[rohrpost] IGBK-Symposium 'REALITY CHECK - who is afraid of master of arts?'

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Mon Jun 19 18:06:32 CEST 2006


'REALITY CHECK - who is afraid of master of arts?’
Symposium der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste IGBK
in Kooperation mit der Akademie für Bildende Künste der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz
13. bis 15. Juli 2006
 
Die Internationale Gesellschaft der Bildenden Künste (igbk) organisiert
- in Kooperation mit der Akademie für Bildenden Künste der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz - vom 13. bis 15. Juli 2006 in Mainz ein
Symposium zu Fragen der Reform des Kunststudiums im europäischen
Vergleich.  
 
Die im Rahmen des Bologna-Prozesses vorgegebene Einführung von Bachelor-
und Masterstudiengängen hat die deutschen Kunsthochschulen zur
Stellungnahme herausgefordert. Mit einem einstimmigen Beschluss hat die
Rektorenkonferenz die gestufte Studienstruktur und Modulierung des
Kunststudiums abgelehnt. Die Fragmentierung des Kunststudiums in Module
erscheint mit einer als ganzheitlich gedachten freien Lehre der Kunst
unvereinbar.
Nach wie vor orientiert sich das Kunst- und Kulturverständnis der
deutschen Kunsthochschulen an einem Kunstbegriff des Originären und
Einzigartigen. Die künstlerische Lehre ist von Beginn an auf die
individuelle Entwicklung der Person und deren praktische und
künstlerische Fähigkeiten gerichtet. In der personalisierten Lehre wird
oft ein Habitus gepflegt, der den Studierenden als Vorbild dienen soll.
Dem zugrunde liegt die Vorstellung des Künstlers/der Künstlerin als
genialem Individuum, das obsessiv an einem unverwechselbaren Werk
schafft.
Andererseits gehen gerade einmal zwei Prozent der
Absolventen/Absolventinnen deutscher Kunsthochschulen erfolgreich diesen
traditionellen Weg, den man sich im Allgemeinen unter einer
künstlerischen Karriere vorstellt, und können im Kunstmarkt bestehen.
Die Mehrzahl der Studienabgänger/innen lebt über kurz oder lang in
prekären wirtschaftlichen Verhältnissen und bleibt vom System der
Repräsentation und Wertschöpfung des Kunstbetriebes auf Dauer
ausgeschlossen. Die an den Kunsthochschulen erworbenen Kompetenzen und
Qualifikationen scheinen keine hinreichende Voraussetzung für eine
erfolgreiche Berufstätigkeit zu sein.
Dem künstlerischen Selbstverständnis als individuellem Genius stehen
heute erweiterte Künstler/innen-Bilder gegenüber. Kunst wird als offener
Denk- und Handlungsraum verstanden. Künstler/innen agieren auf
vielfältige Arten und Weisen im kulturellen Feld und schaffen sich neue
Arbeitsbereiche. Dies setzt ein erweitertes Verständnis kultureller
Produktion voraus. Interaktive, kooperative und prozessorientierte
Arbeitsformen werden praktiziert und erweitern das Bild des/der
traditionellen Künstlers/Künstlerin hin zum Kulturproduzenten.
Ist also das Studium an einer Kunsthochschule das letzte Refugium
humanistischer Bildung, des freien und offenen Austauschs zwischen
Lehrenden und Lernenden, ein Schutzraum für Utopien, der dem
neoliberalen Ideal eines globalisierten Bildungsmarktes geopfert werden
soll? Oder konservieren die Hochschulen in der traditionellen
künstlerischen Lehre ein nicht mehr adäquates Künstler/innen-Bild und
entziehen sich so der Verantwortung für die berufliche Zukunft ihrer
Absolventen/Absolventinnen? Wäre die Neustrukturierung der
künstlerischen Lehre nicht vielleicht sogar die Chance zur Reform einer
in die Krise geratenen Institution?
Mit Akteurinnen und Akteuren des internationalen Kunst- und Lehrbetriebs
erörtern wir im Rahmen eines mehrtägigen Symposiums diese Fragen. Die
Diskussion zur Studienreform wird innerhalb der Hochschulen im
internationalen Vergleich verdeutlicht. Die Utopie eines offenen
europäischen Bildungs- und Forschungsraumes wird am Beispiel der
Künstler/innen-Ausbildung kritisch hinterfragt. Ein weiterer Schwerpunkt
der Veranstaltung fragt danach, wie die Debatte von
Künstlern/Künstlerinnen außerhalb der Hochschulen wahrgenommen und
geführt wird und wie sie im Rahmen der aktuellen künstlerischen und
kuratorischen Praxis reflektiert wird. Videovorführungen begleiten das
Programm.
 
Den Programmablauf und Informationen zu den Anmeldemodalitäten finden
Sie unter
www.igbk.de/projekt/download/RLTY_CHCK_Plakat.pdf Eine Anmeldung ist
jetzt möglich.
Das Symposium und die für den Herbst 2006 geplante Dokumentation werden
gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien sowie durch das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung,
Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz. 
 
 
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