[rohrpost] Jahresplanung 2006 Kunstraum Kreuzberg/Bethnaien
Stéphane Bauer
stephanebauer at onlinehome.de
Fre Jan 27 14:54:41 CET 2006
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien Mariannenplatz 2 10997 Berlin
030-90298-1455 Fax -1453
P l a n u n g 2 0 0 6
14. Januar bis 19. Februar 2006
Eröffnung: Freitag, den 13. Januar 2006, ab 19 Uhr
Jagdsalon.
Eine Ausstellung zu Jagd, Wildnis und Großstadtnatur
Eine Ausstellung des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, kuratiert von
Christine Heidemann.
Die Jagd als ritualisierte Handlung, deren Zweck weit über die
Beschaffung von Nahrung hinausgeht, ist das Thema, mit dem sich die
im Jagdsalon versammelten Arbeiten von zehn zeitgenössischen
Künstlerinnen und Künstlern auseinander setzen. Die Kunstwerke
stellen spezifische Annäherungen an dieses Thema dar, indem sie auf
unterschiedliche Weise den Raum der Vorstellungen und Formen der
Darstellung untersuchen, die sich im Laufe der langen
Kulturgeschichte der Jagd herausgebildet haben. In der künstlerischen
Auseinandersetzung mit der Jagd werden kulturelle Konzepte von Natur
zur Disposition gestellt, wobei stets das Verhältnis des Menschen zu
der ihn umgebenden Welt im Mittelpunkt steht. Der Jäger als Eroberer
einer ‚Wildnis’, die faktisch nur noch in der Imagination existiert,
als Versorger und als rücksichtsloser Trophäensammler zugleich ist
eine Figur, die ebenso zur Diskussion steht wie Vorstellungen vom
Wald als Sehnsuchtsort, an dem Abenteuerliches und Geheimnisvolles
sich ereignen. Momente der Fremdheit, der Ungewissheit und der
Begegnung des Menschen mit dem ‚Anderen’ der ‚Wildnis’, der Tiere und
nicht zuletzt des Todes, welche den Reiz der Jagd ausmachen, werden
in den künstlerischen Annäherungen an das Thema sichtbar und spürbar.
Insgesamt werden etwa 25 Arbeiten in unterschiedlichen Medien
(Malerei, Zeichnung, Skulptur, Video, Fotografie) zu sehen sein. Die
Ausstellung wird kuratiert von Christine Heidemann
(Kunsthistorikerin, Berlin) als Preisträgerin des Wolfgang Hartmann-
Preises 2005.
KünstlerInnen: Guy Allott (UK), Nikolaus Bröker (D), Lenka Clayton
(UK), Anna Craycroft (USA), Mark Dion (USA), Julika Gittner (D/UK),
Tue Greenfort (DK/D), Katharina Jahnke (D), Inga Svala Thorsdottir
(IS/D) und Ella Ziegler (D). Der Veranstaltungsraum wird gestaltet
von den Berliner Bühnenbildnern Kathi Maurer und Micha Graessner
Veranstaltungen:
Eröffnung: Freitag, 13. Januar, ab 19 Uhr, Begrüßung: Cornelia
Reinauer, Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Performance
von Ella Ziegler
n Sonntag, den 15. Januar, 16 Uhr: Wildtiere in der Großstadt,
Vortrag von Derk Ehlert (Jagdreferent des Landes Berlin)
n Sonntag, den 5. Februar, 14 Uhr: Berliner Wildtieren auf der Spur,
ein Spaziergang in Kreuzberg
n Sonntag, den 12. Februar, 16 Uhr: Zur Geschichte der Berliner
Forsten, Vortrag von Wolfgang Korn (Revierförster Hermsdorf),
Moderation: Wolfgang Müller
n Sonntag, den 19. Februar, 16 Uhr: Das tote Tier. Zur rituellen
Inszenierung der Schlachtung von Tieren, Vortrag von Thomas Macho
(Kulturwissenschaftliches Seminar, Humboldt Universität zu Berlin),
Moderation: Anke te Heesen (Max-Planck-Institut für
Wissenschaftsgeschichte Berlin); anschliessend: Hasenklage, Lesung
literarischer Texte und Musik, Sebastian Orlac und Kirsten Block
4. März bis 16. April 2006
Eröffnung: Freitag, den 3. März 2006, ab 19 Uhr
forever and a day Büro presents: HORIZONT
Eine Ausstellung des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, kuratiert von
Mariola Groener und Ben Cottrell.
