[rohrpost] Re:philipp oswalt schreibt mir - ich antworte
Andreas Gram
angram at gmx.de
Mon Okt 18 17:10:13 CEST 2004
Sehr geehrter Herr Architekt Philipp Oswalt,
täuschen Sie sich nicht, ich will hier keinen
Kleinkrieg mit Ihnen anfangen. Stattdessen
will ich Ihnen aber gerne erklären, weshalb
ich an Ihrem Wettbewerb erst garnicht
teilgenommen habe, in einer Zeit in der es
garnicht mehr so sehr viele Wettbewerbe und
damit Möglichkeiten zum Beteiligen gibt, und
warum ich die Nichtveröffentlichung der
Beiträge in der Köpenicker Strasse so
undemokratisch finde.
Nebenbei: Wann und wo werden Sie die Beiträge
zeigen, das vergassen Sie ja noch
aufzuschreiben? Und wann werden Sie das
öffentliche Verfahren, den bestehenden
Gesellschaftsvertrag, das nächste mal, so wie
es IHNEN passt, ändern?
Ich hatte seinerzeit vom Wettbewerb erfahren
und wollte teilnehmen. Leider hatten Sie sich
ja nicht getraut Berlin zum Wettbewerbsgebiet
von shrinking cities zu erklären und auch
noch Arbeitsgemeinschaften und lokale
Zusammenarbeit festgelegt (ein Zuschnitt, von
dem ich aber nur vermute, dass er die
erwarteten Ideen, die der Wettbewerb liefern
sollte, eher behinderte als beförderte, bzw.
das doch jeder lieber selbst entscheiden
sollte wie er das generiert). So rief ich
damals ein paar alte Bekannte in Leipzig an
und fragte ob sie mitmachen. "Nein, wir sind
sowieso schon an der Ausstellung in den
Kunstwerken, und später in Leipzig
beteilgt!", wurde mir da erzählt. Ja- und
wozu dann noch einen Wettbewerb und wieso
stand das nicht auch in der Ausschreibung?
Und was ist das dann für ein Wettbewerb? Erst
ne schöne Ausstellung bei einem Designer in
Auftrag geben und anfertigen lassen, und
danach erst beteiligen Sie eine sogar
internationale Planungsprofession? Das ist
doch keine Gleichheit der Bedingungen,
ehemalige Kommilitonen von mir sind bereits
in der Ausstellung und ich muss mich erst
qualifizieren, auch noch unter mehreren
Hunderten (das finde ich ja auch falsch)
dachte ich mir damals, und machte deswegen
leider nicht mit.
Jetzt noch kurz zum skandalösen
undemokratischen Umgang mit den Beteiligten:
Sie können ja gerne einen Wettbewerb
ausschreiben, der ein anderes Verfahren
begeht, weil es sich um eine andere Aufgabe
handelt, als nur ein schönes Haus zu bauen.
Aber - und das ist mein Punkt und unser
bestehendes Recht, sie müssen nach der
Prämierung den Wettbewerb zeigen, damit die
Entscheidung nachvollziehbar ist. Und zwar
materiell und nicht immateriell, und auch
nicht in einer armen Architekturzeitschrift.
Das haben sich ja die verfilzesten Kommunen
noch nicht getraut, an diesem Recht etwas zu
ändern. Vielleicht aber in Zukunft?!
Na, was sagen Sie dazu?
Herschaftszeiten!
Beste Grüsse
Andreas Gram
Freiraumplaner,
Spaziergangswissenschaftler
Freier Künstler
----- Original Message -----
From: "philipp oswalt"
<os at shrinkingcities.com>
To: <angram at gmx.de>;
<rohrpost at mikrolisten.de>
Cc: "Presse Cities"
<press at shrinkingcities.com>;
<zkm-online at zkm.de>; "doreen mende"
<me at shrinkingcities.com>; "arch+"
<berlin at archplus.net>
Sent: Monday, October 18, 2004 1:59 PM
Subject: wettbewerb shrinking cities
sehr geehrter herr anderas gram
abgesehen davon, dass sie sich in ihrer
untenstehenden mail nun
gänzlich im ton vergreifen möchte ich
klarstellen:
1. die wettbewerbsergebnisse werden
öffentlich zugänglich gemacht. wir
hatten weder angekündigt, dass diese am tag
der juryentscheidung gesamt
vorgestellt werden noch ist dies üblich oder
sinnvoll. niemand kann
sich zB über die ca. 35 arbeiten der zweiten
runde innerhalb einer
veranstaltung ein sinnvolles urteil bilden
2. dass bei über 300 teilnehmern, die mit
viel engagement projekte
entwickelt hatten, natürlich bei vielen eine
enttäuschung besteht,
nicht zu den prämierten zu gehören, ist
verständlich, aber
unvermeidbar.
3. eine juryentscheidung ist immer subjektiv
und sicherlich wird es
immer leute geben, die die richtigkeit des
urteils anzweifeln. aber
auch dies gehört zu einem solchen verfahren
dazu. daher werden ja auch
die mitglieder der jury vorher festgelegt und
mit der ausschreibung
kommuniziert. jeder teilnehmer weiss damit,
welchem verfahren und
welcher jury er sich zu stellen hat. wem die
zusammensetzung der jury
nicht passt, hat damit die möglichkeit, auf
die teilnahme am verfahren
zu verzichten.
mit freundlichen grüßen
philipp oswalt
> Sehr geehrte Wettbewerbsveranstalter,
>
>
> Ihre heutigen Erklärungen zum Wettbewerb
> ändern nichts an der Tatsache, dass Sie die
> am Wettbewerb Teilnehmenden in der
Köpenicker
> Strasse, erstens gut verarscht haben, indem
> die der jury vorliegenden Beiträge nicht im
> Anschluss an die Jurierung gezeigt haben
> (hausarbeiten für garnix) und zweitens ist
> eine Juryentscheidung nicht
nachvollziehbar,
> und damit illegitim, wenn sie nicht alle
> Beiträge zeigen, die teigenommen haben. Sie
> haben doch öffentliche gelder verwandt
oder?
> Fragen sie doch mal einen Juristen der
> Architektenkammer! Es wäre ja auch im Sinne
> der Nachvollziehbarkeit des
Planungsprozesses
> interessant gewesen, zu sehen, was sie da
> verheimlichen wollen. Vielleicht sollten
Sie
> sich shrinking cities auch noch patentieren
> lassen?
>
>
>
> Andreas Gram
>
>
> ps.: Ihre Eintrittspreise fürs Volk auch!
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Philipp Oswalt
Leitender Kurator/ Chief Curator
Schrumpfende Städte - Shrinking Cities
Büro Philipp Oswalt
Eisenacher Straße 74
D 10823 Berlin
Tel: 49-30-818219-04
Fax: 49-30-818219-12
e-mail: os at shrinkingcities.com
www.shrinkingcities.com/ www.oswalt.de
Ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des
Bundes in Kooperation mit
Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig,
Stiftung Bauhaus Dessau,
Zeitschrift Arch+