[rohrpost] PWC: Praktikumsplatz
sascha
sab@kein.org
Sun, 14 Oct 2001 17:39:16 +0200 ((MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit)
lieber gerrit,
mir geht es nach wie vor um die hohlen versprechungen in der ausschreibung
des praktikumplatzes, also weder darum, ob in dem projekt "pwc"
feierabendk=FCnstler (davon habe ich gar nichts erw=E4hnt) zu sehen sind bz=
w.
agieren, noch habe ich =FCberhaupt =FCber die berechtigung (oder nicht
berechtigung) eines solchen projektes geredet.
komm also bitte zur sache und beantworte definitiv, warum, wenn schon kein
geld da ist, potenziele bewerber + bewerberinnen mit der versprechung von
"Kontakten mit internationalen K=FCnstlerInnen..." gek=F6dert werden sollte=
n?
Den Reste Deiner Ausf=FChrungen finde ich sehr spannend und das sollte auf
jeden Fall hier in dieser Liste diskutiert werden, hat aber mit dem, was
ich anfangs kritisiert hatte, nichts zu tun.
beste gr=FCsse,
--=20
||| SaB.->
On Sun, 14 Oct 2001, Gerrit Gohlke wrote:
> sascha schrieb:
> >
> > eben hohle versprechungen. dass dieser zustand mit einem lamento =FCber=
die
> > ach so tr=FCben aussichten in berlin nicht besser werden, versteht sich=
von
> > selbst. wir hier in der provinz kommen langsam davon ab, immer wieder d=
en
> > st=E4dtischen kulturplan mit unbezahlter arbeit zu versch=F6nern. die p=
arole
> > kann nur lauten: arbeit gegen geld oder lebensmittel. alles andere ist
> > nicht akzeptabel. als realist weiss ich nat=FCrlich, dass zwischen dies=
er
> > forderung und (auch der eigenen lebens-) realit=E4t ne ziemlich grosse
> > l=FCcke klafft.
> > --
> > |||SaB.->
>
>
> Lieber Sascha,
>
> m=F6glicherweise stehen wir vor der Gefahr, die Liste in eine
> Off-Topic-Diskussion zu verwickeln; andererseits steht die
> Medienkulturszene vor wenig anderen Problemen als der herk=F6mmliche
> Kunstbereich und hat bestimmte Probleme l=E4ngst vorweggenommen.
>
> Ich will nur kurz auf den Punkt hinweisen, der mir wichtig ist: Es w=E4re
> ganz falsch anzunehmen, die nicht-institutionellen kritischen oder
> kuratorischen Projekte vollz=F6gen sich allein auf dem Gebiet der
> Feierabendkunst. Die im PWC-Projekt gezeigten K=FCnstler (z.B. Adib
> Fricke, z.Zt. "Quobo" im Hamburger Bahnhof/Staatliche Museen Berlin,
> oder Peter Friedl, z.B. Documenta X, Biennale Venedig) sind fern davon,
> auf nicht-institutionelle Ausstellungsgelegenheiten zur=FCckgreifen zu
> m=FCssen und sehen sich gewi=DF nicht als Produzenten privatimer Kunst.
>
> Die gegenw=E4rtigen Produktionsbedingungen in Institutionen mit ihrer
> ver=E4nderten Publikumsausrichtung machen allerdings auch f=FCr etabliert=
e
> K=FCnstler andere, intimere Produktionsorte nowendig. Man mu=DF nicht sow=
eit
> gehen, wie der K=FCnstler Thomas Eller, der provokanterweise kurzerhand
> eine kategorische Unterteilung des Kunstbetriebes in U- und E-Kunst
> gefordert hat. (Die Betrachtung des E-Musik-Betriebes weckt ja sofort
> allerlei Bef=FCrchtungen auch f=FCr den, der sich am kunstbetrieblichen
> Dauer-Pop zu langweilen beginnt.) Der Bedarf an diskursorientierteren
> Kunstprojekten f=FChrt aber zu einem Bedarf an Aussellungsglegenheiten,
> die sich ma=DFstabsgenauer an den Absichten und Arbeitsweisen der
> K=FCnstlerinnen und K=FCnstler orientieren als dies in gro=DFen
> Ausstellungsprojekten offenbar zur Zeit m=F6glich ist.
>
> Das strukturelle Problem besteht also eben gerade nicht darin, da=DF die
> Kunstproduzenten- und vermittler eine Industriegewerkschaft f=FCr bessere
> Alimentierung gr=FCnden m=FCssten, wie Du das suggerierst; sie h=E4tten d=
as
> sonst schon getan. Das Problem besteht vielmehr darin, da=DF bisher die
> =F6ffentliche F=F6rderung ebenso wie die =F6ffentliche Publizistik
> unzureichend auf eine intimere und ma=DFst=E4blichere Kunstvermittlung
> eingestellt ist. (Die Kunstpublizisten scheinen dieses Problem =FCbrigens
> bereits l=E4nger und intensiver zu reflektieren als es bislang die
> Kunstkuratoren tun.) Es geht also gar nicht um ein Lamento =FCber
> fehlendes Geld, wie Du kritisierst, sondern um eine strukturelle Antwort
> auf problematische Vermittlungsbedingungen. Diese Antwort steht noch
> aus, und Du wirst sie nicht dadurch gewinnen, da=DF Du den beteiligten
> Kulturproduzenten die Gewerkschaftsforderung "Arbeit gegen Geld oder
> Lebensmittel" auf die Transparente schreibst. Aber da=DF zwischen Deiner
> Forderung und Deiner Lebensrealit=E4t eine L=FCcke klaffe, hattest Du ja
> bereits erw=E4hnt.
>
> Beste Gr=FC=DFe
>
> Gerrit
>
>
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>
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