Der Projektraum forever and a day Büro in der Schlesischen Str. in
Berlin-Kreuzberg hat über drei Jahre lang regelmäßig unterschiedliche
künstlerische Positionen präsentiert. Dort traf sich eine
Künstlerszene, die als beispielhaft für die Entwicklung des
künstlerischen Schaffens der letzten Jahre in Berlin betrachtet
werden kann. Seit Sommer 2005 wirkt das Projekt in verschiedenen
Räumen in und außerhalb Berlins weiter. Die Ausstellung im Kunstraum
wird Zeichnungen, Malerei, Installationen und Videoarbeiten
versammeln. Der Titel der Ausstellung verweist auf Perspektiven, auf
Unendlichkeit/Endlichkeit und auf Geistiges/Imaginäres. Damit sind
der Rahmen und die Bedingungen unter denen diese Künstler produzieren
skizziert. Ihre Arbeiten versammeln sich nicht unter einem
thematischen Leitmotiv, sondern vielmehr um hybride Vorgehensweisen.
KünstlerInnen: André Butzer, Leif Erich Christensen, Ben Cottrell,
Frederik Foert, Andrew Gilbert, Christiana Glidden, Mariola Groener,
Maggie Hills, Thilo Heinzmann, Stefan Kaminski, LEO, Joe Neave,
Katrin Plavcak, Sean Reynard, Christian Schwarzwald, Prof. Winkler,
Dominic Wood
29. April bis 11. Juni 2006
Eröffnung: Freitag, den 28. April 2006, ab 19 Uhr
Liquid matters
Eine Ausstellung des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien auf Vorschlag von
Dan Mihaltianu.
Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden „Flüssige Angelegenheiten“:
Alkohol, Geldströme, Informationsflüsse, Liquidität, Transparenz,
Nahrung, etc. mit der Absicht aus diesem Konglomerat ein Bild der
künstlerischen Produktionsbedingen in den 90er Jahren in Berlin zu
schaffen. Dan Mihaltianu ist dabei mit seinem Archiv der Liquid
Matters, das aus Flaschen, Objekten, selbst gebranntem Schnaps, einer
Bar, einer Destillationsanlage, etc. besteht, die zentrale
Bezugsperson. Dan Mihaltianu lebt und arbeitet in Bergen/Norwegen und
in Berlin-Kreuzberg. Er war Mitbegründer der Gruppe SubREAL in
Bukarest/Rumänien.
KünstlerInnen: Apparat, Philippe Bazin, Wolfgang Capellari, Flutura 6
Besnick Haxhillary, Are Viktor Hauffen, Knut Hoffmeister, Franz John,
Dan Mihaltianu, Gordon Monahan/Laura Kikauka, William Seeto, SubREAL,
Mona Vatamanu & Florin Tudor
24. Juni bis 6. August 2006
Eröffnung: Freitag, den 23. Juni 2006, ab 19 Uhr
Fremdkörper
Ein Projekt von Roman Minaev und Zorka Lednarova in Zusammenarbeit
mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien mit Unterstützung der
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur
„Fremdkörper“ ist ein internationales Ausstellungsprojekt, das
Fremdheit als soziokulturelles Phänomen im Rahmen der europäischen
Integrationsprozesse begreift. Das Projekt wurde in Kooperation mit
fünf osteuropäischen Kulturinstitutionen innerhalb von einem Jahr
durch eine Reihe von Ausstellungen erarbeitet: Nationales Zentrum für
Zeitgenössische Kunst, Moskau, Russland (April-Mai 2004), Intro
Galerie, Vilnius, Litauen (August 2004), NoD Galerie, Prag,
Tschechien (Dezember 2004-Januar 2005), Zentrum für Zeitgenössische
Kunst, Trnava, Slowakei (März-April 2005), Museum der Stadt Skopje,
Skopje, Mazedonien (April-Mai 2005)
Initiiert wurde die Ausstellungsreihe von in Berlin lebenden Künstler-
Migranten osteuropäischer Herkunft, die mit Künstler-Kollegen aus
ihren Heimatländern in einen Dialog traten, um Standpunkte Ihrer
kulturellen Identität vor dem Hintergrund geopolitischer
Veränderungen herauszustellen. Das Ausstellungskonzept wurde durch
die Teilnahme von zwei Deutschen KünstlerInnen ergänzt, die die im
Projekt behandelte Thematik in ihren Arbeiten mitreflektieren.
