/01/
lit_linksklein.pdf

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3.

Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 76

Der war absurd, denn wo sollte der Grund liegen. Doch die 
Existenzfrage konnt Roman nicht lange beschaeftigen, musste er doch 
schnell mal eben handeln - also, was ver...kaufen.

Teil 77 im n0name newsletter #117

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