[rohrpost] FW: Ant: [Vim-colloquium] SPIEGEL ONLINE - Gaming in China: Ein Volk am Drücker

Till Nikolaus von Heiseler Till_N_v_Heiseler at web.de
Die Nov 15 20:00:41 CET 2005



Sophia Nabokov <sophia_nabokov at yahoo.de> schrieb am 14.11.05 23:18:58:
> 
> 
> Guck mal, was ich mir heute runterkopiert habe.
> Sehr schöner Artikel zur WSIS 05. 
> 
> DER SPIEGEL 46/2005 - 14. November 2005 
> URL:
> http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,384560,00.html 
> Netzverwaltung
>  
> Wie die USA die Weltherrschaft im Web verteidigen
> 
> Von Marcel Rosenbach 
> Von der Öffentlichkeit weithin unbemerkt eskaliert der
> Kampf um die Kontrolle des nur vermeintlich
> anarchischen Internet. Die Fronten sind eindeutig: die
> USA gegen den Rest der Welt. Beim Informationsgipfel
> in Tunis stehen diese Woche harte Auseinandersetzungen
> bevor. 
> Wer in diesen Tagen nach Tunesien reist, wird schon im
> Flughafen-Terminal von Postern und Plakaten mit
> merkwürdigen Abkürzungen begrüßt. Das "Tor zum
> Orient", bekannt für die Strände von Djerba oder
> Monastir, für seine spektakulären Ausgrabungsorte und
> Kamel-Safaris, begrüßt darauf stolz und großflächig
> die Teilnehmer des "WSIS 2005", des Weltgipfels der
> Informationsgesellschaft. Der wird nach jahrelangen
> Vorbereitungen von Mittwoch an in Tunis tagen, um ein
> paar Grundfragen der globalen Informationsgesellschaft
> zu klären.
>  
> DPAInternet-Großrechner (Uni Jena): Die Vorstellung
> vom anarchischen Netz ist romantisch, aber fern der
> Realität
> Zu der Regierungskonferenz eingeladen haben die
> Vereinten Nationen. Sie rechnen im "Parc des
> Expositions du Kram" der Hauptstadt mit mehr als
> 10.000 Teilnehmern aus mindestens 120 Ländern von
> Australien bis Zypern, darunter rund 50 Staats- und
> Regierungschefs, hochrangige Emissäre aus der
> Wirtschaft sowie zahlreiche Vertreter von Verbänden
> und von Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Als
> ranghöchster Ringrichter wird der eigentliche
> Gipfelgastgeber anreisen: Uno-Generalsekretär Kofi
> Annan.
> 
> Moderierende Stimmen werden dringend notwendig sein.
> Schon im Vorfeld des Klassentreffens der globalen
> Info-Elite, die sich in den vergangenen drei Jahren
> mit Fragen von Cyberkriminalität über das Spam-Problem
> und dem geistigen Eigentum bis zum offenen Zugang zum
> Internet beschäftigte, kam es zum Eklat: In einer der
> zentralen Zukunftsfragen für das 21. Jahrhundert
> liegen die Positionen der entscheidenden Akteure kurz
> vor dem Gipfel trotz aller diplomatischen Bemühungen
> so weit auseinander wie selten zuvor.
> 
> Der Kern des Konflikts ist so simpel wie brisant: Es
> geht um das Thema der "Internet Governance" - also
> schlicht darum, wer künftig die entscheidenden
> Ressourcen des faszinierenden globalen Netzwerks
> kontrolliert, in dem mittlerweile rund eine Milliarde
> Nutzer E-Mails versenden, nach Informationen suchen,
> einkaufen, spielen, chatten oder telefonieren.
> 
> Für die USA ist der Fall klar, sie votieren, schon aus
> Tradition, für die einzige Macht, der sie wirklich
> vertrauen: sich selbst - und erklärten diese Position
> im Oktober zur Sicherheit schon mal als "nicht
> verhandelbar". Dies wiederum findet eine große und
> recht heterogene Allianz absolut nicht akzeptabel. Sie
> reicht von China und Iran über Brasilien und Südafrika
> bis zur EU, und das ist neu. Vor zwei Jahren stärkten
> die Europäer ihren amerikanischen Freunden noch den
> Rücken. Nun verlangt auch Brüssel mehr
> Mitspracherechte für die internationale
> Staatengemeinschaft und ein Ende der amerikanischen
> Hegemonie über den Cyberspace.
> 
> "Die 25 EU-Nationen fordern einstimmig ein neues
> Kooperationsmodell für das Internet, bei dem alle
> interessierten Länder an einem Tisch sitzen", sagt
> EU-Kommissarin Viviane Reding, die als
> Verhandlungsführerin der Kommission nach Tunis reist.