Die in Berlin stattfindende Ausstellung ist das Resultat und die
Zusammenfassung der Ausstellungsreihe Fremdkörper, die im April 2004,
also zeitgleich mit dem in Kraft treten der EU-Osterweiterung in
Moskau/Russland begann. In Zusammenarbeit mit den KuratorInnen der an
dem Projekt beteiligten Institutionen wurden an den einzelnen
Ausstellungsorten jeweils zwei bis drei Positionen ortsansässiger
Künstler in das Ausstellungskonzept eingebaut. Im Kunstraum Kreuzberg/
Bethanien werden erstmalig alle 22 an dem Projekt beteiligten
KünstlerInnen ausgestellt.
Vor dem Hintergrund des wechselseitigen Verhältnisses von Fremdheit
und Integration verhandelt die Ausstellung Phänomene der politischen
und sozialen Einordnung und deren Spielregeln, Veränderungen
geopolitischer Kartografien, die Konstruktion von Medienwahrheit und
die Rekonstruktion von Erinnerung.
Aus dem Problem der kulturellen Einordnung von Künstlern, die Grenzen
überschreiten wollen oder müssen, die in verschiedenen Kontexten
leben und für die es keine Rückkehr zu einem verlorenem Ursprung mehr
geben kann, entstehet eine besondere Sichtweise. Durch die
individuelle Kunstsprache wird deutlich, wie die festgehaltene Zeit
von Wandlungsprozessen, irgendwo zwischen dem „noch nicht davon
gekommen-“ und dem „noch nicht ganz angekommen Sein“, zum Merkmal
einer von einer erweiteten Perspektive getragenen unabhängigen
Identität wird.
Künstlerinnen: Jasper Alvaer, Jovan Balov, Mr. Bra (Marek Kvetán &
Richard Fajnor), Aristarkh Chernyshev & Vladislav Efimov, Aneta Mona
Chisa, Pavel Forman, Mindaugas Gapsevicius, Geomatic (Serge Marinec &
Andrei Vasiliev), Slavicia Janaslieva, Martin Juef, Kunst Fu (Erik
Binder & Gabika Binderová), Magdalena Natalia Kwiatkowska, Zorka
Lednárová, Dörte Meyer, Roman Minaev, Vladimir Sitnikov, Alma
Skersyte, Jovan Sumkovski, Vana Urosevic
2. September bis 8. Oktober 2006
Eröffnung: Freitag, den 1. September 2006, ab 19 Uhr
How to Do Things? – In the Middle of (No)Where...
Ein Projekt von uqbar e.V. in Zusammenarbeit mit dem Kunstraum
Kreuzberg/Bethanien, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, die
Europäische Kommission/Kultur 2000, die European Cultural Foundation
(ECF), die Allianz Kulturstiftung und das Auswärtige Amt/ifa.
