[rohrpost] zwischenbilanz - Pressemitteilung der Linzer Freie Szene
Aileen Derieg
emonk at george.eliot.priv.at
Mit Jan 19 14:20:56 CET 2005
Während die Stadt Linz sich auf eine Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt
2009 vorbereitet, zieht die Linzer Freie Szene eine Zwischenbilanz.
PRESSEMITTEILUNG 19/01/2005
ZWISCHENBILANZ
Zwischen KEP 1999 und KH 2009
5 Jahre nach dem Kulturentwicklungsplan
4 Jahre vor der Kulturhauptstadt
1 Jahr mit Erich Watzl
Diskussion zur aktuellen Situation und den zukünftigen Perspektiven der Freien
Szene in Linz
mit
Vbgm. SR Dr. Erich Watzl
SR MMag. Klaus Luger
GR Horst Lausegger
Maga. Elfi Sonnberger (Offenes Forum Freie Szene Linz, Stadtkulturbeirat Linz,
Stadtwerkstatt)
MMag. Harald Schmutzhard (Offenes Forum Freie Szene Linz, Social Impact)
Andrea Mayer-Edoloeyi (Offenes Forum Freie Szene Linz, FIFTITU%, KUPF)
Moderation: Mag. Martin Wassermair
Donnerstag, 27. Jänner 2005, 19:30 Uhr
Stadtwerkstatt Linz
(Linz) Die Freie Szene hat sich in den letzten Jahrzehnten unbestritten zur
Zugmaschine der kulturellen und künstlerischen Entwicklung in Linz entwickelt
(KAPU, moviemento, Die Fabrikanten, Radio FRO, servus, Stadtwerkstatt, Theater
Phönix, Linzer Frühling, TIME'S UP, KUPF, ...). Wesentliche Impulse zur
Entwicklung der Kultur- und Kunstlandschaft (Architekturforum, Ars Electronica
Festival, Crossing-Europe Filmfestival, Festival der Regionen, LinzFest, O.K
Centrum für Gegenwartskunst, …) wurden von der Freien Szene gesetzt oder
zumindest mitinitiiert. Auch zum Erfolg des Europäischen Kulturmonats 1998 trug
diese Szene maßgeblich bei. Trotz der immer knapper werdenden Ressourcen
etablierten sich unter größten Anstrengungen auch in den letzten Jahren noch
anerkannte Projekte und Initiativen (FIFTITU%, G11, Institut für erweiterte
Kunst/Frohsinn, Kunstraum Goethestrasse, Freundinnen der Kunst,
Kliemsteinhaus/Salzamt, MAIZ, MEDEA, prairie, qujOchÖ, Social Impact,
transpublic, Wunderkinder KG, ...). Eine Vielzahl von KünstlerInnen aus diesem
Bereich hat darüber hinaus einen gewichtigen Beitrag dazu geliefert, dass
mittlerweile nicht mehr von der Stahlstadt, sondern von der Kulturstadt Linz die
Rede ist.
Seit einiger Zeit gärt es jedoch in dieser Freien Szene. Während sich die Stadt
aufmacht, um europäisches Kulturformat zu erlangen, kämpfen die Initiativen und
KünstlerInnen der Freien Szene um ihre Existenz. Stagnierende und rückläufige
Budgets, ausbleibende Förderzusagen, kümmerliche Impulse und intransparente
Fördertechniken erschweren zunehmend die Arbeit der freischaffenden
KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen.
Bereits im Jahr 2000 entwickelte die Stadt Linz einen eigenen
Kulturentwicklungsplan (KEP). In diesem, vom Gemeinderat beschlossenen Leitbild
wird die Freie Szene als eine von drei Säulen der Kulturstadt Linz genannt -
neben den Bereichen "Technologie und Neue Medien" und "Offene Räume". Zahlreiche
Zielformulierungen im KEP beziehen sich auf die Freie Szene. So ist etwa im
Bereich "Linz - Profil" zu lesen: "Um das große künstlerische Potenzial der
Freien Szene auch in Zukunft in Linz zu halten, muss die Förderung der Freien
Szene konsequent und nachhaltig wirksam weitergeführt und ausgebaut werden."
