[rohrpost] betrifft: deutsche medientheorie

Till von Heiseler Till_N_v_Heiseler at web.de
Die Okt 19 16:01:52 CEST 2004


miss.gunst at gmx.net schrieb am 18.10.04 22:56:24:

> 
> schwierig ist sie auch, weil ihr neben einer definition von 'deutsch'
> weitere vorausgehen und anhaengen:
> - von welchem begriff von 'medien' geht man aus?
> - von welchem begriff von 'theorie' geht man aus?
> darueber muss/muesste man sich doch vorneweg eingehender
> auseinandersetzen.

Man müsste von einer Strategie ausgehen und mit einkalkulieren, dass Beschreibungen immer auch Handlungen sind, die etwas erschaffen und zwar eine bestimmte Perspektive. 


> 
> aber zurueck zur medientheorie: "von seinem ansatz oder anspruch her
> systematisch" bedeutet - meine ich - doch nicht notwendigerweise den
> gestus: ich erklaere euch mal, wie das alles mit 'den' medien
> funktioniert und mit dem weltganzen in allen seinen teilen
> zusammenhaengt, oder?

Es müsste, denk ich, schon der Gesamtzusammenhang, also die Weltgesellschaft, thematisiert werden. Aber natürlich nicht vor dem Horizont der „Wahrheit“, sondern als fruchtbare Handlungsperspektive. 


> 
> was die medientheorieproduktion _auf_ mailinglisten angeht, gibts aber
> natuerlich noch ganz andere, wesentlichere gruende, die ihr hinderlich
> sind. allen voran: zeit bzw. die kommunikationsstruktur und -oekonomie
> von mailinglisten in ihrem zeitlichen ablauf betrachtet.
> die arbeitet nun mal (je nach mailingliste und listenbiotop) eher dem
> format talk show zu: schnell und schlagfertig funktioniet in diesem
> rahmen allemal besser als: 
> ausformulieren, differenziertere gedanken weiterverfolgen.
> laenger ueber etwas nachdenken? oder zwischendurch noch etwas anderes zu
> tun/zu denken/zu schreiben haben? bis dahin hat sich der thread bereits
> sonstwohin entwickelt, wenn es ihn uebehaupt noch gibt.

Welche Struktur könnte mit welchen Tools erreicht werden, so dass hier eine Verschiebung statt fände? Gäbe es eine Möglichkeit, mit den Möglichkeiten des Netzes ein gemeinsames Buch zu schreiben? Was gibt es da für Erfahrungswerte? Könnte man hier noch mal etwas ganz Neues ausprobieren und ganz und gar anders als bisher an die Sache herangehen? 
Beispielsweise, indem man von einer ganz konkreten Frage ausgehen würde... Welche Tools müssten dann kombiniert werden? Könnte man mit Spielregeln arbeiten, also mit Verabredungen, das Medium/Tool zu benuzten. 


> 
> wie es umgekehrt ja auch bestimmter (oekonomischer etc)
> rahmenbedingungen bedarf, um theorie produzieren zu koennen; etwa, ueber
> hinreichend zeit zu verfuegen, konzentration etc. was wiederum u.a. auch
> erklaert, warum es traditionell eher das akademische umfeld war und
> teilweise noch ist, aus dem man theoriebildung erwarten konnte/kann.
> mittlerweile sind allerdings die meisten hochschullehrer mehr mit
> angewandter antragsprosa und drittmitteltreibjagden beschaeftigt. da
> wundert es dann nicht, dass auch die 'suhrkamp'etc-baende duenner werden
> (ich meine nicht die seitenzahl) und an die stelle von systematischen
> ueberlegungen essaysammlungen treten.
>

Dies kann gar nicht oft genug gesagt werden! Die Bedingungen der Theorieproduktion müssen refektiert werden und zwar in Bezug auf eine anders mögliche Praxis. Welche Faktoren sind variabel? Wie könnte man andere Bedingungen der Theorieproduktion schaffen? 

Glück zu allen!
t.

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