[rohrpost] Reservate fuer Bio-Wissensquellen?
microprozessor.org
p at auto-cue.org
Die Aug 19 22:51:58 CEST 2003
hi m,
At 22:31 18.08.2003 +0200, you wrote:
>COMPUTER
>Attac gegen geplante Patentierung von Software
>
>
>FRANKFURT A. M. Gegen Patente für Computer-Software hat sich die
>globalisierungskritische Organisation Attac in einem offenen Brief an die
>Abgeordneten des Europäischen Parlaments ausgesprochen. Bisher sei
>Software nach dem Europäischen Patentübereinkommen nur vom Urheberrecht
>geschützt. Eine geplante Richtlinie, mit der sich das Europäische
>Parlament am 1. September beschäftigt, würde eine Patentierung
>ermöglichen, teilt Attac mit.
>
>Nach Ansicht der Organisation würde dies zu einer weiteren Konzentration
>auf dem Softwaremarkt führen und damit Wissen privatisiert. "In der Praxis
>sichern Patente vor allem die Marktmacht großer Konzerne ab", kritisiert
>Attac. "Wissen, Information und Software sind das virtuelle Öl des 21.
>Jahrhunderts - dafür darf es keine Monopole geben."
>
>http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wissen/netzwerk/?sid=7087675f3c49a41a1746aa185468da09&cnt=272011
>
>
>"Leserbrief"
>
>Reservate fuer Bio-Wissensquellen?
>
>Mit einem typischen Informationsoekologie-Slogan verkennt die
>Kampagnenmaschine Attac zweifach, dasz "Wissen, Information und Software"
>nie Ressourcen sein koennen, schon gar keine 'virtuellen'. Denn alles
>Symbolische basiert auf Ver-Arbeitung - sei sie rationalisiert-maschinisiert,
>z.B. bei halbautonomen Symbolverarbeitungsmaschinen wie Computern, oder sei
>sie - wie immer noch - manufakturelle Serienproduktion von Hand+Kopf.
>Das bedeutet, dasz Wissen immer ausgelesen wird und werden musz, und zwar
>per Arbeitsleistung, die bekanntlich eine zeitlich bestimmte Ware ist.
Immerhin kann Wissen etc. arbeitsteilig behandelt werden; dh., es gibt
"Spezialisten" - auch Fachidioten genannt, die fuer die Mehrwertproduktion,
fuer die Innovationszyklus des Kapitalismus (egal welcher Form: ob
Staatskapitalismus (wie im "Sozialismus") oder totalitaerer
Monopolkapitalismus (im Faschismus des 3.Reiches) oder den
sozialdemokratischen Kapitalismus (seit 68er), den (Neo-) Keynsianismus
(wie attac ihn fordert) usw.) und die Akkumulationspunkte des
kulturell-idenitaeren Gesellschaftsordnung von aeusserster Bedeutung sind.
Sie bilden ua. die Elite...
In einigen Buechern wird behauptet, dass die "Intellektuellen"Arbeit immer
dazu da ist, die "Sachzwaenge" des Kapitalimus zu (re)produzieren und zu
manifestieren. Wars nicht sogar Marx, der dies schrieb ? (aber deshalb muss
man ja nicht gleich Intellektuellen feindlich, oder gibts hier Antisemiten ? ;)
>Wissen etc. ist demnach kein Rohstoff, wie das Gerede vom "virtuellen Oel"
>suggerieren soll, den es oekologisch zu schuetzen gelte, sondern Produkt
>aus Arbeit!
Oel ist auch nur Ressource, wenn es "geschoepft" wird, sonst ist es
schmierige Materie und ist insofern, so schaetze ich die Aussage vom
"virtuellen Oel" ein, im Sinne des Wertes, der aus dieser Materie mit Hilfe
von Arbeitskraft geschoepft werden kann und den das Oel bedeutet, gemeint.
Dass ein Unterschied zwischen der Transformations-"Arbeit" der Natur, um
Oel "herzustellen", und der menschlichen Arbeit, um fuer das System
nuetzliches (!) Wissen zu produzieren, besteht, kann nur insofern
beantwortet werden, dass die ARbeit der Natur eine (im marxschen Sinne)
unproduktive, also nicht Mehrwert bringende Arbeit ist und insofern auch
weitestgehend fuer den Wert, den es an und fuer sich nicht gibt,
uninteressant ist; das Oel bedarf immer der menschlichen Arbeit, um
wertvoll zu sein. Das Wissen ebenfalls; allerdings besteht es aus purer
menschlicher Arbeit: Es entsteht nur durch menschliche Arbeit und kann nur
mit solcher verarbeitet werden und als solches ueberhaupt als Wissen
bezeichnet werden.
So ist also der Vergleich zwischen Oel und Wissen, wie du schreibst:
>Wissen ist nicht blosz Mittel, sondern bleibt als Gut gebunden
>an Ausbeutungsverhaeltnisse, in denen die stecken, die das Gut
>kulturtechnisch herstellen.
>Attac folgt in seiner Rhetorik eines "Ausverkaufs von Wissen", verbunden mit
>einer Antihaltung, der Ideo-Logik des Kapitals, welches Manpower/Womenpower
>als Ressource oder Kapital definiert und damit den Zwang des Verkaufs der
>den Individuen eigenen Arbeitskraft ueberdeckt. Wobei (in diesem Fall)
>Symbolver-Arbeiterinnen, ganz im Sinn der Kopplung von fixem und fluidem
>Kapital, zu 'frei verfuegbarem', aber "nachhaltigem" "Humankapital"
>(Ressource Humaines) gemacht werden.
>Indirekt strengt die propagandistische Theorie von Attac einen
>reformerischen Diskurs an, der den Markt und sein(e) Kommando(s)
>befuerwortet, aber auf Regulierungs-Bestrebungen (Monopolverbot) hofft,
>die das System (so musz man es nunmal nennen) aus Kauf und Verkauf
>letztlich blosz abfedern und damit stuetzen sollen; bzw., was vielleicht
>schwerer wiegt, es wird in seiner Logik garnicht begriffen. Denn eine
>Beschraenkung des Profits wuerde Profit und seinen Terror ja nicht
>abschaffen, sondern nur etwas von ihm abzweigen, fuer kleinere
>Marktgaenger etwa (gegen die "groszen Konzerne"), oder fuer Sozial-
>und Kultursysteme. Das entspricht offenbar ganz einem globalistischem
>Neo-Keynesianismus.
>
>Matze Schmidt
+) Susa Meya