[rohrpost] make world 18-21 oktober
florian schneider
fls@kein.org
Sun, 07 Oct 2001 08:12:11 +0200
make-world festival
BORDER=3D"0" LOCATION=3D"YES"
konferenz | ausstellung | performances | workshops
M=DCNCHEN 18-21 OKTOBER 2001
http://make-world.org
mailto:0yes@make-world.org
Eigentlich ist "make world" ein Kommando, um das Betriebssystem eines
Computers komplett zu erneuern. Auf diesem Wege ist es m=F6glich, den
jeweils j=FCngsten Entwicklungen zu folgen, wenn erst einmal die Quellen
synchronisiert sind. Wer "make world" in die Befehlszeile eingibt,
wechselt das gesamte System aus, w=E4hrend es gleichzeitig weiterl=E4uft.=
Vom 18. bis 21. Oktober findet in M=FCnchen in Muffathalle und
lothringer13 ein au=DFergew=F6hnliches Festival statt, das sich die
Verkn=FCpfung unterschiedlichster Themen und Herangehensweisen zum Ziel
gesetzt hat. Wissenschaftler, Theoretiker, K=FCnstler und Aktivisten sind=
eingeladen zu Pr=E4sentationen, konstruktiven Debatten, Reflektionen und
Diskussionen. Unter dem Titel BORDER=3D"0" LOCATION=3D"YES" soll der Frag=
e
nachgegangen werden, welche neuen Formen von Subjektivit=E4t durch die
gegenw=E4rtigen Ver=E4nderungen der Welt hervorgebracht werden, die bisla=
ng
als "Informatisierung", "Digitalisierung" und "Globalisierung"
etikettiert wurden. Je mehr diese Schlagw=F6rter jedoch an Glanz
verlieren, desto wichtiger ist es, sich damit auseinanderzusetzen,
welche Rolle im Gegenzug Grenzen spielen, was Zugangsbeschr=E4nkungen und=
=F6rtliche Ungebundenheit, Mobilit=E4t und Bewegungsfreiheit in Wirklichk=
eit
bedeuten. =
Ziel ist, gerade in Zeiten, in denen niemand mehr versteht, was gerade
passiert und erst recht nicht vorhersagen will, was morgen sein wird,
angemessene Formen der Auseinandersetzung und weiteren Verst=E4ndigung zu=
finden. Die besondere Herausforderung besteht schlie=DFlich darin, sich
der R=FCckkehr zur sogenannten Normalit=E4t genauso wie dem permanenten
Ausnahmezustand zu widersetzen.
Vielleicht schon mit den Geschehnissen von Genua, sp=E4testens aber seit
den Anschl=E4gen in den USA hat ein Zeitalter begonnen, das nun wahlweise=
als 21. Jahrhundert, Armageddon, dritter oder vierter Weltkrieg
bezeichnet wird. Die entscheidende Botschaft aber lautet: Was vor kurzem
noch undenkbar war, d=FCrfte im n=E4chsten Moment schon keine gro=DFe
=DCberraschung mehr darstellen. =
Wenn aber wirklich das Ende vom Ende des letzten Jahrhunderts oder gar
der Geschichte erreicht sein sollte, muss alles, was passieren kann oder
zu tun ist, wieder von vorne anfangen. Ein solcher Neubeginn wird weit
mehr umfassen als zuvor. Es ist also an der Zeit zu scrollen: Vorw=E4rts
und zur=FCck zu schauen, zur Seite zu blicken, kreuz und quer, um die Eck=
e
und weiter nach vorne zu denken.
Medien und Migration, weltweite Mobilit=E4t und Kommunikation sind die
zwei gro=DFen Themen der letzten Zeit, die sich gegenseitig bedingen und
verst=E4rken, und das nicht nur in sozialer und =F6konomischer, sondern i=
n
jeder erdenklichen Hinsicht. Dass Menschen einen selbstbestimmten,
taktischen Umgang, ihre pers=F6nliche Auffassung von Globalisierung
ergreifen, diese bereichern, ihr widersprechen oder neu erfinden, hat
eine Menge prek=E4rer Situationen, ungeheuer produktive Miss- und
Selbstverst=E4ndnisse hervorgebracht. Mehr denn je geht es um die
Erfindung von neuen Lebensm=F6glichkeiten. Mehr denn je um eine Sicht der=
Welt, die nicht Ungleiches mit immer Schlimmerem vergilt, sondern
gleiche Rechte durchsetzt. =
KONFERENZ
Der Konferenzteil von BORDER=3D"0" LOCATION=3D"YES" besteht aus einer Rei=
he
von Vortr=E4gen und Diskussionen mit zahlreichen G=E4sten aus aller Welt.=
Nach den Anschl=E4gen von New York und Washington verschwimmen die
Erinnerungen an die Einwanderungsdebatte in Deutschland und selbst die
Proteste von Genua. Das Konferenzprogramm von make-world versucht gerade
vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse das wirkliche Potential der
so genannten Globalisierung zu hinterfragen, und zwar in den
Auswirkungen auf das Leben und Arbeiten der Menschen. Der Aufstieg einer
neuen globalen Souver=E4nit=E4t, die nur noch eine innere Sicherheit kenn=
t,
d=FCrfte sicherlich einen Eckpunkt der Debatten markieren. Im
unaufhaltsamen und nicht enden wollende Fall der "New Economy" sowie am
Vorabend einer endg=FCltigen Zerst=FCckelung des Netzes wird die
Virtualisierung von Grenzen untersucht, um eine Neubestimmung von
=F6ffentlichen G=FCtern, gemeinsam genutzten R=E4umen und freier
Zug=E4nglichkeit zu versuchen.
