[rohrpost] newsletter1: ars electronica 02 and radio fro 105.0
Barbara Wildberger
barbaraw@fro.at
Tue, 16 Jul 2002 17:28:57 +0200
text englisch
text german/deutsch
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ARS ELECTRONICA 2002 >unplugged< in Linz/ Austria www.aec.at/festival2002=
/
within the participation of Radio FRO 105.0 www.fro.at
=93cultural diversity and polyethnical media=94
The debate is organized by RADIO FRO a non-commercial radio station in L=
inz
/ Austria. It takes place on 10. of September 12:00 AM =96 04:00 PM.
Cultural diversity is a global reality. European societies are polyethnic=
al
and there is no way back into a homogeneous community. While cultural
diversity is of demographic value: Media still are far away from being
polyethnical. Charles Husband claims that in the past scientists and
practitioners largely paid attraction on eliminating racism and not on th=
e
structure and the constitution of polyethnical media.
Radio FRO is an outstanding example for a polyethnical media. Radio FRO i=
s
an open space for autonomous and independent media use for all social and
ethnical groupings in society. Currently FRO is broadcasting in 13 differ=
ent
languages and - as an example - there are 7 different programmes in Turki=
sh.
Polyethnical media can represent the existing diversity even within a
specific social und ethnical grouping and therefore allow a more profound
view of society.
In the light of the cultural diversity in today=92s societies polyethnica=
l
media therefore play an important role =96 as a forum for different needs=
and
interests they offer a wide range of goods and possibilities mass media
cannot and do not want to effort. But when we are talking about open spac=
e
and open access media and expressing differences between and even within
ethnical, political or religious groupings we must think of the risks and
problems that might rise. In fact and open access media can also be a
platform for extremists und =93just to be a minority group of course does=
not
give a guarantee for virtue=94 (Charles Husband) Without any doubt
polyethnical media are bearing responsibility.
The ARS ELECTRONICA FESTIVAL www.aec.at/festival2002/ is one of the most
outstanding international art and new media festivals. This years program=
is
called =93UNPLUGGED =96 Art as the Scene for Global Conflicts=94. It=92s =
focussing
on the political aspects of arts and media.
*end englisch text*
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ARS ELECTRONICA 2002 >unplugged< in Linz/ Austria www.aec.at/festival2002=
/
mit einer Programmierung von Radio FRO 105.0 www.fro.at
"CREATING INTERFACES - POLYETHNICAL MEDIA AND CULTURAL DIVERSITY"
Die Debatte ist organisiert von RADIO FRO 105.0, dem nicht-kommerziellen
Radiosender in Linz / =D6sterreich. Sie findet am 10. September 2002 von =
12-16
Uhr statt.
FAKTIZIT=C4T VERSCHIEDENHEIT UND GLOBALISIERUNG
Die soziale, ethnische und kulturelle Verschiedenheit ist nicht nur sozia=
le
Realit=E4t. Sie ist auch =96 und dies immer mehr =96 ein politisches Them=
a. Unsere
Gesellschaften sind l=E4ngst polyethnisch und der Weg zur=FCck in ohnehin
fragw=FCrdige =84homogene nationale Gemeinschaften=93 =96 wie sie in den =
Programmen
rechtspopulistischer Parteien formuliert wird =96 ist Illusion. In den
polytethnischen Gesellschaften ist die Verschiedenheit selbst mit den
restriktivsten Einwanderungsgesetzen nicht mehr aufzul=F6sen.
Um dem Konfliktpotential und den Auseinandersetzungen in einer
multiethnischen Gesellschaft entgegen zu wirken gen=FCgt es l=E4ngst nich=
t mehr,
gegen Rassismus zu sein. Vor allem im Medienbereich geht es darum, die
Rahmenbedingungen und Voraussetzungen f=FCr eine multiethnische
Medienlandschaft zu schaffen. Charles Husband weist darauf hin, dass in =
der
Vergangenheit von PraktikerInnen und AkademikerInnen der =84Eliminierung =
des
Rassismus=93 weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als etwa der
Konzipierung und dem Aufbau einer =84polyethnischen Medienlandschaft=93.
DER ANSATZ VON RADIO FRO
Radio FRO versteht sich als Modell f=FCr eine polyethnische Medienlandsch=
aft:
Raum f=FCr einen offenen und in seiner Reflexion vielf=E4ltigen und breit
gestreuten Diskurs. Ein offener Raum der Selbstformulierung und autonomen
Mediennutzung:
Die Palette an diversifizierenden und widersprechenden Meinungen ist
umfangreich und steht im deutlichen Kontrast zu den paternalistischen und
zaghaften Bem=FChungen der Mehrheitsmedien, deren reduziertes Information=
s-
und Kommunikationsangebot gerade f=FCr sprachliche und kulturelle Minderh=
eiten
viel zu weitmaschig gestrickt ist, um die Unterschiede innerhalb den Sph=E4=
ren
sichtbar zu machen. Beispielsweise verf=FCgt FRO gegenw=E4rtig allein =FC=
ber 7
inhaltlich unterschiedliche Sendungen in t=FCrkischer bzw. kurdischer Spr=
ache.
Mit dem Leitgedanken =84Anstiftung zur Initiative=93 =96 der seine Wurzel=
n im
k=FCnstlerischen und medienpolitischen Anspruch der Stadtwerkstatt hat =96=
folgt
Radio FRO im Unterschied zu den herk=F6mmlichen Konsumptionsmedien einem
Ansatz, der auch innerhalb der Freien Medien Szene nicht unumstritten ist.
Auseinandersetzung und Konflikte um Haltungen und Positionen werden nicht
abgeschw=E4cht oder verhindert. =84Der Andere=93 ist von Anfang an Teil d=
es
Diskurses, der von den verschiedenen Gruppierungen oder Einzelpersonen =96=
den
=84Teil=F6ffentlichkeiten=93 getragen wird.
