[rohrpost] ZKM/Bazon Brock: »Lustmarsch durchs Theoriegelände«
Irina Koutoudis
koutoudis at zkm.de
Fre Mar 3 15:41:44 CET 2006
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
03.03.06 Infomail Nr. 11
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Bazon Brock: »Lustmarsch durchs Theoriegelände«
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»Kontrafakte. Karfreitagsphilosophie – Der Faschist als Demokrat«
Ausstellung anlässlich Bazon Brocks 70. Geburtstages im ZKM |
Medienmuseum, Lichthof 8
(03.03.–14.03.06)
Täglich (ausser montags) Führungen mit Bazon Brock um 16-17 Uhr
(Gewaltmarsch) und 18-22 Uhr (Lustmarsch)
Eintritt zu den Führungen während der regulären Öffnungszeiten € 5/3,
Di 16-17 Uhr und Di-So 18-22 Uhr € 3/1
Die Ausstellung »Kontrafakte. Karfreitagsphilosophie – Der Faschist
als Demokrat« im ZKM ist die erste Station der Ausstellungsreihe
»Lustmarsch durchs Theoriegelände«, die 2006 in elf Städten
stattfindet. Unter dem Titel »Vom Sorgenkind zum Wundergreis« zieht
Bazon Brock zu seinem 70. Geburtstag Bilanz. Jede Präsentation
besteht aus elf Topologien, mit denen Bazon Brock sich 50 Jahre lang
in Literatur, Theater, Ästhetik, Film, Fernsehen, Hörfunk, Action
Teaching und Ausstellungen beschäftigt hat. Diese Resultate werden in
einem Theoriegelände positioniert.
Eine Kunstausstellung unterscheidet sich von einem Theoriegelände der
Ästhetik wie ein Chemielabor von einem Messestand für
Kunststoffhausrat. Bazon Brock, Professor für Ästhetik und
Gestaltungstheorie an der Universität Wuppertal, integriert
wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten (Filme, Theater,
Hörspiele, Ausstellungen) über Formen der Vermittlung. Er arbeitet
mit den Künsten, anstatt sie bloß an die Wand zu nageln. Das
Brocksche Kunstdenken eröffnet große Perspektiven. Theoreme wie »Gott
und Müll« oder »Der verbotene Ernstfall« demonstrieren, wodurch man
aus Beliebigkeit Verbindlichkeit schafft und aus Glaubenszweifel eine
Ewigkeit baut. Die Kunst lehrt zu verehren, wovor wir uns fürchten;
die Museen sind Tempel für kunstbekennende Atheisten. Brock gibt
Anleitungen für Fininvests, also Investitionen ins Ende; er baut
Rettungskompletts und widerruft das 20. Jahrhundert. Das sind Action
Teachings der besonderen Art, deren Ziel es ist, eine bleibende
Sammlung von Grabbeigaben für die 1968er Generation mit
Wiederauferstehungsanlage zu schaffen.
Bazon Brock führt täglich außer montags das Publikum von 16 bis 17
Uhr mit einem 60minütigen »Gewaltmarsch« und von 18 bis 22 Uhr mit
einem 240minütigen »Lustmarsch« durch alle Themenfelder.
Ein Demonstrationszug zu dem Thema »Gott und der Müll« vom ZKM in die
Karlsruher Innenstadt ist für den 6. März 2006 um 14.30 Uhr geplant.
Gesucht werden 288 Sänger bzw. Demonstranten, die die vierundzwanzig
Abteilungen der Sänger aus dem Buch der Chronik des alten Testamentes
repräsentieren. Eingeladen sind alle Karlsruher Bürger und
Bürgerinnen. Unkosten sowie ein Demonstrationshonorar werden vor Ort
erstattet. Auch persönliche Grabbeigaben werden angenommen.
Am 7. März 2006 haben Sie die Gelegenheit, bei dem Brock’schen
»Lustmarsch« von 18 bis 22 Uhr dabei und gleichzeitig Teil einer
Fernsehaufzeichnung zu sein.
Kurzbiografie
Bazon Brock (*1936) versteht seine Arbeit als »hauptamtlicher
Beweger«, der in ungewöhnlicher Praxis und Theorie seine Rezeptions-
Ästhetik propagiert. Will in radikaler Veränderung die Kultur »in den
materiellen Lebensprozeß zurücknehmen«. Als Professor für nicht
normative Ästhetik, Kulturkritiker und multimedial arbeitender
»Generalist« zahlreiche Veröffentlichungen von Büchern, Schriften,
Manifesten, Projekten für Funk, Film, audio-visuelle Performances und
Happenings, u.a. mit Künstlern wie Joseph Beuys und Wolf Vostell. Als
sein Hauptwerk gilt Ȁsthetik als Vermittlung. Arbeitsbiographie
eines Generalisten« (1977).
Weitere Stationen von »Lustmarsch durchs Theoriegelände«:
Frankfurt, Schirn Kunsthalle; Köln, Museum Ludwig; Wuppertal, Von der
Heydt-Museum; Graz, Neue Galerie; München, Haus der Kunst; Berlin,
Contemporary Fine Arts; Leipzig, Museum der bildenden Künste;
Pfaeffikon/Zürich, Perform; Hamburg, Sammlung Falckenberg
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