[rohrpost] Christina Kubisch in Chemnitz /// Jan-Peter Sonntag in
Berlin
carsten seiffarth
carsten_seiffarth at web.de
Don Mai 27 10:43:21 CEST 2004
I. VOXXX.Galerie Chemnitz
23. Mai 2004 - 04. Juli 2004
7. Ausstellung der Reihe
"soundart im VOXXX" in Chemnitz
Christina Kubisch (D)
VERSPROCHENE PARADIESE
elektromagnetische Klanginstallation
Manifeste entstehen, um die Öffentlichkeit zu Veränderungen aufzurufen.
Die Erklärungen, Proklamationen und Grundsatzerklärungen entstehen aus
dem Bedürfnis, eigene Handlungsweisen zu proklamieren und zu
rechtfertigen. Manifeste sind verkündete Absichten, die Welt zu
erneuern, zu verbessern, radikal zu ändern. Die Richtungen und
Gruppierungen sind so verschieden wie die Überzeugungen zur Veränderung
der herrschenden Ordnung. Sie widerlaufen und durchkreuzen sich, sie
verschlingen und widersprechen sich.
Von der zentralen großen Säule im Raum der VOXXX Galerie fließen
schwarze dicke Kabel wie Schlingpflanzen herunter und verteilen sich auf
dem Boden. Jeder Kabelstrang wird hörbar, wenn sich der Besucher mit
einem kabellosen speziellen magnetischen Kopfhörer nähert. Zwölf
gesprochene Künstlermanifeste aus verschiedenen Zeiten werden hörbar, je
nach Kopf- und Körperbewegung in verschiedenen Kombinationen. Der Hörer
erprobt und komponiert im Dickicht der Kabel seine eigenen Manifeste,
unhörbar für die anderen und das ist auch gut so.
Ausstellung vom 23. Mai - 04. Juli 2004
geöffnet Donnerstag - Sonntag 19 - 21 Uhr
VOXXX.Galerie, Horst-Menzel-Str.24, d-09112 chemnitz
fon/fax: 0371-3646 91
email: galerie at voxxx.de
www.voxxx.de
Die Ausstellungsreihe "soundart im VOXXX" wird kuratiert von Carsten
Seiffarth (Berlin) und der VOXXX.Galerie.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Kulturstiftung des Freistaats
Sachsen und das Kulturamt der Stadt Chemnitz.
Weitere Ausstellungen in 2004:
Carsten Nicolai & Olaf Nicolai
Terry Fox
Roswitha von den Driesch & Jens Uwe Dyffort
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II. ELISABETHKIRCHE Berlin (Mitte)
Pfingstsonntag, 30. Mai 2004, 22.00 - 2.00 Uhr
Elisabethkirche, Invalidenstr. 3, 10115 Berlin (Mitte)
Jan-Peter E.R. Sonntag (D) "sonArc-project"
EXTENSION3 lux aeterna (2004)
eine Installation/Komposition für zwei sonArcs = klingende Lichtbögen.
Am Ende der elektrisch/elektronisch instrumentellen Kette (ein Laptop,
D/A-Wandler und eine speziell von Jan-Peter E.R. Sonntag und seinemLab
in den letzten 3 Jahren entwickelte
Verstärker/Transformatoren-Schaltung) stehen zwei Paare von zwei offenen
Starkstromelektroden anstatt mechanischer Lautsprechern mit Membranen.
Durch das hohe Spannungspotential springen konstant Funken über, die
einen Lichtbogen bilden - eine Spezialform des Plasmas. Neben sichtbarem
starken Licht entsteht UV- und IV-Strahlung und eine starke Hitze an den
Elektroden und im Gas des Lichtbogens. Bei einer konstanten Spannung
wird die akustische Information - die später akustische Schwingung - in
eine Stromstärkenänderung transformiert. Dadurch ändert sich die
Temperatur im Plasma so schnell, dass sie die Luft in Schwingung
versetzt. Ausgehend von Experimenten des englischen Ingenieurs William
Duddel und dem brasilianischen Pater Landell de Moura um 1900, handelt
sich bei diesem Instrumentarium um ein rein
elektrisch/elektro(pho)nisches = aus schwingendem elektrischen Strom
wird unmittelbar Licht und Klang.
EXTENSION3 lux aeterna
Das Erklingende ist eine Rekomposition basierend auf den mp3 codierten
Datenmaterial einer Aufnahme der Chorkomposition von György Ligeti in
der gekürzten Fassung, die Stanley Kubrick für sein Siencefiction-Epos
"2001 - A Space Odyssey" verwandte - eine Extension durch digitale,
akustische "Interpolation", wobei in den Überdehnungen die
Formanten/der Klangcharakter des Stimmengemisches erhalten wird. Schon
Ligety separiert und sekularisiert hier den letzen Teil eines Requiems -
in der Liturgie die Bitte um das ewige Licht für die Toten: LUX AETERNA.
Kubrick nutzte das Stück sowie Stücke von Johann Strauß während der
Produktion als erst nur vorläufigen Soundtrack (temp track) und
entschied sich später gegen den für den Film paralell von Alex North
geschriebenen Soundtrack, eben für u.A. "lux aeterna" im endgültigen
Soundtrack. So entstehen Szenen im Film unter dem Eindruck dieser Musik,
die durch den Film, der 1968 herauskam, bei einer weiten Öffentlichkeit
bekannt wurde und so "resemantisiert" sich verbunden hat mit den Bildern
einer fast zeitlos und ziellos durchs All gleitenden Raumfähre. Durch
die micropolyphonen Glissandi, die sich in statischen Clustern
verdichten, klingt schon die Aufnahme des Chorwerkes sphärisch entrückt,
fast wie eine elektronische Musik. In der EXTENSION wird dieses
Kompositionsprinzip quasi gedoppelt und klanglich bis an einen
"digitalen" Stillstand bewegt.
Konzeption/Komposition/Raum: Sonntag
Hardware-Entwicklung: Bakenhus/Sonntag (N-Solab)
gefördert durch den Senat der Stadt Berlin / Klangkunststipendium 2003
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Christina Kubisch stellte in der Saison 2002 in der singuhr ? hörgalerie
in parochial aus.
Jan-Peter E.R. Sonntag wird in der Saison 2005 mit einer
Einzelausstellung präsentiert.
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