[rohrpost] Fwd: Viper, Basel und die Schweiz retten
Andreas Broeckmann
abroeck at transmediale.de
Mit Jun 28 12:19:30 CEST 2006
[in basel ist was los...; dies war der stand von ende april - gibts
da inzwischen was neues? -ab]
>><http://www.clickhere.ch/t_280406.html>http://www.clickhere.ch/t_280406.html
Die Szene formiert sich.
Annina Zimmermann
Gestern gründete sich in der Basler Imprimerie die IG Film-
und Medienkunst. Als erstes will sie beim neuen Modell zur Förderung
und Vermittlung von Film- und Medienkunst in Basel mitarbeiten. Dazu
wurden Erich Busslinger für die Produktionsgemeinschaften und Barbara
Naegelin/Florian Olloz aus der freien Szene delegiert. Sie sitzen nun
im Ausschuss verschiedener Institutionenvertreter, der aus dem
Potenzial des [plug.in] und den Resten der Viper die
«Medienkunststadt Basel» auferstehen lassen will.
Gestern Abend lud Erich Busslinger unter dem Titel «Zukunft Viper
etc.» die Basler Medienschaffenden zum Gespräch ins Restaurant
Imprimerie Basel. Busslinger, als Künstler und Mitglied der
Produktionsgenossenschaft point de vue treuer Mittäter des Festivals
Viper, hatte dieses Frühjahr die Initiative ergriffen: Es gelang ihm
und einigen Verbündeten die betroffenen Institutionen wieder an einen
Tisch zu bringen für die gemeinsame «Entwicklung eines Konzeptes zur
Förderung und Vermittlung von Medienkunst».
Denn etwas muss ja geschehen: Der Verein Viper kann in seiner
jetzigen Gestalt keine weiteren Subventionsanträge an die Stadt Basel
stellen. Er besteht dem Vernehmen nach nur noch aus dem Präsidenten
Luigi Kurmann; die anderen Vorstandsmitglieder sind zurückgetreten.
Auch ist ungewiss, ob die Direktorinnen der Viper, deren letztes
Festival einmal mehr haarsträubend schlecht organisiert und
kommuniziert war, noch unter Vertrag stehen.
In einer Feuerwehrübung hatte im März ein vom Basler
Kulturverantwortlichen Michael Koechlin organisierter «Roundtable
Medienszene Basel» diese Vorgehensweise durchgewunken, um an der
Festival-Eröffnung vor Presse und Öffentlichkeit nicht ganz ohne
Konzept zur Rettung der «Medienkunststadt Basel» dazustehen. Nun
formiert sich der Ausschuss der Delegierten: Luigi Kurmann und Daniel
Baumann als Präsidenten von Viper und [plug.in], dann die Professoren
René Pulfer und Christoph Tholen von HGK und Uni Basel und mit
Philipp Kaiser das MGK als eine der Herbergen des Festivals. Bis
anhin fehlte die Vertretung der Produktionsgemeinschaften, der freien
Künstlerinnen und Künstler und der in Basel ja tüchtig wachsenden
Dienstleisterfirmen. Wer würde sich aus der Szene für die
ehrenamtliche Knochenarbeit im Schnelltempo zur Verfügung stellen?
Nach dem Gutachten Giaco Schiesser, dessen Fusionsvorschlag von
Festival und Ganzjahresbetrieb die Fronten in Basel verhärtet hatte,
konnte das Ressort Kultur für den neuen Anlauf nur noch CHF 10'000
zur Verfügung stellen. Bis Mitte Juni soll bereits ein erstes Modell
vorliegen, das ernsthaft zu diskutieren sowohl Koechlin wie Walter
Brack von der CMS zusagten.
Der runde Tisch prominenter Schafferinnen und Schaffer aus Film,
Video, Musik und Dienstleistung, der sich gestern in der Imprimerie
versammelte, war sich rasch einig, dass für ihre Arbeit und ihr
Publikum ein Festival in Basel von Leistungsauftrag und Umfang der
bisherigen Viper von zentraler Bedeutung ist. So gründete sich, nach
Jahren bissiger, aber tatenloser Kritik und resignierter Apathie,
endlich eine Interessensvertretung der Kulturschaffenden von Film und
Medienkunst.
Primäres Ziel zur Zeit ist es, dem Platz Basel ein Festival zu
erhalten, das Treffpunkt und Plattform ist für die schweizerischen
Produzenten, internationale Protagonisten und Gäste anzieht, gut
verwurzelt ist in der Stadt. Uneinig war man sich über den Wert des
Namens Viper: unersetzlich sein historischer Tiefgang und die breite
Bekanntheit, aber auch arg ramponiert das Image unter der aktuellen
Leitung. Wie liesse sich der Name in ein neues Modell hinüberretten
und zugleich die personelle und finanzielle Erbschaft ausschlagen?
Denn unter gar keinen Umständen wollten sich die gestern anwesenden
KünstlerInnen auch in Zukunft mit den Viper-Direktorinnen in
irgendeiner Funktion in einer Nachfolgeinstitution herumärgern
müssen! Und das Vorbild des erfolgreich neu lancierten
Dokumentarfilmfestival von Nyon liess gar etwas Aufbruchsstimmung
aufscheinen.
So wurde schliesslich Erich Busslinger als Delegierter der
Produktionsgemeinschaften und
Barbara Naegelin/Florian Olloz als Delegierte der freien Szene mit
der Mission betraut, die Interessen der Kunst und ihrer Produzenten
in die Entwicklung eines neuen Vermittlungs- und Fördermodells
einzubringen. Gefordert wurde ausserdem das Engagement der auf den
Bereich neue Technologien spezialisierten Dienstleister. Das ist
schon nur deshalb wichtig, damit die neue Institution deren Vertrauen
wieder gewinnt und die Rede vom «Wirtschaftsfaktor» der «Medienstadt»
nicht Kosmetik bleibt.
Information:
Nächstes Treffen der IG Film und Medienkunst
Montag, 15. Mai, 20.00 Uhr, Imprimerie Basel
Sämtliche am Thema interessierten - Publikum, Autorinnen und Autoren
von Film, Video, Performance, Musik, Design, Theorie - sind zu den
Treffen eingeladen. Teilnahme und Versand sind explizit nicht auf
Basel beschränkt.
Die Adressliste für News führt Erich Busslinger: ebusslinger(at)pointdevue.ch.