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n0name newsletter #118 Fr., 31.08.2007 11:57 CET

ACHTUNG! Umlaute

*Inhalt/Contents*

1. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 22
2. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 78

27 KB, ca. 8 DIN A4-Seiten

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1.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 22


Die Prosumer-Fantasie eines Alvin Toffler oder Mattias Horx, also die 
angebliche Instandsetzung des Konsumenten das Produkt mit-bestimmen zu 
koennen setzt, allerdings auf demokratischen Konsum, der gerade eben 
erst fuer uns realisiert wurde. Die funktionale sich sinnvoll 
ergaenzende dynamische Einheit (Bedarf wird gedeckt durch Produkte), 
wie sie im verwirklichten real-existierenden Prosumenten seine 
Figuration findet, hat immer noch den Profit und den sich verwertenden 
Wert zum Masz.

"Nutzer und Entwickler von Software ver-schmelzen in Personalunion und 
erhöhen damit die Feedback-Frequenzen" schreibt Sabine Nuss und damit 
beschreibt sie beinahe einen geschlossenen Kreislauf, Merkmal fuer 
perfekte Harmonie.

"Im Rahmen der Open Source-Bewegung sollten all diese Vorteile auch 
für kom-merzielle Unternehmen nutzbar gemacht werden. Einige der 
„Urväter" der Freien Software, darunter Linus Torvalds, diskutierten 
die Möglichkeiten und Potenziale einer Zusammenarbeit von freien 
Entwicklern und kommerziellen Software-Herstellern sowie die 
Entwicklung geeigneter Geschäftsmodelle. Wäh-rend Freie Software/Open 
Source Software aufgrund ihrer gerade beschriebenen Vorzüge inzwischen 
auch bei großen, kommerziellen Anwendern gern als kosten-günstige 
Ressource zur Optimierung der Geschäftsabläufe oder Erweiterung der 
eigenen Produktpalette eingesetzt und genutzt wird,63 ist es 
andererseits weniger einfach, die Software selbst in ein 
verkaufbares Produkt zu verwandeln. Wegen der breiten (und 
kostenlosen) Verfügbarkeit und der nahezu unbeschränkten 
Vervielfältigungsmöglichkeiten fehlt Freie Software/Open Source 
Software eine entscheidende Bedingung für den Verkauf: Sie ist nicht 
knapp und ein nicht knappes Gut, also ein Gut, welches ubiquitär 
kostenlos zur Verfügung steht, kann, wenn überhaupt, nur gegen einen 
sehr geringen Preis verkauft werden."

Knappheit und kuenstliche Verknappung des Guts sind Basisargumente in 
diesen Diskussionen um die Sinnfaelligkeit und den Durchsatz von 
Offener Weichware. Sieht man sich die Laeden mit ihren CD-ROM- und 
DVD-Metern an, ist aber die Ueberproduktion von Programmen zu 
bemerken. Von Knappheit keine Rede, das Ueberprodukt muss an den 
Kauefer gebracht werden, der gleichzeitig frei _im_, und gebunden _an_ 
den Akt des Bezahlens das Gut erwirbt. Es wird ihm nicht 
vorenthalten, es wird ihm hinterhergeschmissen fuer Kredit bei der 
Bank und eine Menge "Zahlungsmittel", die er und nur er als 
Arbeitender bereits selbst Meta-Betriebswirtschaftlich erwirtschaftet 
hat.