Kuratorinnen: Dorothee Bienert & Antje Weitzel, Berlin
Die Ausstellungsserie How to Do Things? – In the Middle of (No)
where... bringt Künstler/innen und Kulturschaffende aus 14 Ländern
(Niederlande, Dänemark, Deutschland, Polen, Litauen, Weißrussland,
Ukraine, Moldawien, Rumänien, Slowenien, Ungarn, Österreich,
Tschechien, Slowakei) eines mit dem Finger auf der Landkarte
erschaffenen, imaginären Mitteleuropa zusammen. Diese spielerische
Geste wendet sich gegen veraltete Grenzziehungen und Zuschreibungen
wie sie exemplarisch an der Debatte um den Begriff „Kerneuropa“
ablesbar sind oder auch am Festhalten an geographischen Kategorien
wie „Balkan“ oder „Baltikum“. How to Do Things? – In the Middle of
(No)where... setzt sich spielerisch über reale und mentale Grenzen
hinweg und nutzt dies als Chance: ca. 30 Teilnehmer/innen aus
verschiedenen Alt-EU-, Neu-EU-, EU-Anwärter-, und Nicht-EU-Staaten
konzipieren und realisieren in Kooperation und gleichberechtigtem
Austausch an 5 Orten der Region (Kopenhagen, Berlin, Budapest,
Bukarest, Kiew) performative Kunstprojekte, die schwerpunktmäßig das
Verhältnis zwischen dem Kunstwerk und seinen Rezipient/innen
thematisieren und auf diese Weise Fragen nach Handlungsmacht und
Partizipation stellen. Es geht darum den Austausch zwischen den
unterschiedlichen Regionen und Szenen zu verstärken, aber auch auf
der Grundlage des gemeinsamen thematischen Rahmens der Ausstellungen,
"soziale Utopien", zu erforschen, inwieweit ein gemeinsames
Erarbeiten von Visionen und Zielen möglich ist.
How to Do Things? – In the Middle of (No)where... ist nicht als
Wanderausstellung konzipiert, sondern als eine Serie selbständiger
Ausstellungseinheiten. Jede Ausstellung hat eine eigene Thematik, die
mit der Idee sozialer Utopien verknüpft ist. Das Berliner Projekt,
das im September 2006 in Kooperation mit dem Kunstraum Kreuzberg/
Bethanien realisiert wird, ist Teil dieser Reihe und zugleich die
Abschlussveranstaltung des Gesamtprojekts. Die Berliner Ausstellung
umfasst künstlerische Positionen aus 14 Ländern. Über die Ausstellung
hinaus werden die beteiligten Künstler/innen und Ko-Kurator/innen in
öffentlichen Vorträgen und Diskussionsrunden Einblick in die lokalen
Kontexte, in die verschiedenen Projekte und ihre Erfahrungen geben.
Zudem wird das Katalogbuch, das Dokumentationen aller Aktionen und
Erfahrungsberichte der Künstler/innen enthält, zur Berliner
Ausstellung veröffentlicht und vorgestellt.
KünstlerInnen: Bik van der Pol (NL), Pavel Braila (MD), Alexandra
Croitoru (RO), Roman Dziadkiewicz (PL), Andreas Fogarasi (AT/HU),
Lise Harlev (DK), Kristina Inciuraite (LT), Alevtina Kakhidze (UA),
Johanna & Helmut Kandl (AT), Aleksander Komarov (BY/NL), Little
Warsaw (HU), Michal Moravcík (SK), Wiebke Loeper (DE), Tanja
Nellemann Poulsen (DK), Katya Sander (DK), Jirí Skála (CZ), Sean
Snyder (USA/DE), Société Réaliste (HU/F), Laura Stasiulyte (LT), Mona
Vatamanu & Florin Tudor (RO), Julita Wójcik (PL), Florian Zeyfang
(DE), Moira Zoitl (A)
Donnerstag, den 12. Oktober 2006, 20 Uhr
The Halfmoon Files.
Präsentation der Zwischenergebnisse: Vortrag, Film, Diskussion.
Ein Rechercheprojekt von Philip Schefner in Zusammenarbeit mit dem
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
In den Armeen Englands, Frankreichs und Russlands wurden Anfang des
letzen Jahrhunderts zahlreiche ‚Kolonialsoldaten’ eingesetzt.
