Re: [rohrpost] Tagung: Was ist ein Medium? - Vorträge online

Till Nikolaus von Heiseler Till_N_v_Heiseler at web.de
Fre Mar 10 14:23:02 CET 2006


> Till,
> (...) Es geht darum, daß sich Leute egal welcher
> Profession nicht gerne von außen sagen lassen, wie sie ihren Diskurs zu
>führen haben und sich keinen Experimenten anderer ausliefern, zumal,
> wenn sie ihnen nicht als Kollegen bzw. Teil ihrer vertrauen.

Florian,
diese Experimente finden ja längst statt. 

Zu unterscheiden sind 
- Techniken, die auf „Vorschläge aus dem Off“ und Konsens beruhen und 
zu experimentellen Spielregeln führen (unsere Erfahrung ist 
merkwürdigerweise: je mehr Reputation, desto größer die Bereitschaft), 
- Techniken, die auf der Benutzung von bestimmten medialen Kanälen und 
tools basieren,
- Techniken, die eher in der Tradition der Performance und von Harold 
Garfinkel und Knorr-Cetina  stehen, und die die scientific community 
(ein wunderbarer Euphemismus, den ich gern affirmiere) eher ethnologisch 
untersuchen (Artikel über Knorr-Cetinas Forschung am Cern von einem Prof. 
aus Minnesota: Discussion Note: Distributed Cognition in Epistemic Cultures*, 
http://www.tc.umn.edu/~giere/DCEC.pdf). (Wenn ein „teilnehmender 
Beobachter“ teilnimmt, dann versucht er natürlich, die Rituale so gut wie 
möglich zu reproduzieren, aber das Maß, in dem ihm das gelingt und das, 
was er dabei herausfindet, sind erst einmal zweierlei). 

Die ersten beiden Techniken und die dritte sind nicht kombinierbar.

...

Eine derartige Diskussion hat im Kontext einer Medientheorie in dem Sinne 
ihre Berechtigung, als dass eine Medientheorie mit epistemologischen 
Interesse auch nach den Bedingungen ihrer Produktion fragen muss und dazu 
gehören die generalisierten Motive von Wissenschaftlern genauso, wie die 
kulturtechnischen Bedingungen, wissenschaftliche Formate, das Archiv im 
Sinne Foucaults etc. 

Aber vielleicht wäre es trotzdem sinnvoll, zum eigentlich Inhaltlichen - so 
wir auf den Abwegen auch nicht zu schwerwiegenden Erkenntnissen 
gekommen sind - zurückzukehren. Vielleicht könnte man zunächst andere 
Begriffe und Begriffskomplexe als nun gerade den des Mediums behandeln. 

Beispielsweise: 
Was meint Negative Medientheorie? (Mersch)
Medien und Asymmetrierung//mediale Asymmetrierung (Krämer)
Zeitkritisch (Ernst)
Mediales Apriori / Historisches Apriori (Kittler/Foucault)
Web 2.0 (Hierzu werden Stefan Heidenreich und Pit Schultz ein Seminar 
geben => http://www.datenstroeme.de/web2seminar/


Oder welche Begriffe wären zum UMKREISEN des Medienbegriffs geeignet? 

Glück zu allen!
till nikolaus von heiseler


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