[rohrpost] Netzpublikation: Archiv: free access: Dt. Bibliothek
Ingrid Strauch
ingrid.strauch@berlin.de
Sat, 13 Apr 2002 14:44:47 +0200
Liebe Rohrpost,
ich denke, die folgenden Hinweise zum Thema:
Abgabe von Netzpublikationen (NP) an Die Deutsche Bibliothek (DDB)
und Zugaenglichkeit der bei der DDB archivierten NP
sind on topic, obwohl sie nicht nur (aber auch) Netzkuenstler
betreffen.
Im Kern geht es mir um zweierlei:
1. Waehrend Printveroeffentlichungen ueber den Leihverkehr und
ueber Dokumentliefersysteme der Bibliotheken im Rahmen des
Literaturversorgungsauftrags der Bibliotheken ueberregional
zugaenglich sind, sollen reine NP der Verlagen bzw. verlegenden
Stellen nur durch Bibliotheksreise (Standorte der DDB in Frankfurt
a. M., Leipzig, Berlin, evtl. auch Standorte von Landesbibliotheken)
vor Ort nutzbar sein, es sei denn, die anliefernde Stelle sieht eine
andere Regelung vor. Dies ist an Absurditaet schwer zu
ueberbieten, IMHO.
2. In der 1. Phase (mehrere Monate) spricht die DDB die Verlage
an, anschliessend ist Eigeninitiative moeglich. Ihr werdet dann Eure
NPs von der DDB langzeitarchivieren, bibliographisch verzeichnen
und darueber bekanntgeben lassen koennen. Wenn Ihr wollt, werdet
Ihr festlegen koennen, dass Eure bei der DDB archivierte NP via
Internet frei zugaenglich ist :-).
2 Quellen:
1.
Abgabe von Netzpublikationen an Die Deutsche Bibliothek : Organisation
und Technik des Abgabeverfahrens / Die Deutsche Bibliothek. - Vers. 1.0
vom 19. September 2001. - Frankfurt a. M., 2002
http://deposit.ddb.de/netzpub/web_abgabe_np_verfahren.htm
Meine Zusammenfassung dazu:
Definition von NP: Teilmenge der "Elektronischen Publikationen"; NPs
werden ohne die Bindung an physische Traeger im Internet publiziert und
verbreitet. NP treten in vielfaeltigen Datenformaten und
Erscheinungsformen auf. Beispiele: Elektronische Zeitschrift, E-Book,
Datenbank, E-Mail-Newsletter. - In der ersten Phase (mehrere Monate)
tritt DDB aktiv an Verlage bzw. verlegende Stellen heran. Spaeter kann
die Initiative vom Verlag / von der verlegenden Stelle ausgehen. Die DDB
erschlie=DFt die NP bibliographisch, gibt die Veroeffentlichung bekannt
und ist verantwortlich fuer die Langzeiterhaltung. Rechtliche Basis ist
eine Rahmenvereinbarung zwischen der DDB und dem Boersenverein des
Deutschen Buchhandels, die die abliefernde Stelle akzeptiert. Zugriff auf
die NP, die im Depotsystem der DDB gespeichert sind, ist danach nur
durch berechtigte Nutzer innerhalb der Standorte der DDB (Leipzig,
Frankfurt a.M., Berlin) oder ggf. innerhalb der Standorte kooperierender
Regionalbibliotheken gestattet, wenn nichts anderes mit dem Ablieferer
vereinbart ist.
2.
Erklaerung zur Rahmenvereinbarung Netzpublikationen Deutsche
Bibliothek/Boersenverein / IuK Initiative Information und
Kommunikation der wissenschaftlichen Fachgesellschaften in
Deutschland. - Osnabrueck, 2002
3 Anm.
http://www.iuk-initiative.org/documents/ddbbv11042002/
Meine Zusammenfassung:
Die Vereinbarung schliesst den Internetzugang zu den von Der Deutschen
Bibliothek archivierten Netzpublikationen der Mitgliedsverlage des
Boersenvereins aus. Sie ist damit im Kern wissenschaftsfeindlich und
scheidet als moeglicher Bestandteil eines zukuenftigen Systems der
dauerhaften Versorgung von Forschung und Lehre mit Referenz- und
Arbeitsmaterial einstweilen aus. Sie steht im Gegensatz zu dem
internationalen Stand der Diskussion zum Stichwort Zeitschriftenkrise
(Versorgungsschwierigkeiten durch Bibliotheken), die auf nach einer
Karenzzeit schliesslich freien Zugang zielt. Die Rahmenvereinbarung
sieht dagegen ohne Differenzierung in Material und
Publikationszeitpunkt Reisen nach Frankfurt, Leipzig oder Berlin vor, um
vor Ort gegen Entgeld Ausdrucke zu erstellen. Dem ist eine gewisse
Komik nicht abzusprechen.
Aufmerksam geworden bin ich durch eine Mail von Klaus Graf an die
Liste INETBIB (Internet in Bibliotheken), Betreff: Deutsche Bibliothek
und Boersenverein - ein Teufelspakt
http://www.ub.uni-
dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/200204/20020413.html#0
Homepage der Liste:
http://www.inetbib.de/
Gruesse,
Ingrid
--
ingrid.strauch@berlin.de
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http://www.virtuelleallgemeinbibliothek.de/tempelhof/