[rohrpost] SYMPSOSION "StadtRaum – KontrollVerlust: Aneignung-Interaktion Kunsthochschule Berlin

Stefka Ammon stefka.ammon at berlin.de
Fre Jul 8 11:06:41 CEST 2005


Einladung
SYMPOSION:
„StadtRaum – KontrollVerlust: Aneignung und Interaktion“

Abschlussveranstaltung des Interdisziplinären Studienganges der KHB
Öffentliche Veranstaltung im Hörsaal der KHB- Weissensee am 9. und 10. 
Juli 12.00- 19.30
organisiert von Stefka Ammon (Gastdozentin, Koordinatorin des 
Interdisziplinären Studienganges) und Prof. Dr. Sabine Sanio 
(Gastprofessorin Wissenschaftliche Grundlagen)

Eingeladen sind:
MARIUS BABIAS (Berlin), "Europa im Ausnahmezustand: Die 
Neukonzeptualisierung von
Raum, Kultur und Demokratie"
DR. ELISABETH BLUM (Zürich), "Schöne neue Stadt"
DR. FRIEDRICH VON BORRIES (Berlin), “Zwischen Avantgarde und 
Affirmation – Kunst,
Marketing und Stadt”
NATALIE JEREMIJENKO (AUS/USA), "The Animated Butterflies"
LIGNA (D), "Unkontrollierbare Situation im kontrollierten Raum – die 
Öffentlichkeit des Radios"
EMPIRE NORTH (Kopenhagen, DK), „My Doomsday Weapon“
TANJA OSTOJIC (Belgrad/Berlin), mit dem Beitrag „Crossing Borders“,
DR. HOLGER KUBE VENTURA (Halle/Saale), "Zur Autonomie politischer Kunst"

Zum Ende des postgraduierten Interdisziplinären Zusatzstudienganges, 
der insgesamt
fünf Jahre an der KHB angeboten wurde, findet in den Räumen der KHB ein 
öffentliches
Symposion statt, das, so hoffen die Organisatorinnen, ein ähnlicher 
Publikummagnet
werden könnte wie im vergangenen Jahr die Veranstaltung von, mit und 
über Thomas
Hirschhorn.

Der Interdisziplinäre Zusatzstudiengang fiel 2003 wie auch der 
Fachbereich Architektur
dem Rotstift der Evaluierungskommission des Berliner Senats zum Opfer, 
er konnte in
dieser Form nicht an der KHB akkreditiert werden. Seit Winter 1999 
haben sich an diesem
Studiengang 36 Studierende aus 13 Nationen mit 11 verschiedenen 
Studienabschlüssen
jeweils 2 Jahre mit interdisziplinären Projekten beschäftigt. Die 
individuellen Projekte
hatten einen bewusst offen gehaltenen gemeinsamen Nenner „Kunst, 
Design, Architektur
als öffentliches Handeln“ und mündeten in eine theoretische wie 
praktische Abschlussarbeit,
betreut von Professoren aus unterschiedlichsten Disziplinen.

Zum Abschluss des Studienganges werden im Rahmen des Symposions daher 
auch
aktuelle Diplomarbeiten ausgestellt.

Das Motto des Symposions „StadtRaum – Kontrollverlust: Aneignung und 
Interaktion“
thematisiert eine Situation, mit der etliche Studierende, die versucht 
haben, ihre Projekte
im öffentlichen Raum zur Wirkung zu bringen, bereits Erfahrungen 
gesammelt haben –
schneller als man denkt, stößt man auf Hürden: bürokratische, 
rechtliche, versicherungs-technische,
versorgungstechnische oder einfach solche, die sich aus 
Befindlichkeiten und
Empfindlichkeiten privater Eigentümer ergeben. Die acht, zum Teil auf 
Vorschlag der
Studierenden eingeladenen internationalen Gäste befassen sich in ihrer 
Arbeit – sei es
künstlerisch oder theoretisch – mit ähnlichen Problemen, Fragen und 
Phänomenen im
öffentlichen, privaten oder Businessraum. Sie verfolgen dabei 
unterschiedliche Strategien,
diese können spielerisch sein, auf Brechung gewohnter Strukturen zielen 
oder diese
bewusst übersteigern.

