[rohrpost] betrifft: deutsche medientheorie

mercedes bunz mrs.bunz at de-bug.de
Mit Okt 13 22:37:03 CEST 2004



>hallo,
>
>ich moechte fragen wer interessiert ist sich ueber die frage zu auessern
>ob es eine deutsche medientheorie gibt/gaebe/geben sollte. ich moechte
>die antworten fuer lettre benutzen, und fuer die tagung die ich dazu im
>fruehling 2005 in amsterdam organisiere. mehr dazu auf
>www.networkcultures.org, die website meines instituts (neu!). wenn es
>franszosische philosophie gibt, warum dann auch nicht deutsche
>medientheorie? waere deutsche medientheorie ein exportprodukt oder eher
>ein gelungerer fehlschlag? ist der often spekulativen ansatz zeichen
>seiner staerke oder verbirgt sich hinter der begriffslawine eher
>ohnmacht, kulturpessimismus und mangel an praktischen kenntnissen der
>(neue) medien und seinen pragmatischen funktionalitaeten?



Deutsche Medientheorie: Gibt es. Absurder Weise 
aber nicht als Exportschlager, sondern als 
Importware. D.h. es gibt sie erst, seitdem sie 
dort draußen, in den anderen anderssprachigen 
Ländern so wahrgenommen wird. Ein Bekannter von 
mir, Dozent an der Middlesex University in 
London, formulierte sie so: "Here in the UK 
there's beginning to be something of a buzz 
around what's being termed 'German media theory', 
by which is meant the work mainly of Kittler, 
Siegert, Flusser, Luhmann and Theweleit, but also 
Sloterdijk and Winkler - although I can see a lot 
of those would fit into the media history or 
media sociology categories you mention." Während 
Siegert, Kittler, Winkler und Luhmann auf jeden 
Fall etwas miteinander zu tun haben, wenn 
vielleicht auch ein paar von ihnen nicht mehr so 
liebevoll miteinander reden, oder es gar nicht 
können, weil gestorben, spielen Sloterdijk und 
Theweleit deutlich in einem anderen Diskurs - 
Flusser dagegen ist in Prag geboren, nach 
Brasilien emigiert und ließ sich dann in 
Frankreich nieder. Macht nichts. Derrida hat auch 
den Umweg über die USA nehmen müssen, um in der 
französischen Landschaft anerkannt zu werden. 
Außerdem wechselte er mit Foucault 15 Jahre kein 
Wort, der wiederum am Ende seines Lebens auch die 
Kommunikation mit Deleuze einschlafen ließ. Aus 
der französischen Theorie, die es in Frankreich 
nicht gab, lernt man also: Deutsche Medientheorie 
wird es in Deutschland nicht geben. Woanders 
stehen die Chancen allerdings ganz gut.