> 
> Jenseits des Atlantiks reagiert man auf die Ansprüche
> so verschreckt wie verstockt: Keinesfalls, ließ die
> Bush-Administration verlauten, werde man auf seine
> herausgehobene historische Rolle verzichten. Selbst
> das einflussreiche Magazin "Foreign Affairs"
> kritisiert die US-Position in seiner aktuellen Ausgabe
> heftig.
> 
> Macht? Kontrolle? Governance? Geht es nicht um das
> Internet, jene anarchischen, nicht zu regulierenden
> virtuellen Weiten? Die Vorstellung ist immer noch
> verbreitet, sehr romantisch, nur leider ziemlich fern
> der Realität. In den Anfangsjahren, als vor allem
> Akademiker die Ausläufer des ursprünglich vor allem
> militärisch genutzten Arpanets ausbauten, mag es noch
> eher zwanglos zugegangen sein - über Jahrzehnte war
> mit dem rauschebärtigen Computer-Guru Jon Postel bis
> zu dessen Tod 1998 faktisch ein einzelner Mann für die
> zentralen technischen Standards zuständig.
> 
> Mittlerweile gibt es zwei Milliarden Internet-Adressen
> - und das Netz ist längst nicht nur zum kritischen
> Faktor für die Weltwirtschaft geworden, sondern spielt
> auch in Bildung, Kultur und Wissenschaft eine kaum zu
> überschätzende Rolle. Schon heute machen Geschäfte im,
> mit und über das Internet knapp neun Prozent des
> gesamten Welthandels aus. 
> Mit der Kommerzialisierung und rapiden Ausbreitung des
> Netzes wuchsen auch die politischen Begehrlichkeiten.
> Die Clinton-Administration schuf 1998 eine
> privatrechtliche Non-Profit-Organisation namens
> Internet Corporation for Assigned Names and Numbers,
> kurz Icann, die im kalifornischen Marina del Rey
> residiert und über wichtige Verträge eng mit dem
> US-Handelsministerium verbunden ist.
> 
> DER SPIEGELWeltweite Internet-Nutzung
> Diese zentrale Internet-Verwaltung ist heute der
> Kulminationspunkt für die internationale Kritik. Nur
> sie hat die Autorität, neue Top Level Domains wie
> ".eu" einzuführen und die notwendigen Änderungen in
> den 13 sogenannten Root-Servern vorzunehmen - jenen
> Großrechnern, die unter anderem wiedererkennbare
> Internet-Adressen wie www.spiegel.de in sperrige
> Ziffernfolgen wie 195.71.11.67 übersetzen.
> 
> Theoretisch könne das US-Handelsministerium eine
> Endung einfach abschalten und so etwa Mitglieder der
> "Achse des Bösen" ins kommunikative Chaos stürzen,
> argumentiert jetzt die Front der Gegner. Schon in den
> Anfängen von Icann versuchten die Amerikaner, ihrem
> offenkundigen Legitimationsproblem ein wenig
> abzuhelfen, indem sie ein Beratungsgremium für
> Regierungen, das Governmental Advisory Committee
> (GAC), einrichteten. Mehr als hundert Staaten sind
> dort inzwischen vertreten - aber eben nur beratend,
> ohne Stimme im entscheidenden Direktorenkreis.
> 
> Im Zweifelsfall, sagt der Netzexperte Wolfgang
> Kleinwächter von der Universität Aarhus, machten die
> USA von ihrer Dominanz durchaus Gebrauch. Unlängst
> verhinderten sie etwa die Endung ".xxx", weil
> erzkonservative US-Organisationen gegen die Sex-Domain
> Sturm gelaufen waren. Tatsächlich fallen viele
> wichtige Entscheidungen im Sinne der USA und ihrer
> mächtigen Netzwirtschaft. Zum Beispiel das
> US-Unternehmen Verisign, das die verbreitetste Endung
> ".com" kontrolliert. Unlängst lief dessen Kontrolle
> über die Domain ".net" aus und wurde neu
> ausgeschrieben. Ergebnis: Trotz eines starken
> Bewerberfeldes landete sie dann wieder bei der
> US-Firma.
> 
> Schon beim Vorläufergipfel 2003 in Genf zeichnete sich
> in der Aufsichtsfrage gewaltiger Ärger ab, worauf die
> Uno einen speziellen Arbeitskreis einrichtete: die
> Working Group on Internet Governance. Die konnte sich
> immerhin auf eine Definition verständigen und entwarf
> vier mögliche Modelle für die Zukunft. Die Zuspitzung
> des Konflikts im Vorfeld von Tunis konnte sie aber
> nicht verhindern.