   "Weil der Einsatz von Software beim Nutzer zumeist eine Menge 
zusätzlicher Tätigkeiten nach sich zieht - Implementierung und 
Anpassung an die jeweilige Einsatzumgebung, Wartung, Erweiterungen, 
Support etc. - haben sich in den letzten Jahren eine Reihe 
Verwertungsmöglichkeiten für Freie Software/Open Source Software 
entwickelt, die vor allem auf diesen zugehörigen Dienstleistungen - 
auf dem „Drum-herum" - basieren: So wuchs und wächst mit dem 
zunehmenden Einsatz von Freie Software/Open Source Software in 
kleineren und mittleren Unternehmen oder in Behörden und öffentlichen 
Einrichtungen, in denen nur wenig Computerfachleute bzw. Spezialisten 
für Freie Software/Open Source ar-beiten, vor allem der Bedarf an 
professionellem Support. Liebäugelt eine solche Organisation noch mit 
dem Einsatz oder dem Umstieg auf Freie Software/Open
_______________
63 Die „Kosteneinsparpotenziale", von denen z.B. in der Studie der 
   DB-Research gespro-chen wird (s.o.), gehen in vielen Fällen zurück 
   auf den Einsatz von Open Source Soft-ware als IT-Infrastruktur von 
   Unternehmen (z.B. freie Web-, E-Mail- und Intranet-Ser-ver). Vor 
   allem Internet Service Provider und Hersteller von 
   Netzwerkkomponenten (z.B. Cisco) gründeten so in der Vergangenheit 
   ihre Geschäfte erfolgreich auf offene Standards (z.B. der freien 
   Internet-Protokolle TCP/IP). Zudem wird OSS auch gern als Basis für 
   ein eigenes Produkt verwendet. IBM bspw. nutzt den (freien) Apache 
   Web-Server innerhalb seiner Web-Sphere-Produktreihe, Sendmail Inc. 
   erweitert das eigene sendmail, das auch weiterhin frei bleibt, zu 
   einer kompletten E-Mail-Server-Suite mit grafischer 
   Administrationsoberfläche und anderen Tools. Vollständig und 
   zusammen mit den eigenen Entwicklungen in ein proprietäres Produkt 
   integrierbar ist eine ge-nutzte freie Softwarekomponente jedoch 
   immer nur dann, wenn die Lizenz des Open Source Programms dieses 
   zulässt (Bußkamp 2003).

80"

Warum liegen Einsparpotenziale vor, wie kommen sie zustande?

"Source Software, so kann sie auch zunehmend auf Firmen zurückgreifen, 
die angepasste Einsatzkonzepte für OSS in der jeweils spezifischen 
Produktions-umgebung entwickeln (z.B. GNU/Linux AG).
   Ein zweites bekanntes und erfolgreiches Geschäftsmodell ist die 
Distribution. Distributoren (z.B. Red Hat, S.u.S.E) erstellen aus dem 
riesigen Pool freier Soft-ware, aus den Mengen an freien 
Systemkomponenten, Tools und Anwendungen konsistente Pakete, die auch 
für technisch weniger versierte Anwender einfach zu installieren und 
zu konfigurieren sind. Darüber hinaus reichen die Experimente 
für die Verwertung von Freie Software/Open Source Software von ihrem 
Einsatz als strategisches Mittel zur Markterschließung64 über die 
Entwicklung von OSS gegen Lohn65 und dem Angebot von Schulungen und 
Trainings für Interessierte bis hin zur Herausgabe von Handbüchern 
(v.a. O'Reilly Verlag) und Zeitschriften (z.B. GNU/Linux-Magazin), 
dem Betrieb von Online-Diensten (z.B. slashdot.org; sourceforge.net) 
und Merchandising (z.B. GNU/Linux-Stoff-Pinguine, T-Shirts usw.). 
Trotz vieler, mehr oder weniger erfolgreicher Freie Software/Open 
Source Geschäftsmodelle - die Suche nach geeigneten Methoden, 
florierende Geschäfte auf Freie Software/Open Source Software zu 
gründen, dauert an. Die Möglichkei-ten, zahlende Kunden für ein 
„freies Gut" zu finden, Märkte dafür zu erschließen, es in eine 
bestehende Produktpalette zu integrieren - also schlicht damit Geld 
zu verdienen, werden nach wie vor diskutiert. Einig sind sich 
Protagonisten und Unterstützer des Freie Software/Open Source 
Modells, dass darin ein „immenses Marktpotenzial" (Bußkamp 2003) 
steckt, wie man es am besten erschließt und ausschöpft, ist weniger 
klar. Wenn Freie Software/Open Source Geschäftsmodelle darauf 
basieren, dass ausschließlich Dienstleistungen verkauft werden, wie 
Sup-port, Handbücher erstellen usw. ist es letztlich nicht nötig, 
dass die Software geschlossen ist. Wenn die Software selbst 
allerdings Ware sein soll, dann darf sie
_______________
64 Freie Software/Open Source wird verteilt, um Kunden damit 
   „anzufüttern", sie an bestimmte Anwendungen, Tools etc. zu gewöhnen 
   und so an die proprietäre Produkt-palette heranzuführen. 
   Erweiterungen, Updates etc. müssen dann gekauft werden. Ähnlich 
   können Hardwarehersteller ihre hardwarenahe Software (Treiber, 
   System-programme) freigeben, um möglichst viele neue 
   Softwareentwickler dafür zu gewin-nen, für ihre Plattform 
   Programme zu entwickeln und so eine gute Unterstützung der 
   verkauften Hardware zu gewährleisten (Bsp.: VA Linux Systems, 
   Server-Systeme von IBM, Compaq oder Dell).
65 Einige Unternehmen bezahlen „ihre" Hacker inzwischen für die 
   Entwicklung von Frei-er bzw. Open Source Software - zu 
   Marketingzwecken, aus technischem Interesse etc.. Red Hat 
   errichtete sogar ein eigenes Labor, die Red Hat Developer 
   Laboratories. Auch IBM, Netscape, SGI und Sun bezahlen ihre 
   Mitarbeiter für die Entwicklung Freier Software/Open Source.