Afrikaner aus den französischen Kolonien, Inder aus Britisch Indien
sowie muslimische Tartaren und Georgier. Gerieten Soldaten dieser
Einheiten in deutsche Gefangenschaft wurden sie als Teil der
deutschen Kriegstrategie in sogenannten Sonderlagern interniert. Zwei
dieser Sonderlager – das ‚Weinberglager’ sowie das sogenannte
‚Halbmond Lager’ befanden sich in Wünsdorf bei Berlin. Ziel der
Sonderlager war es, die muslimischen Gefangenen durch Propaganda zur
aktiven Teilnahme am ‚Heiligen Krieg’ und damit zum Kampf in den
türkischen Einheiten zu bewegen. Bei den nicht-muslimischen
Gefangenen – etwa indischen Sikhs und Hindus – lag der Schwerpunkt
der Propaganda darauf, die Gefangenen zum Kampf gegen Ihre
Kolonialherren an der Seite Deutschlands zu bewegen. Wichtiges Mittel
zur Beeinflussung der Gefangenen war die offizielle Unterstützung der
jeweiligen religiösen Praktiken. So wurde die erste Moschee auf
deutschem Boden, die rein für religiöse Zwecke genutzt wurde, im
Halbmondlager erbaut.
Da die Propagandatätigkeit keine nennenswerten Erfolge aufwies,
wurden die Lager zunehmend von Wissenschaftlern frequentiert. Trotz
strenger Geheimhaltung und Abschottung der Lager in den Anfangsjahren
hatte es sich herumgesprochen, dass dort‚ „die Proben der
verschiedenen Rassen und Völker zum Kennenlernen bequemer
nebeneinander gestellt“ waren und damit besonders „unseren
Anthropologen und Mythologen den Volks- und Sprachforschern reichste
Ausbeute und überraschende Aufschlüsse“ versprachen. Der Ethnologe
Leo Frobenius (ab 1934 Direktor des Frankfurter Völkerkundemuseums)
betont 1917 in einem Vortrag, dass ein Rundgang durch das Lager,
Antworten auf die Frage geben könne, „wie wir in Zukunft unser
Kolonialreich auszugestalten haben“.
Ziel des interdisziplinären Rechercheprojektes ist es, die
Möglichkeiten einer Ausstellungspräsentation 2007 im Kunstraum
Kreuzberg/Bethanien zu überprüfen, Material zu sammeln und
aufzuarbeiten und die „Halfmoon Files“ eben nicht im Sinne einer
historischen Fallstudie abzuhandeln, sondern auf die Reichweite ihrer
Bedeutung für heutige Konstruktionen von Geschichte und Zugehörigkeit
in Deutschland hin zu untersuchen.
28. Oktober bis 3. Dezember 2006
Eröffnung: Freitag, den 27. Oktober 2006, ab 19 Uhr
Goldrausch 2006
Eine Ausstellung des Goldrausch-Frauennetzwerkes unter der Leitung
von Birgit Effinger und Hannah Kruse mit Unterstützung des Kunstraum
Kreuzberg/Bethanien.
Die Ausstellung zeigt eine Montage von Installationen,
photographischen und malerischen Werkgruppen, Filmpräsentationen und
Performancedokumentationen. Die Künstlerinnen untersuchen
öffentlichen Raum und urbane Mythen, inszenieren ästhetische,
räumliche und politische Untersuchungen von Strukturen und
Ornamenten, formulieren Überschneidungen von Performance,
Naturwissenschaft und Kunst.
Die Ausstellung markiert den Abschluss des einjährigen
Postgraduierten – Kurses, in dem profilierte Künstlerinnen am Beginn
ihrer Karriere zusammenarbeiten. Die 15 teilnehmenden Künstlerinnen
eignen sich berufsspezifisches Wissen an und entwickeln neue
Vermittlungs-ansätze. Die Ausstellung Goldrausch 2006 ist - neben
Workshops, Gastgesprächen und kontinuierlicher Peer Review -
integraler Bestandteil des Kursprogramms.
Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt unterstützt die Durchsetzung
herausragender künstlerischer Positionen von Frauen. Es ist ein
unabhängiges berufliches Weiterbildungs-projekt für Bildende
Künstlerinnen.
Im Rahmen der Ausstellung finden Screenings (goldrausch film),
Performances und Diskussionen (goldrausch live) mit Künstlerinnen und
Gästen statt. Zur Ausstellung erscheinen Einzelbroschüren im
Sammelschuber.