Das Symposion macht sich eine komplexe Fragestellung zum Thema, sie 
umfasst den
Stadtraum, die kulturellen und politischen Räume sowie den Spielraum 
für Handeln,
Bewegung, Kommunikation. Das Hauptaugenmerk liegt auf Phänomenen der 
Kontrolle
und des Kontrollverlustes: Wer definiert, besitzt, verfügt über welchen 
Raum, welche
Möglichkeit finden sich um Kontrolle zu unterwandern, zu übernehmen 
oder in Frage zu
stellen?
Res publica - wer hat die Kontrolle? Die Besitzenden oder die Flaneure 
und Passanten, die
Nutzer und Konsumenten, die Wähler oder die Boykotteure? Und wer 
verliert sie eigentlich?

Informationen über www.kh-berlin.de/interdisziplin



Begleitend zeigt eine Ausstellung der Diplomarbeiten von:
Iulia Circa, Ellen Friis, Tom Fritz, Patrick Hubenthal Kathryn Nussdorf 
und Anja Tchepets



VORTRAGENDE [PRAXIS]:


EMPIRE NORTH (Dänemark) Gigantische Skulpturen aus Ballons, mit Voodoo
angereicherte Technologie und Konstruktionspläne für Hi-Tech Waffen, 
die auf Chinas
erste internationale Waffenmesse geschmuggelt werden – in der Welt von 
Empire
North, resp. Jakob S. Boeskov (und Kristian von Bengtson) treffen das 
Unglaubliche
und das Politische auf unvorhersehbare Weise aufeinander. Ursprünglich 
aus der
Comic-Szene kommend, entwickelt Boeskov inzwischen „Science Fiction 
Kunst“ oder
eben „vorstellbare Produkte für die Zukunft“, wie in „My Doomsday 
Weapon“ eine
Waffe, die mit GPS Technologie versehene Chips unter die Haut 
potentieller Straftäter
schießt – nicht nur die chinesische Polizei begrüßte diese Idee 
enthusiastisch ...




NATALIE JEREMIJENKO (AUS/USA) arbeitet mit Neuen Medien an der
Schnittstelle zwischen zeitgenössischer Kunst, Wissenschaft und 
Maschinen. Sie
studierte Neurowissenschaft und Biochemie an der Griffith University, 
Queensland
(AUS), bildende Kunst am Royal Melbourne Institute of Technology, 
Mechanical
Engineering (Design Division) in Stanford (USA) und an der School of 
Computer
Science and Electrical Engineering in Australien. Sie arbeitet mit 
großformatigen
Projekten im öffentlichen Raum, tangiblen Medieninstallationen, 
Videotapes und als
Kritikerin und Autorin. Jeremijenko war eine der Künstlerinnen, die für 
den Protest
gegen den Parteitag der Republikaner in New York 2004 Geräte 
entwickelten, die
beides waren: mediengängig und funktional, kreiert um Überwachung zu
unterwandern, genaue Zählungen von Menschenmengen anstellen und 
Aktivisten
schützen zu können – Gesten, die zeigen, dass man Technologie auch 
einsetzen kann,
um freie Meinungsäußerung und Bewegungsfreiheit im öffentlichen Raum zu
schützen.



TANJA OSTOJIC (Belgrad/Berlin) wurde 1972 in Jugoslawien geboren und 
studierte
in Belgrad und Nantes (Frankreich). Sie ist eine Künstlerin und 
Kulturaktivistin, die sich
selbst in ihren situationistischen Performances als Person und 
soziokulturelle Einheit
einbezieht. Sie bedient sich diverser Medien in ihren künstlerischen 
Untersuchungen,
die sich sozialen Konfigurationen und Machtbeziehungen widmen. Dabei 
nimmt sie
stets die Perspektive der Migrantin ein. Ihre Arbeitsweise ist 
hauptsächlich von
politischer Haltung und Positionierung, Humor und der Einbeziehung der 
Zuschauer
gekennzeichnet.



LIGNA, seit 1999 aktive Künstlergruppe, deren Interventionen bereits 
unter anderem
in Hamburg, Leipzig, Wien, Berlin und Kassel die Grenzen der 
Bewegungsfreiheit von
Gruppen im öffentlichen Raum ausgelotet haben. Bei der neu entwickelten 
Form des
„Radioballetts“ führten z.B. an einem verabredeten Ort die 
RadiohörerInnen den
Stimmen aus dem Radio folgend gleichzeitig dieselben Gesten aus. So 
wurden
massenhaft Gesten an den Bahnhof zurück gebracht, die durch 
Privatisierung
beispielsweise von Bahnhöfen und verstärkte Kontrolle aus diesem 
verdrängt wurden.
Bei diesen Übungen wird die Grauzone zwischen "Erlaubtem" und 
"Unerlaubtem"
intensiv beforscht.