81"

Vermutlich betrifft die notwendige Ausweitung des Produkt-Horizonts 
aufgrund von Umsatz-Einbuszen oder aus strategischen Erwaegungen und 
die Rueckeroberung des Marktes die Offenlegung von Microsoft's XML. 
Ueberprueft werden muesste, ob das einfache Lemma, dass nicht frei 
verfuegbares Gut durch den unfreien Konsens des geschaeftlichen 
Vertrags zur Ware wird, zutrifft. Einfache Warenzirkulation? Die 
Software wnen offen, wird dann eventuell nicht mehr Ware sein, wenn 
sie frei, im Sinn von frei zugaenglich (so wie ein "oeffentlicher 
Platz" frei zugaenglich ist), verfuegbar ist. Ihre Nutzung holt den 
Warencharakter aber wieder ein, wenn der Support die Software erst 
- im Sinn des Wortes - bzw. den Nutzer erst der Software zugaenglich 
macht, was dann Wiedereinschlieszungen des Angebots 
(Re-Proprietarisierung) je nach Bedarf der Sicherung der Margen zur 
Konsuquenz haben kann, ganz so wie es im Mobiltekefonsektor zu 
beobachten ist, wo Geraete fuer 0-Betraege angeboten werden, wenn 
diese Verkaufstrategie zu mehr Absatz von Vertraegen verhilft.

"nicht für jedermann frei verfügbar im Netz zur Verfügung stehen. Im 
Folgenden sollen zwei Geschäftsmodelle vorgestellt werden, die beide 
Aspekte in sich verei-nen: Software als offener Produktionsprozess, 
bei dem nur die begleitende Dienst-leistung die Ware ist und Software 
als Ware selbst. Anhand der Schilderung dieser Geschäftsmodelle soll 
gezeigt werden, wie der Widerspruch zwischen offenem Code und 
ausschließlichem Eigentumsverhältnis gelöst wird.

Unternehmen I: VA Software

Das Unternehmen VA Software wurde 1993 gegründet, hat seinen Sitz in 
Fremont, Kalifornien, und beschäftigte im Jahre 2002 etwa 180 
Menschen. Es entwickelte die populäre Entwicklungs-Plattform 
SourceForge.Net. Von überall her quer über den Globus können 
Entwickler dort ein Freie Software/Open-Source-Projekt anmelden, den 
entsprechenden Software-Code gemeinsam mit anderen entwickeln und ihr 
Vorgehen und ihre Arbeitsfortschritte über verschiedene Werkzeuge, wie 
beispielsweise Mailinglisten, Fehler-Verwaltungsprogramme, 
Versionskontroll-In-strumente usw. administrieren. SourceForge.Net 
ist damit eine Art Infrastruktur für eine kooperative und global über 
das Internet stattfindende Software-Entwick-lung. Natürlich könnten 
die Programmierer eine solche Plattform auch selbst organisieren. 
Denn „jeder kann das", wie Marc Merlin, Systemadministrator bei 
VA Software bestätigt.66 Aber Merlin weiter:

„Es ist eine Qual. Programmierer wollen Code schreiben, sie wollen 
kein CVS (Concurrent Versions System) ins Leben rufen, das macht 
keinen Spaß. Die Idee dahinter war also, dass wir den Leuten, die 
einfach ihre Projekte machen wollen, ein solches System zur 
Verfügung stellen. (...) es wurde sehr erfolgreich."

