AW: [rohrpost] betrifft: deutsche medientheorie
mercedes bunz
mrs.bunz at de-bug.de
Fre Okt 15 08:48:56 CEST 2004
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>>> der Mensch also "den Medien" ohnmächtig ausgeliefert sei,
>
> > PS dazu: Als Nachkriegsstrategie, die die medialen 'Verführungen' und
>> 'Manipulationen' des 'Dritten Reichs' als übermächtig deklariert, damit
>> die Verführten als ohnmächtig entschuldet und zugleich auch die
>> institutionelle Macht der Publizistik plus die exorbitanten
>> Gehaltsforderungen der Werbefuzzis begündet, ist das allemal
>> einleuchtend und vielleicht sogar 'deutsch'...
>
>Der Begriff "ohnmächtig" trifft die Sache nicht.
>Je nachdem wie weit man "Medien" fasst, geht es
>doch vielmehr darum, ob Medien nicht als
>"apriori" aufgefasst werden müssen. Das hat
>wenig mit Macht und Ohnmacht zu tun.
dass ein "mediales apriori" mit macht und
ohnmacht wenig zu tun haben soll, wäre mir neu.
das merkt man doch genau daran, wenn dieter
mersch etwa immer noch diskutiert, ob die
wahrnehmung oder das medium dazu zuerst kommt.
hier geht es um macht. deshalb ist das doch genau
die frage.
wieviel ist durch medien vorstrukturiert, wieviel
spielraum hat man auf die eigene kappe zu nehmen?
jetzt, nachdem via kittler et. al. dieses moment
gott sei dank erstmal angekommen ist, und sich
durchgesetzt hat, kann man sich dieser frage
unaufgeregt genauer widmen. im ersten moment hat
das medium zumeist einfach die alte rolle des
autonomen subjekts übernommen. jetzt gilt es,
hier etwas genauer zu werden, vielleicht diesen
letzten rest dieser "menschlichen" figur zu
dekonstruieren und nicht zuzulassen, dass man
sich aus der verantwortung entschuldet.
denn dass das mediale apriori immer auch ein
diskursives konstrukt ist, merkt man genau an
claus pias bemerkung - dass das eben nicht nur in
bezug auf "hardware" aufgetaucht ist, sondern
dass eine so genannte medienmanipulation dazu
benutzt wird, verantwortungen und auch
unangenehme fragen zu verschieben. da hat pias
recht, absolut: man muss die medien gegenüber
ihrer rolle als sündenbock verteidigen. das haben
sie nicht verdient.