[rohrpost] call: Modelling & Simulation
Claus Pias
claus.pias at ruhr-uni-bochum.de
Son Mar 26 13:19:04 CEST 2006
»HyperKult 15«
Rechenzentrum der Universität Lüneburg
Modelling & Simulation
13.-15.7.2006
Fachgruppe »Computer als Medium« im
Fachbereich »Informatik und Gesellschaft« der Gesellschaft für
Informatik e.V.
Call for Participation
Ende der 40er Jahre erklärte John von Neumann in kleinem Kreise die
Epochen der ›Ähnlichkeit‹ und der ›Repräsentation‹ für beendet und
diejenige der ›Simulation‹ für angebrochen. Zehn Jahre später
eröffnete Abraham Moles eine zehnbändige Technik-Enzyklopädie mit der
Feststellung, daß erkannt ist, was modellierbar ist und die
Wissenschaft des 20. Jahrhunderts eine der Modelle sei. Und wiederum
ein Jahrzehnt später konstatierte Joseph Licklider nurmehr bündig,
daß die Simulation das wichtigste Ereignis für Wissenschaft und
Technologie seit der Erfindung des Buchdrucks sei.
Daß dies auf fruchtbaren Boden fiel, belegen nicht nur derzeit 2500
lieferbare Titel bei Amazon, sondern auch die Übernahme
entsprechender Verfahren und Computerprogramme in die
wissenschaftliche Ausbildung, aber auch die Dominanz von Excel in
allen planenden Verwaltungsebenen. Mittlerweile nämlich vermag man
kaum noch einen Forschungsbereich zu nennen, der nicht essentiell von
Verfahren der Modellierung und Simulation abhängig wäre, die
selbstverständlich auf Computern gemacht werden.
Vielleicht ist es deshalb nicht übertrieben zu behaupten, daß sich
zahlreiche Wissenschaften -- implizit oder explizit -- instrumentell
in Computerwissenschaften verwandelt haben. Ob bei Crashtests oder
Ölbohrungen, bei Renten- oder Ökosystemen, in Pharmazeutik oder
Teilchenphysik, in Meteorologie oder Materialkunde -- überall haben
sich angesichts komplexer Systeme provisorische Erkenntnisstrategien
herausgebildet. Und dabei scheint es notorisch so, daß man Modelle
macht, sie laufen läßt und überarbeitet und sie wieder laufen läßt,
bevor man überhaupt die Probleme des Systems richtig verstanden hat,
das man simulieren will. Nicht Objekte oder ›Wirklichkeit‹ wären
demnach Gegenstand der Simulation, sondern Erkenntnisrelationen.
Mit Modelling & Simulation ist also offenbar ein Drittes zwischen
Theorie und Experiment entstanden, das wiederum nur durch
Rechenleistung möglich geworden ist. Das suchende Experiment ist um
die Versuchung der Simulation erweitert. Verschiedene Fragen werden
dadurch virulent: In welcher Weise verändert der Computer als
universelle Simulationsmaschine das Wissen und die Erkenntnisweisen
der Wissenschaften? In welcher Weise verändert die Simulation das
Verhältnis von Theorie und Experiment? In welcher Weise verändert die
Simulation das Verhältnis von Gesetz und Regel? In welcher Weise
verändert die Simulation das Verhältnis von Beweis und Demonstration?
In welcher Weise verändert die Simulation das Verhältnis von Kunst
und Wissenschaft?
Termine
Senden Sie bitte ein- bis zweiseitige Zusammenfassungen Ihres
Beitrags zum Workshop HyperKult 15 (wissenschaftliche Vorträge,
Demonstrationen technischer oder künstlerischer Art) bis zum 31. März
2006 an
Universität Lüneburg
Rechenzentrum
HyperKult
21332 Lüneburg
mailto:hyperkult at uni-lueneburg.de
Organisation
Rolf Großmann
Martin Schreiber
Martin Warnke
Programm
Lena Bonsiepen (Biesenthal)
Wolfgang Coy (Humboldt-Universität zu Berlin)
Gabriele Gramelsberger (FU Berlin)
Rolf Großmann (Universität Lüneburg)
Jochen Koubek (Humboldt-Universität zu Berlin)
Jörg Pflüger (Biesenthal)
Claus Pias (Universität Wien)
Martin Schreiber (Universität Lüneburg)
Georg Christoph Tholen (Universität Basel)
Georg Trogemann (KHM Köln)
Martin Warnke (Universität Lüneburg)
Internet
http://www.uni-lueneburg.de/hyperkult