Künstlerinnen: Tania Bedrinana, Astrid Busch, Katja Eydel, Tina
Haber, Judith Karcheter, Heike König, Beatrice Minda, Uta Neumann,
Johanna Oenicke, Tere Recarens, Nadja Schöllhammer, Claudia Weber,
Christiane Wetzel, Veronika Witte, Christine Woditschka
16. Dezember 2006 bis 25. Februar 2007
Eröffnung: Freitag, den 15. Dezember 2006, ab 19 Uhr
Sexarbeit. Alltag – Mythen – Gewalt
Eine Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. in
Zusammenarbeit mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, dem Haus-am-
Kleistpark und dem Schwulen Museum auf Grundlage einer
Ausstellungsübernahme des Museums für Arbeit Hamburg. KuratorInnen:
Stéphane Bauer, Boris von Brauchitsch, Marcel Feige, Katharina
Kaiser, Mike Leffers, Jörg Leidig, Judith Siegmund, Ulrike Solbrig.
Auf Grundlage der teilweisen Übernahme einer Ausstellung des Museums
für Arbeit in Hamburg und ergänzt durch neuere künstlerische
Positionen sollen die historischen, gesellschaftlichen und
kulturellen Dimensionen von männlicher und weiblicher Prostitution
reflektiert werden.
Die Arbeitsbedingungen im Sexgewerbe sind mit dem Gesetz vom 1.
Januar 2002, das die Diskriminierung von Prostitution als
sittenwidrig aufhob und sie als Dienstleistung anerkannte, in den
öffentlichen Blick geraten.
Im Prostitutionsgewerbe arbeiten in Deutschland nach Schätzungen der
Bundesregierung ca. 400.000 weibliche Prostituierte. Über die Hälfe
davon sind Migrantinnen, viele davon mit illegalem Aufenthaltsstatus.
Sie sind, obwohl freiwillig in der Prostitution tätig, um ihre
Familien in den armen Ländern Osteuropas oder Lateinamerikas zu
ernähren, erhöhter Ausbeutung und Gewalt durch Schleuser, Vermieter
und Zuhälter ausgesetzt. Von internationalen Netzwerken wie TAMPEP
wird für diese Frauen eine Legalisierung des Aufenthalts gefordert.
1,2 Mio. Männer nehmen täglich sexuelle Dienstleistungen von
Prostituierten in Anspruch. Der Jahresumsatz im Sexgewerbe liegt bei
ca. 14 Milliarden Euro.
Im Frauenhandel werden nach UN-Schätzungen allein in Europa 500.000
Frauen und Mädchen verschleppt und zur Prostitution gezwungen. Etwa
10 Milliarden Jahresumsatz bringt dieser Sklavinnenhandel des 21.
Jahrhunderts den FrauenhändlerInnen ein.
Die Thematisierung von Sexwork, von Sex-Trafficking in Women, von
Gewalt, von Doppelmoral und von Unterschieden im Umgang mit
Prostitution in anderen Ländern verfolgt folgende Ziele:
- eine breite Öffentlichkeit über Prostitution und
Frauenhandel zu informieren und zwar im Sinne einer kritischen und
liberalen Aufklärung jenseits eines in den Medien häufig
existierenden voyeuristischen oder verharmlosenden Blicks.
- Einblicke in die aktuellen und historischen Bedingungen der
öffentlich wenig bekannten Arbeits- und Lebenswelten geben.
- Respekt vor der immer noch stigmatisierten Berufsgruppe der
weiblichen und männlichen Prostituierten erzeugen.
- Aufgeschlossenheit gegenüber differenten Lebenswelten fördern.
- Sensibilisierung und Wachsamkeit erreichen gegenüber Gewalt-
und Ausbeutungsdimensionen im Alltag beim Phänomen Zwangsprostitution.
- gesamtgesellschaftliche und politische Einflussnahme durch
die Ausstellung, den Katalog, Veranstaltungen, Diskussionsforen.
Eine engagierte sozial- und kulturhistorische Ausstellung ist
überfällig, die einen kritischen Blick hinter die Kulissen bietet: in
Lebenswelten zwischen Glamour und Mythos, Doppelmoral,
Stigmatisierung, Ausbeutung, Missbrauch der Opfer, Gewalt.
Öffnungszeiten: montags bis sonntags, 12 bis 18.30 Uhr, am 24.-26.
