[rohrpost] DEATH RACE 2000 // monochroms
Medialeswettlaufmitdemtodwochenende
das ende der nahrungskette
jg at monochrom.at
Fre Nov 21 12:06:59 CET 2003
>>DEATH RACE 2000<<
USA, 1975
monochrom-Raum im MQ Wien, Sonntag/23. November 2003, 20:30.
( http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html )
Mit einem Vortrag von Michael Löbenstein.
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Das Jahr 2000 ...
Die USA werden von einem diktatorischen, der Öffentlichkeit enthobenen
"Präsidenten" regiert. Brot und Spiele: Um die quasiproletarischen Massen bei
Laune zu halten findet jährlich das groteske "Transkontinentale Autorennen"
statt: Fünf Zweierteams rasen von New York nach Los Angeles, verbrennen nicht
nur massig Gummi und (kostbares?) Benzin, sondern sammeln auch ganz besondere
"Bonuspunkte" - für jeden überfahrenen Passanten gibt es einen Score, Frauen
und Kinder zählen besonders hoch.
"Death Race 2000" ...
... ist ein überaus schönes Beispiel für einen Seventies-Exploitationer der
Klasse Roger Corman: Der Film casht, im Fahrwasser des aufwändiger
produzierten
"Rollerball" mit den gleichen Sujets im Grind-Circuit der Autokinos und
Z-Kinos
ab: Dystopische Sport-SciFi, aufgepeppt mit allem, was das "Kino des
schlechten
Geschmacks" (und der niederen Instinkte) zu bieten hat. Und das sind, wie so
oft bei Corman, Maschinen (diesmal Autos, DR2k ist kein Bikermovie!), Mädels
(Mathilda the Hun, die Naziwalküre, Calamity Jane als Cowgirl in
Warhol-Anmutung) und natürlich exzessive Gewalt. Was wohl am meisten
überrascht
ist der Humor, den wohl der Corman-Protége Paul Bartel (verstorben 2000) zu
verantworten hat: Sein Talent zur Satire, gepaart mit einem antibourgeoisen
Sinn fürs Groteske macht DR2k zu einem wundervoll sarkastischen Stück
Science-Fiction, das ganz im J.G. Ballard'schen Sinne die Gegenwart (1975, die
Zeit der Ölkrise, des ökonomischen Zweifels und einer ruinösen
US-Außenpolitik)
meint, wenn es von der Zukunft spricht. Und außerdem ist DR2k ungleich
lustiger
als der dröge "Logan's Run" und auf jeden Fall weniger prätentiös als, um
Äpfel
mit Birnen zu vergleichen, Ridley Scotts "Gladiator", wenn es darum geht,
Massensport als die fundamentale Phantasie autoritärer, spektakelhafter
Politik
(also des Verschwindens von Politik?) zu begreifen. Oder vielleicht ist das
alles zu weit gedacht - wahrscheinlich gehts eh eher darum ein Bier für jeden
Passanten aufzumachen und sich über Rollennamen wie Mathilda the Hun und Nero
the Hero, oder eine frühe Rolle Syvester Stallones zu freuen...
Wer weiß.
Michael Löbensteins Vortrag bietet vielleicht Lösungsansätze.
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Vortrag und Screening
Der Vortrag beginnt am Sonntag, den 23. November 2003 um 20:30 bei uns im
monochrom-Raum im MQ. Danach Screening des Films.