VORTRAGENDE [THEORIE]:

MARIUS BABIAS lebt als Autor, Ausstellungskurator und Dozent in Berlin.
Als Kunstkritiker schreibt er u. a. für »Kunstforum International«,
»Kunst-Bulletin«, »Metropolis M« und »IDEA«. 1996 erhielt er
den Carl Einstein Preis für Kunstkritik, als Gastprofessor für 
Kunsttheorie
und Kunstvermittlung hat er an der Städelschule Frankfurt/Main, der
Universität Linz und am Center for Contemporary Art Kitakyushu, Japan,
unterrichtet. Nach der künstlerischen Leitung der Kokerei Zollverein |
Zeitgenössische Kunst und Kritik in Essen (mit Florian Waldvogel) 
2001-2003,
kuratierte er zuletzt das Ausstellungsprojekt »Das Neue Europa. Kultur 
des
Vermischens und Politik der Repräsentation« in der Generali Foundation, 
Wien 2005,
sowie den Rumänischen Pavillon auf der 51. Biennale Venedig.
Im Neuen Berliner Kunstverein ist derzeit sein Ausstellungsprojekt
»Handlungsformate« zu sehen.



DR. ELISABETH BLUM, Architektin, Autorin und Dozentin an der Hochschule 
für
Kunst und Gestaltung in Zürich.
In ihrem Buch „Schöne neue Stadt. Wie der Sicherheitswahn die urbane
Welt diszipliniert“ (2003) interpretiert sie die überhandnehmende 
Überwachung in der
Stadt als Indiz für die massive Beschädigung der demokratischen 
Gesellschaft und den
Eintritt in eine Epoche, in der Bürger nur noch als Objekt verwaltet 
werden:
Die Fixierung auf die Sicherung der bestehenden Ordnung ermöglicht 
totalitäre
Praktiken. Vorstellungen von Freiheit, von der Möglichkeit abweichender
Lebensentwürfe geraten zunehmend aus dem Blick.



DR. HOLGER KUBE VENTURA (*1966) ist Kunstwissenschaftler und arbeitet 
zur
Zeit als Programm-Koordinator bei der Kulturstiftung des Bundes in 
Halle/Saale. 1996-
2000 war er Kurator im Vorstand des Kasseler Kunstvereins, 2001-03 
Direktor der
Werkleitz Gesellschaft e.V. und künstlerischer Leiter der 5. Werkleitz 
Biennale
 >Zugewinngemeinschaft< (2002), zuvor Co-Kurator von u.a. Falster 
Versuchsgelände
(1999), Sub Fiction (1998), Monitoring (1997), Kasseler Dokumentarfilm- 
und Videofest
(1994, 1997, 2004). Wichtigste Publikationen waren Politische Kunst 
Begriffe (Wien
2002), Theorie – Politik (Tübingen 2002), Surfing Systems (Basel, 
Frankfurt a.M. 1996)
und Dekonstruktion & Video (Kassel 1994)



DR. FRIEDRICH VON BORRIES ist Architekt und Raumtaktiker, er lebt in 
Berlin,
2004 erschien sein Buch „Wer hat Angst vor Niketown?“, in dem er 
„Nike-Urbanismus,
Branding und die Marken-Stadt von morgen“ im Licht von Bestrebungen 
zwischen
Widerstand, Camouflage und Kollaboration einerseits und andererseits 
dem Wunsch
nach der Verbindung von Marke, Erlebnis und Identität untersucht.


Koordinatorin
Coordinator
# Interdisziplinärer Studiengang
# Interdisciplinary Study Program

http://www.kh-berlin.de/interdisziplin

KHB-Weissensee
Bühringstr.20
D-13086 Berlin
Germany

Tel: +49-(0)30-47705-409
Mobil: +49-(0)162-9427074
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Sprechzeiten Dienstags 14.00-17.30 nach Anmeldung
Office Hours Tuesdays 2 - 5.30 p.m. by appointment
Raum E110

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