+31.12/01.01 ist die Ausstellung geschlossen
Jahresübergreifendes Projekt:
Kunstvermittlung im Verbund
Der Kunstraum Kreuzberg/Bethanien möchte 2006 gemeinsam mit der Neuen
Gesellschaft für Bildende Kunst e.V., der Künstlerhaus Bethanien GmbH
und dem Museum der Dinge, ein Modellprojekt für Kunstvermittlung für
das unmittelbare Quartier um den Mariannenplatz und das Kottbusser
Tor zu entwickeln.
Anknüpfend an die in der NGBK mit dem Projekt kunstcoop© gemachten
Erfahrungen soll ein Verbund für Kunstvermittlung im Quartier
entstehen. Spezifische Angebote für die unmittelbaren AnwohnerInnen
sollen ausgearbeitet werden. Ziel ist es hierbei, das jeweils
aktuelle Ausstellungsprogramm der Institutionen und die jeweiligen
Standorte für zeitgenössische Kunst im Quartier ins Zentrum eines
Vermittlungsangebotes zu stellen. Dabei sollen innovative und
unkonventionelle Wege und Formen gesucht werden. Erstrebt wird eine
konzeptionelle Begleitung des Projektes durch das Institut Kunst-im-
Kontext der UdK-Berlin.
Einladung zu Ausstellungen außerhalb des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
DISPLAY – Space for contemporary art
Bubenská 3, Praha 7, Tschechien
10. März bis 2. April 2006
Eröffnung:Donnerstag, den 9. März 2006, ab 18 Uhr
Verena Jaekel / Farida Heuck
Eine Ausstellung von Stéphane Bauer auf Einladung von DISPLAY – Space
for contemporary art, Prag/Tschechien.
Mit der Präsentation der zwei fotografischen Serien von Verena Jaekel
(„Schwestern im Westen“ und „–geduldet“ – gezeigt 2004 im Projektraum
des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien) und der Videoinstallation
„Zertifikat Deutsch“ (erstmals gezeigt 2005 im Rahmen des
Migrationsprojektes in Köln) von Farida Heuck & Birgit zur Nieden
will die Ausstellung zwei Pole aktueller Debatten in Deutschland
reflektieren: die sog. Kopftuchdebatte und die Diskussionen um das
neue Einwanderungsgesetz und insbesondere um die eingeforderten
sprachlichen Deutschkenntnisse bei der Beantragung der Deutschen
Staatsbürgerschaft. Im Zentrum der Ausstellung stehen somit Fragen
über Identitätszuschreibungen, gesetzlichen Maßgaben zur Definition
von nationaler und kultureller Zugehörigkeit und
Ausgrenzungsmechanismen. In der Gegenüberstellung beider Positionen
sollen die Widersprüche und Inkohärenzen der politischen und
gesellschaftlichen Debatten aufgezeigt werden: Während
kopftuchtragende Deutsche Muslimas gesellschaftlich ausgegrenzt
werden, wäre ein Großteil der Deutschen Bevölkerung nicht in der
Lage, die Formulare und den Sprachtest des „Zertifikats Deutsch“
auszufüllen bzw. zu bestehen.
Mit der Ausweitung des Schengener-Abkommens auf die Neumitglieder der
EU und einem Aufkommen rechtsradikaler Gruppierungen in
postsozialistischen Ländern erhalten diese Debatten eine europaweite
Dimension. Die z.T. sehr lokal in Kreuzberg geführten
Auseinandersetzungen besitzen globale Dimensionen.
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien | Mariannenplatz 2, 1o997 Berlin |
Tel.: (o3o) 9o298-14 55 | Fax: -14 53 |
bethanien at kunstraumkreuzberg.de.de |
www.kunstraumkreuzberg.de | Leiter: Stéphane Bauer |
Projektmitarbeiterinnen: Anne Breimaier, Sarah Großmann, Dieter Rein
| Aufbauteam: Simon Marschke, Jan Sauerwald | Aufsicht, Technik: Uwe
Koch, Dagmar Prenzel, Rosemarie Richter
................................................
Stéphane Bauer
Leiter – Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
Mariannenplatz 2
D 10997 Berlin
030-90298-1455
Fax: 90298-1453
bauer at kunstraumkreuzberg.de
www.kunstraumkreuzberg.de