[rohrpost] Kultur-Taler für Projekte anstatt
Verwalter
Andreas Broeckmann
abroeck@transmediale.de
Thu, 11 Apr 2002 14:16:22 +0200
Bernd von den Brincken <bvdb@asa.de> schreibt:
>2. Kleines Rechenbeispiel:
>Kunstort xy habe bisher 100 Taler Budget, davon gehen 10 in Miete/Kosten,
>60 in Personal und 30 Taler in Projekte. Nun kürzt der böse Kultursenat=
or
>20 Taler.
>Aber was macht Kunstort xy? - Er lässt Miete und Personal stehen - und
>kürzt das Projektbudget von 30 auf 10 Taler. Anders ausgedrückt: um 66
>Prozent. - Und DAS macht wirklich "handlungsunfähig".
>
>Klar, "Personal" sind ja nette Leute, fachkundig, engagiert, die haben viel
>für xy getan, da hat man manches gute Gespräch geführt, und vorher wa=
ren
>sie ja auch schon ehrenamtlich tätig usw. usf.
bernd, das erste ist wahr, das zweite aber nicht der grund der misere: in
vielen dieser institutionen arbeiten leute mit vertraegen, die langfristig
sind und deren kuendigung noch viel teurer waere. ein problem uebrigens,
das man noch viel schoener nicht a 5 galeriemitarbeitern, sondern an 250
opernmitarbeitern oder orchestermusikerInnen durchexerzieren kann, wo das
tarif-, budget- und gewerkschaftspolitisch richtig interessant wird. der
berliner finanzsenator sarrazin hat nicht umsonst provokativ angeboten,
dass alle oeffentlichen angestellten im rahmen eines 'solidarpaktes' auf
10% ihres einkommens verzichten sollten.
wir sollen uns hier nicht zu sehr mit der berliner finanzkrise befassen,
aber die kuerzungen von bethanien, kunstwerken, podewil etc. sind ja vor
allem deshalb so pervers, weil gleichzeitig bei keinem der grossen theater,
opern, museen gespart wird, und weil gleichzeitig der berliner senat
beschliesst, fuer die korrupten, erschlichenen, geheimen fonds der berliner
bankgesellschaft und ihrer privilegierten klientel in milliardenhoehe
garantien ab zu geben, zB fuer minderwertige mietgebaeude, fuer deren
mietzahlungen der senat jetzt ueber einen zeitraum von 25 jahren buergt. da
sind leute, die setzen ihre investitionen zu 253% als verluste steuerlich
ab und bekommen ueber jahrzehnte ihre zinszahlungen zugesichert - aus
demselben steuersaeckel, in dem die EUR 200.000 fuers bethanien nicht mehr
drin sein sollen.
der skandal ist, dass es in dieser stadt einen spd/pds-senat gibt, dass es
also eine deutliche mehrheit gegeben hat fuer eine linke politik, und dass
jetzt auf schon fast absurde weise das privatkapital geschuetzt wird. es
ist mE falsch, diesen konflikt auf die frage nach ein paar stellen im
bethanien ab zu schieben.
gruss,
-a