(KEP 2000, S. 10, abrufbar unter http://www.linz.at/images/KEP-Version_2004.pdf)
In einer Zwischenbilanz aus dem Frühjahr 2004 sind die Umsetzungen, Ergänzungen,
Änderungen und Anmerkungen zum KEP nachzulesen. Eine Reihe an Projekten wurde
von der Stadt Linz umgesetzt (Festival 4020, Institut für Medien, Kulturelle
Stadtteilbelebung, LENTOS, Linzer Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts,
Weiterentwicklung des LinzFestes, Musiktheater Linz, Wissensturm, ...). Der
Bereich "Freie Szene" wurde dabei - bis auf einige kleine Ausnahmen (LinzEXPOrt,
Linzer Innovationstopf, mehrjährige Fördervereinbarungen) - ausgespart. Viele
der Ziele und Maßnahmen, die den Schwerpunktbereich "Freie Szene" betreffen,
harren auch fünf Jahre nach dem KEP ihrer Umsetzung.
Seit mittlerweile über einem Jahr ist Vbgm. Dr. Erich Watzl (ÖVP) als
Kulturreferent der Stadt Linz im Amt. Im Hinblick auf notwendige Förderungen
pendelt die Freie Szene seither (weiter) zwischen Stagnation und Resignation.
Eine spürbare Bewegung und deutliche Impulse für den Schwerpunktbereich "Freie
Szene" sind nur wenig bis gar nicht erkennbar. In einigen Fällen ist sogar das
Gegenteil der Fall: anerkannte Einrichtungen der Freien Szene werden finanziell
gekürzt, aufstrebenden Initiativen werden sogar lächerlich anmutende
Fördersummen versagt. Aber auch die anderen Parteien müssen sich durchaus den
Vorwurf gefallen lassen, eine konsequente und nachhaltige Förderung der Säule
"Freie Szene" zu vernachlässigen.
Die im Bereich "Freie Szene" fehlende Kulturpolitik der letzten Jahre wiegt im
Hinblick auf das Jahr 2009 um so tragischer. Während eifrig an der Aussenfassade
zur Europäischen Kulturhauptstadt gebastelt wird, haben die politisch
Verantwortlichen der Stadt Linz scheinbar den Auf- und Weiterbau an der Basis,
also an der Substanz vergessen. Ohne den kreativen und innovativen Kräften der
Freien Szene wird Linz 2009 zu einem kurzzeitigen Eventspektakel verkommen. Die
einmalige Chance, in diesem großen Projekt eine nachhaltige Stärkung des
künstlerischen und kulturellen Profils der Stadt Linz (und der umliegenden
Region) zu schaffen, würde hingegen vertan.
Die Linzer Freie Szene fordert daher, dass dem einstimmigen
Gemeinderatsbeschluss des KEP aus dem Jahr 2000 Taten folgen müssen, um das
Überleben dieser Szene zu sichern und eine dynamische Weiterentwicklung zu
ermöglichen. Nur unter diesen Voraussetzungen kann auch ein nachhaltiges, den
Grundsätzen des KEP und damit dem kulturellen Profil der Stadt Linz
entsprechendes Projekt "Europäische Kulturhauptstadt 2009" ernsthaft vorbereitet
und umgesetzt werden.
In einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "ZWISCHENBILANZ. Zwischen KEP 1999 und
KH 2009" werden daher am 27. Jänner 2005 die politisch Verantwortlichen der
Stadt Linz von der Freien Szene eingeladen, um über eine Reihe von Forderungen
zu diskutieren und neue Perspektiven zu entwickeln. In der Stadtwerkstatt werden
die VertreterInnen von ÖVP, SPÖ und den Grünen zur düsteren Fördersituation im
Schwerpunktbereich "Freie Szene" Stellung beziehen und ihre Lösungen zur
notwendigen Umsetzung der Forderungen präsentieren müssen.
Links:
http://www.servus.at/freie-szene/
Rückfragen telefonisch unter ...
++43 650 37 18 080 (Harald Schmutzhard)
++43 664 17 65 195 (Andrea Mayer-Edoloeyi)
++43 732 60 20 74 (Elfi Sonnberger)
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