[rohrpost] Einladung polar Symposium

Aram Lintzel aram.lintzel at gmx.de
Die Nov 2 18:50:55 CET 2004


Symposium Repolitisierung
Die Wiederkehr des Politischen in Gesellschaft und Kultur
Berlin 13.11.2004 / Frankfurt 10.12.2004

Netzwerk polarkreis / Kulturstiftung des Bundes

Gibt es in Gesellschaft und Kulturproduktion derzeit eine Rückkehr 
politischer Themen, Anliegen, Konflikte oder Ausdrucksformen? Drei 
Podiumsdiskussionen sollen dieser Frage nachgehen.

Berlin: Sa. 13. November 2004
KW Institute for Contemporary Art
Auguststraße 69, 10117 Berlin

17:00 -19:00 Uhr
Rückkehr des Politischen?
Engagement und Enttäuschung im öffentlichen Raum

Es diskutieren:
Heinz Bude, Soziologe, Kassel / Hamburg
Feridun Zaimoglu, Schriftsteller, Kiel
Carolin Emcke, Journalistin / Autorin, Berlin
Ilona Plattner, attac Münster
Moderation: Peter Siller, polarkreis

20:00 - 22:30 Uhr
State of the Art?
Die Politik der Künste

Es diskutieren:
Christoph Menke, Philosoph, Potsdam
Diedrich Diederichsen, Musiktheoretiker, Berlin
Alice Creischer, Künstlerin, Berlin
Carl Hegemann, Volksbühne Berlin
Tom Tykwer, Filmemacher, Berlin
Moderation: Rahel Jaeggi, polarkreis

Party ab 22:30 Uhr

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Frankfurt a.M.: Fr. 10. Dezember 2004
Atelier Frankfurt
Hohenstaufenstraße 13-27

20:00 - 22.30 Uhr
Ende der Alternativen?
Der Markt und sein Preis

Es diskutieren:
Daniel Cohn-Bendit, MdEP, Brüssel / Strassburg
Axel Honneth, Philosoph, Frankfurt
Hartmut Rosa, Soziologe, Essen / Jena
Isabelle Graw, Kunstkritikerin, Berlin
Elisabeth Schweeger, Schauspiel Frankfurt
Moderation: Peter Siller

Party ab 22:30 Uhr
Musik: Volkstanzkomitee

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Repolitisierung - Die Wiederkehr des Politischen in Gesellschaft und Kultur

Gegenüber einem gelegentlich als unpolitisch wahrgenommenen Jahrzehnt der 
Neunziger gibt es trotz oberflächlicher Phänomene wie Wahlenthaltung und 
„Politikverdrossenheit“ einige Anzeichen für eine anwachsende
Politisierung 
der öffentlichen Diskussion. Das gilt sowohl für das Interesse an der 
„offiziellen“ Politik als auch für außerparlamentarische
Organisationen, 
Initiativen, Veranstaltungen. Gleichzeitig sehen wir den politischen 
Fatalismus, mit dem ökonomische Prozesse begleitet werden. Deshalb wollen 
wir auch das Verhältnis von Politik und Ökonomie im Rahmen des Kongresses 
zum Thema machen. In der Sphäre kultureller Produktion muss nach Kunstformen
und Genres unterschieden werden und die Frage nach der Erscheinungsform des 
Politischen in der Kunst allgemein wieder gestellt werden. Bestimmte 
Bereiche waren hier nie entpolitisiert, in anderen ist politisierte Kunst zu
ihrem eigenen ritualisierten Klischee geworden und in wieder anderen kann 
man eine verstärkte Beschäftigung mit politischen Themen feststellen.

1. Rückkehr des Politischen? - Engagement und Enttäuschung im öffentlichen 
Raum
Es soll erörtert werden, in welcher Form und aus welchen Gründen sich ein 
verstärktes Interesse an Politik in den letzten Jahren äussert. Das betrifft
sowohl die angestammten institutionellen Formen politischer Partizipation, 
als auch ausserparlamentarische Initiativen und Organisationen sowie die 
mediale Präsenz von Politik. Politik wird dabei nicht im engeren Sinne der 
Tagespolitik, sondern im umfassenden Sinne der Partizipation an der 
öffentlichen Auseinandersetzung um demokratische Selbstbestimmung sowie an 
der Verfolgung und dem Ausgleich von Interessen definiert.  Repolitisierung 
kann dabei sowohl als Zeitdiagnose als auch als Forderung verstanden werden.

2. State of the Art? - Die Politik der Künste
In den kulturellen Subsphären stellt sich die Sache differenziert dar. 
Während etwa im Bereich international wahrgenommener bildender Kunst 
politische Themen allgegenwärtig sind und waren, können wir in Theater, Film
und Populärkultur Konjunkturen des Politischen feststellen. Wandlungen 
unterliegt auch die Form, in der Politisches in der Kunst auftaucht. Als 
politisch wahrgenommene Inhalte können zu leeren, appelativen und letztlich 
unpolitischen Ritualen verkommen, während im Rückzug auf das Formale auch 
politische Gesten liegen können.

3. Ende der Alternativen? - Der Markt und sein Preis
Ein am ökonomischen Nutzen orientiertes Denken setzt sich inzwischen in 
immer mehr Lebensbereichen durch. Bildung, Kunst, Gesundheit, Liebe - die 
Ökonomisierung betrifft Bereiche in der Gesellschaft, die bis vor kurzem 
noch dem Prinzip der Gewinnmaximierung entzogen waren. Wir selbst stehen 
unter verstärktem Druck zur Vermarktung - eine Entwicklung, die sich 
schlagwortartig in der Rede von der Ich-AG zeigt. Wie stellen sich diese 
Entwicklungen in verschiedenen Lebensbereichen dar? Schaffen sie neue 
Freiheiten oder verstärken sie alte Zwänge? Verschwinden die Grenzen 
zwischen Privatsphäre und Arbeitswelt? Und: Unterwandert die Marktlogik die 
Demokratie?

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polarkreis e.V. ist ein bundesweites Netzwerk politisch interessierter 
Wissenschaftler, Kulturschaffender und Mitarbeiter im Politikbetrieb. Bei 
regelmässigen Treffen und  Veranstaltungen sowie durch die derzeit 
vorbereitete Herausgabe einer Zeitschrift („polar“) möchte der
polarkreis zu
philosophischen und politischen Positionsbestimmungen in der derzeitigen 
gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Debatte beitragen. Für den 
Beirat des Vereins polarkreis e.V.  konnten wir u.a. Persönlichkeiten wie 
Axel Honneth, Daniel Cohn-Bendit, Isabelle Graw, Christoph Menke, Diedrich 
Diederichsen, Tom Tykwer und Feridun Zaimoglu gewinnen. Die Ergebnisse 
bisheriger Tagungen zu den Themen „Ökonomisierung des Lebens“
und 
"Repolitisierung", bei denen etwa Carl Hegemann (Volksbühne Berlin), Rainer 
Forst (Frankfurt/M.), Hartmut Rosa (Jena/Augsburg) und Juliane Rebentisch 
(Berlin) referierten, werden derzeit für die Vorbereitung einer ersten 
Ausgabe der Zeitschrift „polar“ verarbeitet.

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