[rohrpost] Gestalten mit digitalen Medien - Universit ät der Künste Berlin  

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Fre Feb 20 00:29:58 CET 2004


Am Donnerstag, 19. Februar 2004 um 19:44:51 Uhr (+0100) schrieb Ralph
Ammer:

> > Hier stellt sich wohl wieder einmal die Frage,
> > ob Medienkunst Gestaltung seien kann und
> > ob man Kunst und ihre Vetreter, Teilnehmer
> > und Mitfahrer mit diesem Vergleich abwertet.

s/Medienkunst/Kunst/.

Eines der größten Probleme zeitgenössischer Kunst wie der, die zur Zeit
auf der Berlin-Biennale (aber auch auf der letzten Documenta)
ausgestellt wird, ist, daß sie kaum bildästhetisches Problembewußtsein
mehr besitzt und sich nicht mehr für visuelle Gestaltung interessiert.
Gute bildende Kunst, auch Konzeptkunst (Kosuth z.B.) und Netzkunst
(jodi) war immer auch gute visuelle Gestaltung bzw. Lösung von
gestalterischen Problemen. Auf Documenta und Biennale sieht man eine
Kunst, die keine eigenständige Bildsprache mehr entwickelt, sondern in
ihren "dokumentarisch"-installativen Formen visuell naiv oder
ambitionslos ist und die zeitgenössische Entwicklung von
Bildsprachen "den Medien" (=populären Massenmedien) überläßt, die sie
zitiert. 

Bei den Videoinstallationen der Biennale im Martin-Gropius-Bau entsteht
so der Eindruck einer Hotelfrühstückszimmer-Dauerberieselung mit CNN,
die auch dadurch nicht besser wird, daß sie (auf ziemlich einfältige
zumal mit teilweise grauenhaft geschriebenen Begleittexten auf
geisteswissenschaftlichem Erstsemesterniveau) globalisierungs- und
urbanismuskritische Inhalte transportiert.

-F

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