[rohrpost] Iconic Talk

Inge inge at zkm.de
Mon Mar 27 11:51:11 CEST 2006


Mit der Bitte um Veröffentlichung.
herzliche Grüße

Inge Hinterwaldner
-------------- nächster Teil --------------
Iconic Talk 

Das Graduiertenkolleg "Bild und Wissen" innerhalb des Nationalen 
Forschungsschwerpunktes (NFS) "Iconic Criticism - Bildkritik. Macht und Bedeutung 
der Bilder", Basel, lädt ab dem Sommersemester 2006 ein zu Iconic Talk. 

Iconic Talk ist eine öffentliche Veranstaltungsreihe, die unter semesterweise 
wechselnden Gesichtspunkten das zentrale Thema des Graduiertenkollegs, den 
Zusammenhang von Bild und Wissen, fokussiert. Der Schwerpunkt des 
Sommersemesters 2006 liegt auf dem Verhältnis von Bildlichkeit und Geschichtlichkeit.

Iconic Talk versteht sich als Plattform für unterschiedliche Präsentationsformen wie 
Streitgespräche, Vorträge und Performances und möchte WissenschaftlerInnen und 
KünstlerInnen ein Forum bieten, um originelle Standpunkte im Austausch mit einem 
interessierten Publikum zu erproben.

Iconic Talk findet in der Regel alle zwei Wochen, jeweils dienstags von 18.30 bis 20.30 
Uhr, statt. 

Ort: eikones. NFS Bildkritik, Rheinsprung 9-11, CH-4051 Basel




Kommende Termine: 

11. April 2006 
Jens Meinrenken: Bildgeschichte / Geschichtsbild. Der Teppich von Bayeux als 
multimediales Ereignis


25. April 2006
Andrea Schütte: Jacob Burckhardt in der Pinakothek: Geschichtsschreibung als 
Museographie

16. Mai 2006
Ethel Matala de Mazza: Arkane Geschäfte. Ikonopolitik und Staatsraison in Jean 
Racines Bérénice





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Iconic Talk - Sommersemester 2006


bild, geschichte	

Das Verhältnis von Bild und Geschichte oder Bildern und Geschichten kann nach zwei 
Seiten hin ausgelegt werden: in Hinblick auf Bilder, die Geschichte machen, und aus 
dem Blickwinkel einer Geschichte, welche Bilder hervorbringt. Aussichtsreich erscheint 
dabei eine Perspektive, die nach der inneren Verknüpfung dieser beiden Aspekte fragt 
und damit Bilder von der Geschichte aus denkt und vice versa. Diese wechselseitige 
Bedingtheit von Historizität und Bildlichkeit soll im Zentrum des ersten Zyklus der 
Vortragsreihe Iconic Talk stehen. 

Welche Bilder machen wir uns von der Geschichte, wie stellen wir sie uns vor Augen? 
Sind es Geschichtsbilder, die unser historisches Denken leiten? Schafft sich der 
fragmentierte Körper der Geschichte erst im Spiegel solcher Bilder Geschlossenheit, 
Identität und eine Vorstellung von sich selbst? Ist Geschichte denkbar, ohne sich ein 
Bild von ihr zu machen, und welchen Aufschluss geben uns die Bilder der Geschichte - 
Bilder von Bäumen, Korallen oder Rhizomen, von Strömen und Meeren, aber auch von 
Büchern oder Archiven - über das gesellschaftliche Imaginäre, das durch sie gleichsam 
erst erzeugt wird?
Was heißt insbesondere, sich ein Bild von der Geschichte machen? Ist es eine 
spezifische Form von Bildlichkeit, die historische Modelle generiert und damit 
konstitutiv ist für unser Bild von der Geschichte, das wiederum Bilder hervorbringt, 
andere verleugnet und sich in einzelnen Bildern verdichtet? 
Und was heißt genau, dass Bilder eine Geschichte haben, dass ihnen eine Historizität 
eingeschrieben ist, in der sie zwar nicht aufgehen, die aber immer mitbedacht werden 
muss, wenn wir darüber nachdenken, warum zu einem bestimmten historischen 
Zeitpunkt diese und nicht jene Bilder auftauchen, mit diesen und nicht jenen Motiven, 
mit diesen und nicht jenen Inhalten, in dieser und nicht jener medialen Form (als 
literarisches Symbol, philosophisches Modell, als Gemälde, als analoges oder digitales 
Bild)? Und was wäre jener signifikante Rest, jener Überschuss an Bedeutung, durch 
den sich Bilder einer eindeutigen historischen Einordnung und Determinierung 
entziehen?

Interessant wird diese Konstellation, wenn man davon ausgeht, dass Bilder diese 
Geschichtlichkeit auch immer mitreflektieren, sei es, indem sie Geschichtsbilder erst 
schaffen bzw. diese illustrieren oder ihrer Latenz entkleiden, sei es, indem sie 
Ereignisse durch ihren Rahmen und innerhalb dieses Rahmens erst zu Ereignissen 
machen (vom Erdbeben in Lissabon in Voltaires "Candide" über den 
"Ballhausschwur" Jacques-Louis Davids bis hin zu den Photographien und 
Fernsehbildern von Willy Brandts Kniefall vor dem Mahnmal im ehemaligen 
Warschauer Ghetto) und somit geschichtliches Handeln oftmals erst motivieren, oder 
aber, indem sie - inhaltlich oder formal - Bezug auf die Geschichte der Bilder nehmen 
und diese oftmals zitieren, verfremden und kommentieren, negieren oder 
revolutionieren.





eikones - NFS Bildkritik / NCCR Iconic Criticism
Graduiertenkolleg "Bild und Wissen"
Universität Basel
Rheinsprung 9-11
CH-4051 Basel

graduiertenkolleg-eikones at unibas.ch 

www.eikones.ch