Im Jahr 2002 wurde SourceForge.Net von rund 460.000 Entwicklern 
weltweit genutzt. Insgesamt waren zum 31. Juli 2002 44.528 
Open-Source-Projekte regist-riert. VA Software hatte nie intendiert, 
mit dieser Plattform Geld zu verdienen. Das Unternehmen entwickelte 
die Software in den 90er Jahren, zu einer Zeit, als das eigentliche 
Geschäft aus dem Verkauf von GNU/Linux-Computern bestand. 
Merlin: „VA wollte der Community etwas zurückgeben, weil wir GNU/Linux 
verkauft haben und das haben wir ja nicht geschrieben." Darüber 
hinaus wollte VA auch die weitere Entwicklung von Freie Software/Open 
Source fördern. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass das 
Hardware-Geschäft keine Gewinne einbrach-te, besonders nach dem so 
genannten Dotcom-Crash 2000/2001. Konsequenter-weise stieß VA das 
Hardware-Geschäft ab. Etwa zeitgleich kamen Anfragen von Firmen und 
anderen Interessenten nach der Software, mit welcher die Plattform
_______________
66 Die Aussage entstammt einem Interview mit Marc Merlin, das ich im 
   Juni 2002 in Fremont/Californien führte.

82

SourceForge.Net selbst läuft. VA Software erkannte, dass die Internet 
Plattform - ursprünglich der Freie Software/Open Source Community 
gratis zur Verfügung gestellt - das Softwareprodukt sein könnte, mit 
dem sich Geld verdienen ließe. Offensichtlich gab es speziell in 
großen Konzernen, deren Büros quer über die Welt verteilt sind, 
Bedarf für eine Software, die globale und über das Internet 
koordinierte, dezentrale Software-Entwicklung ermöglicht. VA Software 
entschloss sich, das Geschäft vom Verkauf der Hardware auf Software 
und Dienstleistungen umzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der 
Code von SourceForge offen, im Zuge der Kommerzialisierung der 
Plattform wurde er geschlossen. Ein Ausschnitt des Interviews 
verdeutlicht die Beweggründe:

„Merlin: Ursprünglich gingen wir dazu über, Support, Kundenanpassungen 
und Installa-tionen zu verkaufen und hatten auch ein paar Kunden. 
SourceForge.Net hatten wir noch vollständig quelloffen. Seit Ende 
2000 kam es dann häufiger vor, dass Firmen es schwer rechtfertigen 
konnten, hunderte oder tausende von Dollars für ein Produkt zu 
bezahlen, das offen ist. Sie brauchten zwar immer noch die 
Installation, die Kundenanpassung, sie brauchten wirklich das, was wir 
ihnen anboten. Aber sie konnten ihre Bosse nicht über-zeugen, für 
etwas, das frei sein soll, einen Scheck zu unterzeichnen.

Frage: Das klingt, als wäre es eine rein mentale Angelegenheit?

Merlin: Fast ausschließlich. Sie brauchen das Gefühl, für ihr Geld 
etwas von Wert zu bekommen. Das ist etwas, was vielen kommerziellen 
Open-Source-Projekten passiert.

Frage: War das der Hauptgrund für euch, aus SourceForge geschlossene 
Software zu ma-chen?

Merlin: So würde ich es sehen. Ich denke, die Hauptsache war, dass 
sogar unsere eigenen Direktoren gesagt haben, man könne mit einer 
Sache kein Geld machen, die Freie Soft-ware genannt wird. Das ist 
natürlich diskussionswürdig. Red Hat hat Erfolg damit."

Während des Transformationsprozesses von offener zu geschlossener 
Software nahm VA Software Kontakt zu all jenen Programmierern auf 
(„das waren nicht so viele", Merlin), die an der Entwicklung von 
SourceForge mitgearbeitet hatten und bat sie um Erlaubnis für die 
Schließung des Projekts. Aus der Software SourceForge wurde eine 
kommerzielle Version entwickelt, die SourceForge Enterprise Edition. 
Dieses Software-Paket mit geschlossenem Code ist mittlerweile VA 
Softwares Vorzeige- und Haupt-Produkt. Zu den Kunden, die 
SourceForge nutzen, gehören Unternehmen wie Pfizer, Hewlett Packard, 
Agilent Technologies und Organisati-onen wie die National Science 
Digital Library und die Open SystemC Initiative. Ursprünglich 
angetreten, um auf der Basis von Freie Software/Open Source Soft-
ware Geld zu verdienen, ging VA nach einer Phase des trial and errors 
dazu über, das Potenzial der Open-Source-Produktionsweise in 
Unternehmen hinein zu tra-gen, also das Produktionsmodell selbst zu 
„verkaufen". SourceForge gibt Unter-nehmen die Möglichkeit, den 
„Wissensfluss" innerhalb von global und dezentral agierenden 
Unternehmen zu zentralisieren, konzentrieren und kontrollieren:

