[rohrpost] Präludium für eine Formatforschung, Medientheater HU, 19. Juli 2006

Till Nikolaus von Heiseler till.n.v.heiseler at googlemail.com
Mon Jul 17 19:02:11 CEST 2006


Präludium für eine Formatforschung
Video. Vortrag. Diskussion.
von und mit Till Nikolaus von Heiseler (formatLabor.net)

Wann: 19. Juli 2006, 18 - 20 Uhr
Wo: Medientheater der HU, Sophienstraße 22a in Berlin Mitte (2.HH, EG)

Kolloquium des Seminars für Medienwissenschaft, Prof. Dr. Wolfgang Ernst

Im Rahmen der Veranstaltung wird das Theorie-Video „Zap -  Operative
Epistemologie durch Formatexperimente?" gezeigt.


Man könnte meinen, dass Formatforschung, wie wir sie verstehen, nämlich
als Erforschung der sozialen und medialen Klischees, die jede Form von
Kommunikation und jedes Zeichen rahmen, genau das Gegenteil dessen
untersucht, was die Medienarchäologie als ihren Gegenstand definiert. Und
doch stellt Formatforschung nicht Menschen und Medienwirkung in ihr
Zentrum, sondern isoliert analytisch die Konventionen des Mediengebrauchs
als eigenständige, sich selbst reproduzierende Instanzen. Dass der
Formatbegriff genau das bezeichnet, was im Medienbegriff der
Medienarchäologie ausgeschlossen ist, heißt aber auch, dass es sich um
eine präzise Negativbeschreibung dessen handelt, was als Medium
medienarchäologisch gemeint ist. Präzision bekommt diese Beschreibung
dadurch, dass sowohl Formatforschung als auch Medienarchäologie die
gleiche Unterscheidung benutzen, nämlich die zwischen operativen und
performativen Prozessen. Gleichzeitig ist sich Formatforschung aber
bewusst, dass die Autopoiesis der Formate ihre physikalische Grundlage und
Bedingung in Medien und technischen Formaten findet.

Auf der anderen Seite - und dies ist das Besondere - gestattet der Begriff
des Formats einen Übergang zur Praxis. Denn der Formatbegriff ermöglicht
nicht nur, kommunikative Prozesse mit neuer Präzision zu beschreiben (hier
erscheint das Format als Rahmen, in dem Signale als Zeichen interpretiert
werden können und als entsprechend sozial verbreitete
Rezeptionskompetenz), sondern er kann auch - in praxisfähiger Weise - die
Seite der medialen Produktion berühren: Die theoretische Semantik der
Formatforschung kann umgeschrieben werden in konkrete Formatexperimente.
Da sich auch Wissenschaft in Formaten entwickelt, kann Formatforschung
auch jenen diskursiven Zusammenhang experimentell berühren, in dem sie
sich selbst entwickelt. Auf diese Weise werden die Bedingungen des
Diskurses und die sich im Diskurs entwickelnden Semantiken in ein neues,
quasi-operatives Verhältnis gesetzt. Eines dieser Experimente stellt das
am Abend gezeigte Video
„Zap! - operative Epistemologie durch Formatexperimente?" dar.