Bis vor kurzem noch galt als neu, dass globale M=E4rkte nach
Arbeitskr=E4ften aus aller Welt verlangen. Es schien =FCberraschend, dass=
Betriebsr=E4te in der New Economy nicht nur um den Erhalt ihrer
Arbeitspl=E4tze vor Ort k=E4mpfen, sondern Streiks, soziale und politisch=
e
Auseinandersetzungen sich weltweit vernetzen. Pl=F6tzlich fiel auch wiede=
r
auf, dass Arbeit sich kaum im herk=F6mmlichen Sinn entlohnen l=E4=DFt, we=
il
immer weniger abstrahierbar und immer schwerer bemessbar. Was aber soll
verwunderlich daran sein, dass viele der besten Entwicklungen auf
freiwilliger Basis geschaffen werden, offen und oft sogar frei zur
Verf=FCgung stehen? Wenn jeder Mensch ein Experte ist, lassen sich deren
Kreativit=E4t sich =FCberhaupt noch Grenzen setzen? Warum verst=F6rt selb=
st,
dass Kunst, die weiter im Begriff ist, sich zu entmaterialisieren, frei
flottierende Subjektivit=E4ten und nicht mehr verk=E4ufliche Objekte
hervorbringt?
AUSSTELLUNG
Der Ausstellungsteil "Der K=FCnstler als Experte" riskiert einen Blick vo=
n
der Seite und bereitet Profile von K=FCnstlern auf. Deren Daten werden
gesammelt und ausgestellt als Selbst-Ansichten, die biografische,
=E4sthetische, imagin=E4re Ebenen von Subjektivit=E4t aufeinander schicht=
en.
Eingeladen sind die Experten Marko Peljhan (communication technology and
earth/space environment applications), Entropy8Zuper (future of art and
entertainment), Jennifer Reeder (White Trash), Herbert W. Franke (expert
in computer art, cybernetic aesthetics, visualization of science,
futurology, speleology), Beige (intention of computing). Verbunden ist
diese Ausstellung mit dem dreit=E4gigen Testbetrieb der Installation
"Jeder Mensch ist ein Experte" (Konzept: Shu Lea Cheang), die eine
Datenbank, frei gestaltbare Erhebungsb=F6gen, offen zug=E4ngliche Termina=
ls,
Hilfestellungen und eine Experten-Lounge umfasst. =
PROGRAMM
BORDER=3D"0" LOCATION=3D"YES" wird am Donnerstagabend, 17. Oktober mit
Vortr=E4gen von Saskia Sassen (Chicago) und Ghassan Hage (Sydney)
er=F6ffnet. Danach gibt die in im Sommer wochenlang in Italien inhaftiert=
e
"no border/no nation" Karawane ein Gastspiel, und im Anschluss DJ
Spooky. Am Freitag beginnt der Konferenzteil entlang verschiedener
Pfade: "Arbeit ohne Grenzen", "Open Sources", "Under global
Construction". Am Abend spricht Roman Leibov, danach wird die
Ausstellung "Der K=FCnstler als Experte" er=F6ffnet. Freitagnacht ist ein=
e
Performance von Guillermo Gomez-Pena. Am Samstag wird die Konferenz
fortgesetzt mit Diskussionsrunden und Workshops. Das Abendprogramm
besteht aus einem Vortrag von Kodwo Eshun und einem anschliessenden
Konzert mit Daddy G (Massive Attack) sowie einer Klubnacht in den
Ausstellungsr=E4umen mit Micromusic. Am Sonntagvormittag spricht Lev
Manovich =FCber "The Language of New Media". Gleichzeitig wird
"Virtualienmarkt", eine Ein Tagesmesse er=F6ffnet, auf der K=FCnstler und=
Aktivisten ihre Projekte pr=E4sentieren k=F6nnen. Das Festival endet mit =
der
geplanten Video-Konferenz mit Antonio Negri in Rom. =
G=C4STE
Valery Rey Alzaga (Gewerkschaftsaktivistin, New York), Konrad Becker
(Medienk=FCnstler, Wien), Beige (Musiker, St. Louis), Franco Bifo Berardi=
(Theoretiker, Bologna), Stefano Boeri (Architekt, Mailand), Yann Moulier