83"

Angesichts solcher Prozesse, waere zu fragen inwieweit die 
Begrifflichkeiten proprietaerer und offener, respektive geschlossener 
Software ueberhaupt tragfaehig sind, stellen doch Privateigentum 
und Profit grundlegendere Kategorien dar. Zum 25jaehrigen Bestehen 
gibt es beim Baecker Kuchen fuer alle, am Montag drauf kostet ein 
Broetchen dann 30 Cent.

"„Entwickler sind produktiver. CSD (Collaborative Software 
Development) reißt interne Barrieren nieder, so dass Entwickler 
weniger Zeit damit verbringen müssen, ihre Arbeit zu dokumentieren 
und mehr Zeit haben, Code zu programmieren. (...) Manager können die 
Aktivitäten verfolgen. Mit der Möglichkeit, die Arbeit der 
Programmierer zu zentralisie-ren, können Manager leicht neue 
Möglichkeiten identifizieren, sie können Multi-Projekt-berichte 
erstellen und Probleme verhindern, bevor sie eintreten. Eine 
effektive CSD Platt-form macht besser einsichtig, welche Erfahrungen 
Entwickler haben und das sorgt dafür, dass Manager einen besseren 
Zugang zu Experten rund um den Globus haben” (VA Soft-ware 2002, 
Werbeflyer).

Als weitere Vorzüge werden genannt: „kürzere Entwicklungszyklen, 
weniger Kos-ten und eine bessere Qualität von Software." SourceFourge 
integriert demnach die Vorteile von Freie Software/Open Source in ein 
kommerzielles und proprietäres Produkt. VA Software bietet seinen 
Kunden aber nicht nur das technische Hilfsmittel für eine kooperative, 
raum-zeitlich fragmentierte Produktionsweise innerhalb des 
Unternehmens an, sondern unterstützt Firmen auch bei der Anwerbung 
freier Entwickler aus der weltweit verstreut lebenden Community für 
die Entwicklung spezifischer Open-Source-Software, auf deren Basis 
sie Geld verdienen wollen.

Unternehmen II: CollabNet

CollabNet steht in direkter Konkurrenz zu VA Software. Das 
Unternehmen er-zielt seinen Profit ebenfalls mit einer proprietären 
Entwicklungsplattform-Soft-ware namens SourceCast. Brian Behlendorf, 
Mitgründer der Apache67 Software Foundation, gründete CollabNet im 
Sommer 1999. Die Firma hat ihren Sitz in Brisbane, Kalifornien, und 
beschäftigte im Juni 2002 rund 85 Menschen. Neben ihrem Kerngeschäft, 
dem Vertrieb und der Vermarktung von SourceCast betreibt CollabNet 
ebenfalls eine öffentliche Internet-Entwicklungsplattform, mittels 
de-rer Programmierer weltweit Open-Source-Projekte entwickeln können. 
Diese Internet-Seite unter dem Namen Tigris.org stellt das Pendant 
zu VA Softwares SourceForge.Net dar. Interessant hierbei ist, dass 
zwei fest angestellte Program-mierer von CollabNet fuer je zwei 
Open-Source-Projekte bei Tigris.org verantwort-lich zeichnen. Sie 
haben die Software-Projekte gegründet und betreuen sie weiter. 
Eines der beiden Projekte, Subversion, möchte eine neue 
Versionskontroll-Soft-ware entwickeln, da man mit der bestehenden 
CVS68 allgemein unzufrieden sei.
_______________
67 Die als Open Source-Projekt entstandene Software Apache ist seit 
   April 1996 die meist-genutzte Software für Webserver. Der Netcrafi 
   Web Server Survey vom Mai 2002 zu-folge laufen 56 Prozent aller 
   Webseiten auf Apache (www.apache.org).
68 Ein Programm, das es Entwicklern ermöglicht, Änderungen im 
   Quellcode zu adminis-trieren und Informationen über die Art und die 
   Gründe dieser Änderungen zu spei-chern und anderen bereitzustellen. 
   Auf diese Weise entstehen verschiedene Versionen von Programmen, 
   die anhand ihrer Versionsnummer identifiziert werden können.

