[rohrpost] unseri ö ses publikationsprojekt
hartware
post at hartware-projekte.de
Sam Feb 21 16:39:35 CET 2004
Kürzlich erhielten wir (hartware) die Einladung, einen Textbeitrag für die
Publikation “Digitale Kunst - Produktion, Vermittlung, Theorie. Positionen
zur interaktiven Medienkunst im deutschsprachigen Raum³ zu produzieren. Die
Publikation wird aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der whois Verlags- &
Vertriebsgesellschaft (Heidelberg) herausgegeben - als eine
Gemeinschaftsproduktion von Monika Fleischmann und Ulrike Reinhard (whois
Verlag).
Unter anderem soll am Ende des Buches garniert von Kunstprojekten die
whois Verlags- & Vertriebgesellschaft als profilierte Suchmaschine
vorgestellt werden: Laut Eigenwerbung “die umfassendste Suchmaschine der
deutschsprachigen New-Media- und IT-Landschaft³ (http://whoiswho.de).
Die anvisierte AutorInnenliste der geplanten Publikation ist mit ihren über
40 Namen höchst beeindruckend. Jedem/r AutorIn ist ungefragt bereits der
Titel des gewünschten Beitrages zugeordnet worden. In einer völlig
willkürlichen Themenabfolge wirkt das Ganze, als basiere die angestrebte
Kompilation auf einer Google-Recherche.
In der Anlage zum Textgesuch fand ich Angaben zum geplanten Inhalt sowie zu
den Richtlinien und den Vertragsklauseln, die unter anderem besagen, dass
die Beiträge der AutorInnen zeitlich unbegrenzt an netzspannung.org
abzutreten seien und man sich ansonsten dazu verpflichtet, sich für drei
Jahre der Vervielfältigung und Verbreitung des Textes zu “enthalten³.
Nur zu der Honorierung fand ich keine Angaben.
Als ich mich nach diesem erkundigte, wurde mir mitgeteilt, dass außer 8
Personen, alle geplanten AutorInnen positiv auf die Anfrage seitens des
Verlages reagiert hätten ich allerdings die Erste sei, die sich nach einem
Honorar erkundigt hätte. Es gäbe aber für niemanden ein Honorar. Man könne
sich aber ggf. auf 6 statt der 3 angebotenen Freiexemplare einigen:
schließlich gehe der Verlag ja schon das Risiko der Finanzierung einer
Publikation ein, die es in der Form noch nicht geben habe und die überdies
von einem ganz großartigen Designer gestaltet wird. Die Verlegerin geht
ansonsten davon aus, dass keine/r de/r AutorInnen erwartet, für seinen/ihren
Beitrag ein Honorar zu erhalten.
Dass kann (und möchte) ich, ehrlich gesagt, gar nicht glauben. Soviel
unbezahlte Arbeit für das Jubiläum eines Verlages, der primär
IT-Branchenverzeichnisse - zu diversen Städten oder zu Themen wie Mobilfunk,
E-Financing, E-Learning oder E-Health - produziert?
Oder geht es eigentlich darum, wieder einmal unentgeltlich den Content für
netzspannung.org zu liefern? Ein Projekt, dass mit nicht unerheblichen
Mitteln aus der öffentlichen Hand gefördert wird und dessen
gesellschaftliche Rechtfertigung nun auf meiner unbezahlten Arbeit beruhen
soll?
Dass viele von uns immer wieder aus unterschiedlichen Gründen ihrer
Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen: d¹accord. Dass muss jede/r
selbst entscheiden.
Aber diese Nummer kommt mir zutiefst unseriös vor und ich kann nur hoffen,
das diese Publikation unter den gegebenen Umständen nicht zustande kommt -
was wesentlich an den angefragten AutorInnen liegt, von denen nicht wenige
der Rohrpost eng verbunden sind.
Iris