> 
> Die Vorstellungen der beteiligten Länder gehen
> naturgemäß weit auseinander: China und Iran, beides
> Regime, die ihre Netze rigoros filtern und zensieren,
> favorisieren Modelle mit weitgehenden hoheitlichen
> Regierungsrechten - ein Horrorszenario für die
> Netzgemeinde. Andere favorisieren ein Gebilde unter
> Uno-Verantwortung, für das auch ein Vorbild existiert:
> Die Internationale Telekommunikations Union (ITU)
> verwaltet und regelt die Ländervorwahlen wie "0049".
> Man sei bestens geeignet und würde den Job gern
> übernehmen, ließ der ITU-Chef schon mehrfach
> verlauten.
> 
> Die Absage der USA kam prompt: "Wir werden nicht
> zulassen, dass die Vereinten Nationen das Management
> des Internet übernehmen", polterte der
> Chefunterhändler des US-Außenministeriums, David
> Gross.
> 
> Entsprechend verhärtet sind die Fronten. Sogar die
> Drohung, alternative eigene Insel-Netze aufzubauen,
> steht im Raum - das Ende der Idee eines World Wide
> Web. Am optimistischsten gibt sich noch der deutsche
> Delegationsleiter, der Weltwirtschaftsgipfel-erfahrene
> Staatssekretär Bernd Pfaffenbach, der die rund
> 70köpfige deutsche Abordnung anführt und "einen
> 
> Kompromiss im Bereich des Möglichen" sieht.
> Tatsächlich scheint man sich auch bei Icann zu
> bewegen. "Wir kontrollieren und regieren das Netz
> nicht, wir koordinieren es nur", sagt Icann-Managerin
> Theresa Swinehart, um gleich einzuräumen: "Es gibt
> kaum ein System, das sich nicht verbessern ließe." Am
> Donnerstag bekundete Icann den Willen, mit den bislang
> beratenden Regierungen "effektiver zu kooperieren".
> Dann wurden gar angebliche Pläne des
> US-Handelsministeriums bekannt, wichtige
> Icann-Funktionen nach Auslaufen der aktuellen Verträge
> 2006 auszuschreiben - was allerdings, wie das Beispiel
> ".net" zeigt, noch nicht viel heißen muss.
> 
> Besonders bei den Nichtregierungsorganisationen ist
> der Frust groß. Das Ursprungsthema der Uno-Konferenz,
> die digitale Kluft zwischen armen und reichen Staaten
> und deren Überbrückung durch einen "Digitalen
> Solidaritätsfonds", ist völlig in den Hintergrund
> gerückt. Die Frage der Kontrolle wird vom Wochenende
> an in einem zusätzlich anberaumten Vor-Gipfelchen
> verhandelt, im Wesentlichen vom Club der üblichen
> Mächtigen. Geradezu grotesk ist zudem die Wahl des
> Gipfel-Ortes: Amnesty International kritisierte schon
> anlässlich eines Vortreffens, in Tunesien sei
> "Pressefreiheit praktisch nicht vorhanden". Das Regime
> von Präsident Ben Ali habe wiederholt den Zugang zu
> unliebsamen Internet-Seiten blockiert.
> 
> All das soll nun auf einem "Bürger-Gipfel"
> thematisiert werden. Der scheint allerdings nicht
> willkommen: Das Hotel, in dem er stattfinden sollte,
> sagte die lange gebuchten Räume wieder ab. Ähnliches
> passierte Ende voriger Woche der deutschen
> Heinrich-Böll-Stiftung, die in einem Theater mit einer
> tunesischen NGO tagen wollte - angeblicher Grund für
> die abgeblasene Veranstaltung: "Sicherheitsgründe".
>  
>  
> © DER SPIEGEL 46/2005
> Alle Rechte vorbehalten
> Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet
> GmbH
> 
> 
> 
> 
> --- jv-abaton at gmx.net schrieb:
> 
> > Dieser Artikel wurde Ihnen geschickt von
> > jv-abaton at gmx.net mit der
> > persönlichen Mitteilung:
> > 
> >    Zur Unterscheidung zwischen Fiction und
> > Non-Fiction.
> >    jva
> > 
> > Bitte beachten Sie:
> > SPIEGEL ONLINE hat die Identität des Absenders nicht
> > überprüft
> > 
> > SPIEGEL ONLINE, 04.11.2005
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> > Gaming in China: Ein Volk am Drücker
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> > Die Wirtschaft boomt in China. Besonders die
> > Games-Branche. Doch
> > westliche Spielepublisher müssen draußen bleiben –
> > denn das Reich der
> > Mitte hat auch in Sachen Videospiele seine ganz
> > eigenen Regeln.
> > 
> >  Von Philipp Kohlhöfer 
> > 
> > Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet
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