84

Im Juni 2002 hatte dieses Projekt69 ein halbes Dutzend reguläre 
Entwickler und ungefähr ein Dutzend Programmierer mit commit 
privileges.70 Diese Entwickler sind Teil der Open-Source-Community 
und nicht bei CollabNet angestellt. Ab-gesehen von diesen gibt es 
noch die vereinzelten und nicht regelmäßigen Beiträge in Form von 
Fehlermeldungen und kleinen Korrekturen, die von der weltweit 
verstreuten Freie Software/Open Source Community via Mailingliste 
geschickt werden. Diese ständigen Verbesserungen des Programms werden 
in das kommer-zielle Produkt integriert, wobei hier die kommerzielle, 
geschlossene Software von CollabNet mit der offenen, von der 
Community entwickelten Software kombi-niert wird, abgesichert mit 
einer entsprechenden Lizenz. Ebenso verfährt CollabNet mit dem 
Open-Source-Projekt Scarab. Es bezweckt die Entwicklung einer Fehler-
verwaltungssoftware und hat eine kleinere Beteiligung als Subversion, 
aber die Art und Weise, wie Wissen von der Community in das 
kommerzielle Produkt eingeht, ist die gleiche. Es erscheint erst 
einmal unverständlich, warum ein Unter-nehmen für ein Programm wie 
Scarab, verpackt im Gesamtpaket SourceCast, überhaupt bezahlen soll, 
wenn es doch mit offenem Code frei verfügbar im Netz steht. Im 
Interview71 erklärte Greg Stein, einer der Programmierer von CollabNet, 
dazu: „Die Leute in der Open-Source-Community haben eine gut 
funktionieren-de Version von Scarab. Aber Scarab als Teil von 
SourceCast funktioniert besser." CollabNet betrachtet den Vorgang, 
Scarab so in ihr kommerzielles Produkt zu integrieren, dass es als 
Teil eines „Gesamtkunstwerks" funktioniert, als value adding. 
CollabNet verkauft demnach nicht einzelne Programme, die in der 
Open-Source-Community entwickelt werden und dort verfügbar sind. 
Vielmehr stellen sie die-se Programme nach spezifischen 
Kundenwünschen zu einem anwendungsfreund-lichen und sinnvollen Ganzen 
zusammen und verkaufen sie als Paket, wobei ge-
_______________
69 Die Angaben beruhen wie bereits bei der erst genannten Firma auf 
   Daten aus dem Jahre 2002. Für die hier vorliegende Frage, wie das 
   Spannungsverhältnis von offenem Code und geistigem Eigentum gelöst 
   wird, kommt es aber nicht so sehr auf die Aktu-alität der Daten an, 
   sondern auf das Geschäftsmodell als solches. Sowohl VA Software 
   als auch Collabnet sind nach wie vor aktiv mit den hier 
   beschriebenen Modellen.
70 Sogenannte „commit privileges" erhalten Mitarbeiter, die 
   regelmäßige und brauchbare Beiträge zu einem Projekt liefern. Ein 
   „Commiter" hat als quasi „verpflichteter Freiwil-liger" 
   Schreibrechte für den Quellcode und Stimmrechte bei Entscheidungen 
   über die Zukunft eines Projektes.
71 Interview vom 6. Juni 2002, Brisbane/Kalifornien. Neben Stein 
   nahmen außerdem der Geschäftsführer und Chefentwickler von 
   CollabNet Brian Behlendorf; Jon Stevens, ein weiterer 
   CollabNet-Programmierer und Jason Robbins, Wissenschaftler an der 
   Universität von Kalifornien, Institut für Informations- und 
   Computerwissenschaft, teil.