Tragen Mehrheitsmedien im Sinne einer =84gutm=FCtigen Akzeptanz=93 tende=
nziell zu
einem homogenen Bild des =84Anderen=93 bei, geht es darum, die Erfahrunge=
n und
Interessen der ethnischen Minderheit auch in ihrer vielfach unter den Tis=
ch
gekehrten Verschiedenheit zu repr=E4sentieren. Eine Offenheit und Diversi=
t=E4t,
die letztlich auch innerhalb der Sph=E4re Konfliktpotential birgt und
Feindseligkeiten zwischen den Gruppierungen entfachen kann. Nicht nur die
existierenden Mehrheitsmedien sind potentielle Sprachrohre f=FCr rassisti=
sche
und politische Hetze. =84Eine bestimmte ethnische Identit=E4t zu besitzen=
, sei
es die der Mehrheit oder die einer Minderheit, ist keine Garantie f=FCr
Tugend.
MULTIETHNIZIT=C4T UND TERRORISMUSVERDACHT
Schlie=DFlich sind mit Migration und Globalisierung die Grenzen zunehmend=
auch
f=FCr politische, ethnische und kulturelle Konflikte durchl=E4ssig geword=
en, die
unter Umst=E4nden weit au=DFerhalb des konkreten regionalen Umfeldes ange=
siedelt
sind oder weit dar=FCber hinaus gehen. Eine Entwicklung, die mit dem 11.
September ihren vorl=E4ufigen H=F6hepunkt erreicht hat. Im Zuge des Ansch=
lages
auf das WTC ist die Problematik von Multiethnizit=E4t und Migration mit d=
em
Ph=E4nomen des Terrorismus bedenklich verquickt worden. Insbesondere
muslimische Ausl=E4ndervereine und Moscheen sind mit dem Vorwurf konfront=
iert,
extremistischen Terrororganisationen in die H=E4nde zu arbeiten. Die
=F6sterreichische Staatspolizei etwa hat kurz nach den Attentaten in eini=
gen
Vereinen eine Radikalisierung in der politischen Auseinandersetzung
festgestellt und die =DCberwachungen verst=E4rkt.
INTERAKTION UND VERANTWORTUNG
Medien tragen eine entscheidende Verantwortung f=FCr das Zusammenleben (n=
icht
nur) in transnationalen Kontexten. Radio FRO ist sich dieser Verantwortun=
g
und der Notwendigkeit eines sensiblen Umgang mit ethnischer und kulturell=
er
Diversit=E4t bewusst. Mit dem Hintergrund der Thesen von Husband bedingt =
eine
funktionierende polyethnische Medienlandschaft einerseits die F=F6rderung=
des
Dialogs =FCber die ethnischen Grenzen hinweg und damit den Aufbau von
Schnittstellen an den Grenzen der unterschiedlichen Teil=F6ffentlichkeite=
n.
Zum andern geht es um einen Dialog innerhalb der ethnischen Gemeinschafte=
n
und damit der Reflektion der vorhandenen internen Diversit=E4t.
MEDIEN UND POLITIK
Der Umgang mit der wachsenden nationalen, sozialen und kulturellen
Inhomogenit=E4t unserer Gesellschaften ist eine der wesentlichen politisc=
hen
Herausforderungen der Zukunft. Das politische Moment der Medien spielt in
diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle.
Eine funktionierende Polyethnizit=E4t braucht eine funktionierende
polyethnische Medienlandschaft.
BEITRAG ZUM FESTIVAL
Der Festivalbeitrag von Radio FRO ist eine Analyse der Thematik mit seine=
n
wissenschaftlichen und politischen Kontexten. ExpertInnen aus Wissenscha=
ft,
Politik und Praxis diskutieren die Rolle polyethnischer Medien in den
heutigen Gesellschaften, ihre notwendigen Rahmenbedingungen und ihr Beitr=
ag
f=FCr Integration und Verst=E4ndnis.
Die Chancen, Strukturen aber auch Konfliktlinien zeigen die Ergebnisse ei=
ner
Forschungsarbeit =FCber das fremdsprachigen Programm auf Radio FRO, die i=
m
Rahmen der ARS ELECTRONICA erstmals vorgestellt werden. Der Beitrag von
Radio FRO soll das Feld =84der Anderen=93 in der Mikrokultur von Linz bzw=
. im
Kontext des Konzeptes einer polyethnischen Medienlandschaft beleuchten.
Vor allem die Darstellung der gegenw=E4rtigen politischen Brisanz der The=
matik
ist ein Anliegen. Auf europ=E4ischer Ebene ist eine Versch=E4rfung der
Einwanderungs- und Asylpolitik zu beobachten. Integrationsma=DFnahmen wer=
den
zunehmend zu Zwangsma=DFnahmen =96 Stichwort =84Sprachkurse f=FCr Ausl=E4=
nderInnen=93.
Neben regionalen und nationalen politischen Debatten und Ans=E4tzen r=FCc=
kt
vermehrt die internationale und europ=E4ische Dimension der Thematik in d=
en
Vordergrund. Migration z=E4hlt zu den Kernthemen unter dem gegenw=E4rtige=
n
Ratsvorsitz von D=E4nemark.
Das ARS ELECTRONICA FESTIVAL (http://www.aec.at/festival2002/) ist das
hervorragende Festival f=FCr Internationale Kunst und Neue Medien. Das
diesj=E4hrige Thema nennt sich =93UNPLUGGED =96 Art as the Scene for Glob=
al
Conflicts=94. Es fokusiert die poltischen Aspekte von Kunst und Medien.
*ende deutscher text*