Boutang (=D6konom, Paris), Roberto Bui (Autor, Bologna), Shu Lea Cheang
(K=FCnstlerin, New York), Diedrich Diederichsen (Theoretiker, Berlin),
Entropy8Zuper (Netzk=FCnstler, Gent), Kodwo Eshun (Theoretiker, London),
Herbert Franke (K=FCnstler, M=FCnchen), Matt Fuller (K=FCnstler, London),=
Volker Grassmuck (Medienforscher, Berlin), Reinhold Grether
(Netzwissenschaftler, Konstanz), Graham Harwood (Medienk=FCnstler,
Amsterdam), Fran Illich (Autor, Tijuana), Osaren Iginoba (Aktivist,
Jena), Manse Jacobi (Medienaktivist, Beirut), Myoung Joon Kim
(Gewerkschaftsaktivist, Seoul), Maurizio Lazzarato (Theoretiker, Paris),
Kimi Lee (Gewerkschaftsaktivistin, Los Angeles), Roman Leibov (Linguist,
Tartu), Geert Lovink (Medientheoretiker, Sydney), Eveline Lubbers
(Autorin, Amsterdam), Sebastian L=FCtgert (Medienaktivist, Berlin), Lev
Manovich (Kunsthistoriker, San Diego), Paul D. Miller (DJ New York),
Angela Mitropoulos (Medienaktivistin, Melbourne), Erich Moechel (Wien),
Prabhu Prasad Mohapatra (New Delhi), Anton Monti (Aktivist, Helsinki),
Dorian Moore (Designer, London), Tom Mulcaire (Kurator, Kapstadt),
Beshid Najafi (Aktivistin, K=F6ln), Antonio Negri (Theoretiker, Rom),
Paolo Punx (Aktivisten, Mailand), Aris Papatheodorou (Medienaktivist,
Paris), Marko Peljhan (K=FCnstler, Ljubljana), Ludovic Prieur
(Medienaktivist, Paris), Jennifer Reeder (Videok=FCnstlerin, Chicago),
Janko Roettgers (Autor, Berlin), RTmark (Medienaktivisten), Saskia
Sassen (Soziologin, Chicago), Partha Pratim Sarker
(Medienwissenschaftler, Bangladesh), Shuddhabrata Sengupta
(Medienaktivist, New Delhi), Christiane Schulzki-Haddouti (Autorin,
Bonn), Pit Schultz (K=FCnstler, Berlin), Sam de Silva (Medienaktivist,
Melbourne), Gemma Susa (Aktivistin, London), Trabajo Zero (Aktivisten,
Madrid), Jussi Vahamaki (Theoretiker, Tampere) und viele andere mehr.
STREAM
Das gesamte Programm des Festival wird im Internet live gestreamt, und
anschlie=DFend in einer Datenbank abgelegt, die =FCber ein Webjournal
zug=E4nglich ist. Konferenzsprache ist Englisch.
ANMELDUNG
0YES@make-world.org
MAILINGLIST
http://coyote.kein.org/mailman/listinfo/update
BUTTON UND BANNER: =
http://www.make-world.org/0yes88x31.gif
http://www.make-world.org/0yes468x60.gif
PRESSE
pr@make-world.org
SCHLAFPLATZB=D6RSE
sleeping@make-world.org
TICKETS
Festivalticket f=FCr alle Tage und Veranstaltungen: DM 47
VERANSTALTUNGSORTE:
Muffathalle <http://www.muffathalle.de> und lothringer 13
<http://www.lothringer13.de>
Das make world Festival BORDER=3D"0" LOCATION=3D"YES" wird konzipiert von=
Florian Schneider und Olia Lialina. Mit Unterst=FCtzung von: Thomas Atzer=
t
(Frankfurt), Shu-Lea Cheang (New York), Dragan Espenschied (Nordheim),
Fran Illich (Mexico City), Manse Jacobi (Beirut), Geert Lovink (Sydney)
Sebstian L=FCtgert (Berlin), Armin Medosch (London), Anton Monti
(Helsinki), Marko Peljhan (Ljubljana), Pit Schultz (Berlin), Klaus
Sch=F6nberger (T=FCbingen), Felix Stalder (Toronto), TA "jeder mensch ist=
ein experte", Soenke Zehlke (Saarbr=FCcken) u.v.a.m.
Organisation und Durchf=FChrung: Muffathalle Betriebs GmbH, lothringer13
und Kulturreferat der Landeshauptstadt M=FCnchen.
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http://make-world.org