85"

Im Zuge der Aktualisierung der Produktionsprozesse werden die 
horizontaleren Arbeits- und Organisationsweisen entwickelt, die 
aber sofort fetischisiert werden zur "Gemeinschaft", zum "Mehrwert" 
kombiniert mit einer nicht neuen Form der hierarchischen Ordnung, die 
einer saekularen Priesterschaft aehnelt, also einer weichen 
leistungsbezogenen Form der militaerischen Befehlskette.

"schlossener und offener Code in einem Programm-Paket nebeneinander 
existie-ren können.

„Wir haben all diese verschiedenen Werkzeuge und alle sind als 
individuelle Werkzeuge irgendwie nützlich, d.h., die Leute können 
diese Programme auf ihren Computern selbst installieren und laufen 
lassen. Aber was schon immer schwierig war, ist diese Werkzeuge 
zu einem Gesamten zu integrieren, damit sie eine `Suite' 
darstellen. Diese Integration braucht Zeit und Erfahrung. (...) Fast 
jede Firma draußen im Open-Source-Raum hat heutzutage dieses value 
add, aus dem sie dann einige Bits Software selbst behält." (Brian 
Behlendorf)

Es wäre zu simpel zu behaupten, dass Firmen wie CollabNet oder VA 
Software die Community für ihre Profitinteressen ausbeuten würden. 
Vielmehr besteht eine wechselseitige Beziehung, bei welcher der 
kommerzielle und der nicht-kommerzi-elle Bereich voneinander 
profitieren. Die beiden Open-Source-Projekte Subversi-on und Scarab 
sind für CollabNet so etwas wie das Rohmaterial für ihre kommer-
ziellen Produkte, wobei diese Open-Source-Software umso wertvoller 
ist, je mehr Programmierer und Nutzer sie gebrauchen, weil sie dann 
entsprechend viel Mit-arbeit anzieht. Behlendorf dazu:

„Wir möchten, dass jeder in der Welt Subversion benutzt ohne uns 
einen Pfennig dafür zu bezahlen, weil das den Markt für uns schafft, 
auf dem wir die anderen Bits on the top verkaufen können. Es ist ein 
Spiel, ein Risiko, es könnte sein, dass wir dieses Ding aufbau-
en und niemand nutzt es, weil es nicht gut genug ist."

CollabNet kann mittels seines Open-Source-Engagements Wissen von 
überall aufder Welt anziehen, ohne die Menschen auf der Basis von 
festen oder flexiblen Verträgen einstellen zu müssen:

„Wir haben drei Vollzeit-Entwickler an diesem Subversion-Projekt 
sitzen, die seit 18 Mo-naten an dem Instrument arbeiten. Aber es ist 
ein Projekt, für das wir, um den gleichen Grad an Qualität und 
Verlässlichkeit zu erreichen, um die gleiche Arbeit zu leisten, die 
in der Open-Source-Welt erbracht wurde, wahrscheinlich um die zehn 
Leute hätten anstel-len müssen, wenn wir es innerhalb unseres Hauses 
hätten aufbauen wollen. Für Subversi-on haben wir also drei Leute 
angestellt, aber tatsächlich sind es zehn Entwickler" 
(Behlendorf).

Nutzer und Entwickler der Community ziehen ihren Vorteil aus dem 
Open-Source-Engagement von CollabNet und VA Software, weil sie eine 
Plattform mitsamt der technischen Infrastruktur (Bandbreite, 
Speicherplatz) kostenlos zur Verfügung ge-stellt bekommen und weil 
der Code offen zum download bereitsteht, so dass ihn jeder für seine 
individuellen Bedürfnisse zuschneiden kann. CollabNet unterstützt 
gegenwärtig die Open-Source-Entwicklung mit ungefähr 50 Prozent ihres 
Zeitbudgets:

„In der Hälfte der Zeit, in der sich unsere Leute hinsetzen und Code 
schreiben, schreiben sie Kram, der - sobald er gecheckt ist - in ein 
Open-Source-Projekt geht. Die anderen 50 Prozent behalten wir selbst" 
(Behlendorf).

86"

Die Arbeitsteilung erreicht hier demnach einen hohen Grad an 
Effizienz oder: Verarschen kann ich mich selber nicht.

Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges 
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches 
Dampboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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20 MB)
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lit_linksklein.pdf

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2.

Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 78

Der hatte aber einen Wackler und gab kraechzende Geraeusche von sich.

Teil 79 im n0name newsletter #119

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